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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Tür leise hinter sich, trat über die Fußangel weg und ließ den Strahl seiner Taschenlampe über Boden und Wände gleiten. Nichts als Dunkelheit. Er befand sich in einem riesigen Keller, in dem zweifellos einst Lebensmittelvorräte für eine kleine Armee gelagert hatten. Ein Schatten huschte durch den dünnen Lichtstrahl und noch einer und noch einer; um ihn herum piepste es schrill. Bond hatte nichts gegen Fledermäuse und glaubte auch nicht an das alte Märchen, daß sie sich im Haar verfingen. Ihr Radar war zu gut. Er bewegte sich vorsichtig weiter, wobei er nur die rohen Steinplatten vor sich beobachtete. Er kam an ein oder zwei dicken Säulen vorbei und jetzt schien sich der große Keller zu verengen, da er rechts und links die Wände und über sich eine gewölbte, mit Spinnweben bedeckte Decke erkennen konnte. Und hier führte eine Steintreppe nach oben! Er stieg vorsichtig hinauf und zählte zwanzig Stufen, ehe er den Eingang erreichte. Es war eine breite Doppeltür, die auf seiner Seite kein Schloß hatte. Er drückte leicht dagegen und spürte und hörte den Widerstand eines locker sitzenden Schlosses. Bond zog ein schweres Brecheisen aus der Tasche und stocherte damit herum. Die beiden scharfen Klauen hakten sich in einen Querriegel ein, und Bond zog kräftig nach der Seite, bis er das splitternde Geräusch von Metall und das Klirren von Nägeln oder Schrauben auf Stein hörte. Er drückte den Spalt weiter auf, und der Rest des Schlosses gab mit einem dumpfen lauten Knall nach. Der eine Türflügel schwang quietschend auf. Dahinter herrschte Finsternis. Bond trat durch die Tür und lauschte; seine Taschenlampe hatte er ausgeknipst. Aber er befand sich noch tief in der »Unterwelt« des Schlosses, kein Laut war zu hören. Er schaltete die Lampe wieder ein. Weitere Steinstufen führten zu einer modernen, polierten Holztür. Er ging hinauf und drückte vorsichtig den Griff herunter. Kein Schloß! Lautlos schob er die Tür auf und stand in einem langen Gang, der leicht anstieg. Am Ende war eine weitere Tür, an der sich unten ein schmaler Lichtstreifen abzeichnete! Bond schlich den Gang hinauf; dann hielt er den Atem an und lauschte am Schlüsselloch. Tödliche Stille! Er öffnete die Tür zentimeterweise und schob sich hindurch, wobei er sie hinter sich schloß. Er war in der großen Halle des Schlosses. Die mächtige Eingangstür lag links von ihm, und ein abgetretener roter Läufer lief von ihr aus quer durch die fünfzehn Meter breite Halle in den Schatten, den die große Öllampe über dem Eingang nicht erhellen konnte. Die Halle war leer bis auf den Läufer. Die Decke bestand aus einem Gewirr von Längs-und Querbalken, zwischen denen sich geflochtene Bambusmatten über den rauhen Verputz breiteten, der auch die Wände bedeckte.
    Bond drückte sich in den Schatten der Wand. Er nahm an, daß er jetzt im mittleren Stockwerk war und daß seine Beute irgendwo direkt vor ihm lag. Er war in die Zitadelle eingedrungen!
    Die nächste Tür, die anscheinend in einen der öffentlichen Räume führte, hatte nur eine einfache Sperrklinke. Bond beugte sich hinunter und spähte durchs Schlüsselloch. Ein weiterer düster erleuchteter Saal. Kein Laut! Er schob den Riegel nach oben, öffnete die Tür einen Spalt weit, dann ganz und ging hinein. Eine zweite riesige Halle, doch diesmal prunkvoll ausgestattet - der Hauptempfangsraum, vermutete Bond, in dem Blofeld seine Gäste willkommen hieß. Zwischen hohen goldgefaßten roten Vorhängen hingen hervorragend gearbeitete Teile von Rüstungen und Waffen an den weißgetünchten Wänden, schwere antike Möbelstücke waren in dekorativen Gruppen auf dem gewaltigen königsblauen Teppich in der Mitte angeordnet. Der übrige Boden bestand aus glänzend polierten Dielen, in denen sich die Lichter der beiden großen Öllampen spiegelten, die von der hohen Balkendecke herabhingen. Bond benutzte die Vorhänge als Deckung, indem er von einem zum anderen schlüpfte, und erreichte dann die kleine Tür am Ende des Saales, die, wie er annahm, zu den Privaträumen führte.
    Er beugte sich hinunter, um zu lauschen, ging aber sofort mit einem Satz hinter dem nächsten Vorhang in Deckung. Schritte näherten sich! Bond löste die dünne Kette, die er um den Bauch trug, wickelte sie um seine linke Faust, nahm das Brecheisen in die rechte Hand und wartete, wobei er durch eine Ritze im Stoff hinausspähte.
    Die kleine Tür öffnete sich halb und gab den Blick auf den Rücken eines der Wächter

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