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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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Schüler-Grundrechte, die erfolgreiches Wachstum erst ermöglichen. Ref 25

    Das Recht auf Fehler
    Was ist ein Fehler? Ein Ereignis, das sich nicht mehr wiederholen sollte, weil es Schaden anrichtet? Eine Abweichung von der Norm? Ein Verstoß gegen geltendes Recht? Ein Vergehen gegen Lehrwerke und pädagogische Überzeugungen? Ein Mangel an Vollkommenheit und damit persönliches Versagen auf ganzer Linie? Unser Schulsystem ist auf die Vermeidung von Fehlern ausgerichtet. Damit steht jeder ständig unter Dauerstress: Pass auf, Unheil naht. Ein einziger Fehlgriff – und der Misserfolg wird dein Begleiter. Gleichzeitig haftet dem Fehler der Geruch des Renitenten an. Verstöße gegen Regeln müssen streng geahndet werden. Wer etwas falsch oder einfach anders als die anderen macht, dem wird automatisch gleich mal böse Absicht unterstellt.
    Eine ganz andere Bedeutung bekommen Fehler, wenn man sie als Erfahrungen auf dem Weg zu persönlicher Reife bewertet. Als richtungsweisende Schritte zu neuen Erkenntnissen, als momentane Einschätzungen, die sich erst im Rückblick als mehr oder weniger günstig für einen selbst herausstellen. Solch eine positive Fehlerkultur erlaubt dem Menschen, durch Versuch und Irrtum zu lernen, zu wachsen und die Welt neugierig zu erkunden. Sie entlastet ihn von der Schuldzuweisung, noch nicht vollkommen oder lernfaul zu sein. Ein Mensch, der darauf trainiert wird, Fehler zu vermeiden, kann diese Lektion niemals erfolgreich absolvieren. Dafür müsste er den Fehler als solchen im Voraus erkennen. Selbstverständlich: Falls potenzielle Fehler rechtzeitig erkannt werden, dann muss man sie auch nicht machen. Aber meistens werden sie eben erst in der Rückschau erkannt, wenn sich ein wünschenswertes Ergebnis nicht einstellt. Und dann sollte tunlichst jede Geißelung und Selbstkasteiung unterbleiben, denn nur wer in sich hineinhorcht und herumprobiert, kann Lernerfahrungen und Lebensreife sammeln.

    Jeder schlechte Umgang mit Fehlern wirkt sich unmittelbar auf das Selbstwertgefühl des Menschen aus. Damit wird zu Minderwertigkeitsgefühlen erzogen, an denen der Mensch sein ganzes Leben lang nagt. Eines der größten Themen der Menschheit ist der Umgang mit Fehlern. In diesem Punkt tragen die meisten schwere Lasten mit sich herum. Unsere Gesellschaft braucht dringend eine veränderte Einstellung, eine neue »Fehlerkultur«. Schon zu meiner eigenen Schulzeit waren Fehler ein furchtbares Übel, welches einem ständig die eigene Unvollkommenheit vor Augen führte: Du bist nicht ok! Dir fehlt etwas! Du bist nur gut, wenn du keine Fehler machst!
    An dieser Einstellung hat sich 40 Jahre später immer noch nichts zum Besseren gewandelt. Im Gegenteil, das Pendel scheint noch weiter in die falsche Richtung ausgeschlagen zu haben: Wurden Fehler vor vierzig Jahren eindeutig noch an der Person festgemacht, so werden heute im nächsten Schritt auch gleich noch Gründe gesucht, die eigenes Fehlverhalten relativieren. Notfalls schreibt man dafür die eigenen Fehler »den ungünstigen Umständen« zu oder schiebt sie am besten gleich anderen in die Schuhe. All das hemmt den Lernprozess enorm. Wer Angst vor Fehlern hat, wird es nie wagen, an seine Grenzen zu gehen. Daher ist es wichtig, dass Schüler den konstruktiven Umgang mit Fehlern erleben und so lernen, dass sie das Recht haben, Fehler zu machen.
    PRAXISBEISPIEL ______________________________________
    In einer Gruppe lernen vier Mädchen ein Streichinstrument spielen. Die Art und Weise, wie sie auf diese Herausforderung reagieren, kann kaum unterschiedlicher sein: Die erste Geigenspielerin stürzt sich voller Begeisterung auf jede neue Aufgabe. Unzulänglichkeiten hält sie leicht aus, wohl wissend, dass ihr Geigenspiel von Mal zu Mal besser wird.

    Die Cellospielerin dagegen ist sehr zurückhaltend. Vorsichtig, eher etwas ängstlich, wagt sie sich an neue Herausforderungen. Man könnte meinen, sie rechne jeden Moment mit unvorhersehbaren Widerständen.
    Die Bratschenspielerin ist sehr extrovertiert, sie dominiert die Stunde, drängelt sich immer etwas in den Vordergrund und will den Ton angeben.
    Die zweite Geigenspielerin ist Perfektionistin. Mit größter Sorgfalt übt sie die Stücke. Sie hat einen hohen Anspruch an sich und kann schlecht damit umgehen, wenn etwas nicht hundertprozentig gelingt. Wenn sie etwas allein vorträgt und sich dabei verspielt, dann gelingt es ihr nicht, bis zum Ende zu musizieren und an der Betätigung als solcher Freude zu

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