Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
Jahrgänge in einer Klasse zugleich unterrichtete. Später studierte sie zwei Jahre an der Pädagogischen Hochschule in Aachen und es war üblich, dass im Anschluss die Absolventen unmittelbar in den Schuldienst traten und selbstständig unterrichteten. Regelmäßig fuhren die jungen Lehrer einer Region zu Hospitationen bei vom Schulrat auserwählten Mentoren. Dieser Schulrat kam zwei-, dreimal in den Unterricht, ließ sich auch nach der zweiten Lehrerprüfung immer mal wieder sporadisch blicken. Insgesamt konnten sich die Lehrer damals also viel mehr darin üben, wie man unterrichtet, ohne dass ihnen sofort pädagogisches Fehlverhalten unterstellt wurde. Ein großer Vorteil war nämlich, dass sie nicht ständig unter Beobachtung standen, sondern dass man ihnen Learning by doing zugestand. Es kann nicht so schlecht gewesen sein, denn viele Pädagogen haben einst so angefangen, und mancher in unserem Land fragt sich heute, ob die Schüler
damals nach ihrer Schulzeit nicht besser für das anstehende Berufsleben vorbereitet waren, als sie es heute sind.
Sicher fehlte früher dem einen oder anderen Lehrer ein wenig theoretisches Rüstzeug. Aber mittlerweile erleben wir das andere Extrem: Der Praxisbezug selbst im neuen Studiengang erstreckt sich in erster Linie auf das Erlernen didaktischer Modelle und Theorien ohne Bezug zum realen Leben. Damit kann ein Student gar nichts anfangen, denn Lernen vollzieht sich im Leben und nicht in der Theorie. Warum packt man dieses Problem nicht bei der Wurzel? Meiner Meinung nach wäre es sinnvoll, wenn man die Ausbildung auf ein praktisches Fundament stellen und in ein duales System umwandeln würde, um Lehramtsstudenten für ihre zukünftige Aufgabe besser vorzubereiten, indem sie von Anfang an in den Schulalltag eingebunden werden und sofort erfahren, was es tatsächlich bedeutet, Lehrer zu sein. Diese dualen Studiengänge erfreuen sich in der Wirtschaft zunehmender Beliebtheit, sicher wären sie auch für Lehrer sinnvoll. Welch immense Vorteile hätten alle Beteiligten, wenn ein Student im Teamteaching vor Ort Schulalltag begreifen könnte, an der Hochschule sein Fachwissen erweitern und durch begleitende Kurse in Persönlichkeitsbildung und Kommunikation seine Konflikte mit dem Berufsalltag klären könnte? Ich persönlich halte es für wesentlich ergiebiger, wenn ein Student sich schon in der Ausbildung damit auseinandersetzen darf, wie ihm der Umgang mit schwierigen Schülern gelingen kann, als dass er im Rahmen seines Religionsstudiums Altgriechisch lernen muss, welches sehr wahrscheinlich im laufenden Schulbetrieb nie mehr zur Anwendung kommen wird. Ich glaube, dass in vielen Menschen auch ein guter Lehrer steckt. Die meisten Menschen bekommen nur gar keine Gelegenheit, diese Fähigkeit zur Entfaltung zu bringen, weil ihnen nicht die entsprechenden Helfer zur Seite stehen.
Ich selbst habe nach meinem Studium zunächst genau so gelehrt, wie ich es vorher gelernt hatte. Dann begegnete ich Menschen, die mich in ihre Obhut nahmen und mir zeigten, wie man wirklich ein guter Lehrer ist. Ob jemand ein guter oder schlechter Lehrer wird, lässt sich meiner Meinung nach nicht unbedingt voraussagen. Aber ich würde darauf wetten, dass es viel mehr gute Lehrer gäbe, wenn sie mit empathischen Vorbildern in Berührung kämen, mit Mentoren, die sie dabei unterstützen, ein guter Lehrer zu werden, den die Schüler respektieren können.
Unsere heutige Lehrerausbildung ist meiner Meinung nach einer der Gründe, dass immer mehr Menschen vor unseren Schulklassen stehen, die völlig überfordert sind und sich vom Ideal eines guten Lehrers weit entfernt haben.
Welche Lehrer den Schülern das Leben schwer machen
Wenn Lehrer heute immer wieder am Pranger stehen, dann liegt das einfach daran, dass die guten immer noch in der Minderzahl sind. Leider gibt es zahlreiche Pädagogen, die Schüler gar nicht mögen, voreingenommen sind, lieber im Lehrer- als im Klassenzimmer abhängen, weltfremd ihr Ding durchziehen, sehnsüchtig die nächsten Ferien erwarten, lustlos ihren Dienst absolvieren und ihre Launen an den Heranwachsenden abreagieren. Erschwerend für die Schüler kommt hinzu, dass die Lehrer nun einmal am längeren Hebel sitzen und viele Schüler ständig ein Gefühl der Ohnmacht erleben, das sie auch im späteren Berufsleben nie mehr verlässt: Die da oben – wir hier unten. Wollen wir ehrlich sein: Lehrer können immensen Schaden anrichten. Begründungen wie mangelhafte Ausbildung,
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