Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
Wunschkonzert zu tun, sondern mit der Einsicht, dass nur der zu Höchstleistungen befähigt wird, der den Erfolgsweg selbst mit bestimmen kann. Der Heranwachsende braucht auf seinem Weg der Reife eine individuelle Rückmeldung. Und diese kann nicht in Form von Noten erfolgen, sondern nur als ein Austausch mit dem Experten Lehrer, der dem Schüler sagen kann, wie die Leistung eingeschätzt wird und wie sie optimiert werden kann, welche neuen Strategien und Zwischenziele zum gewünschten Resultat führen. Mitbestimmung heißt somit, dass durch gemeinsam erstellte Feedbacks die Knobelaufgaben je nach Level und Interesse gelöst werden. Und natürlich wird auch mit einem Lernenden gesprochen, wenn er eine Zeit lang nicht so viel leistet, wie er vielleicht könnte, und hinterfragt, wo die Ursachen liegen, um dann gemeinsam Lösungen zu finden.
Damit die Möglichkeit von Mitbestimmung kein Wunschtraum bleibt, plädiere ich für Ganztagsschulen mit Anwesenheitspflicht der Lehrer von 8 bis 17 Uhr, für vernetzten Unterricht, in dem die Schüler ihre Kurse frei wählen können, die Abschaffung der Schulglocke und 50 Prozent Freiarbeit im laufenden Schulbetrieb.
Bis das erreicht ist, kann ein Lehrer durch seine Offenheit jederzeit Mitbestimmung im Unterricht zulassen. Es gibt auch im kleinen Rahmen unentwegt Möglichkeiten, Schüler in die
Entscheidungsfindung mit einzubeziehen. Phasen, in denen der Lehrer Stoff einführt, und Phasen, in denen sich der Lernende selbstständig in neue Gedanken einarbeitet, passen in jeden Lehrplan. Entscheidend ist, dass der Lehrer immer präsent ist, auch wenn er schweigt. Im Idealfall würde ich die Schulbücher abschaffen und die Schüler selbst ihre eigenen anfertigen lassen. So müssen sie ihr Wissen eigenmächtig klären und entscheiden, welche Inhalte für sie nachhaltig wichtig sind. Sobald sich die Schüler nicht mehr einem fremden Willen unterwerfen müssen, wird die Schule auch ein Lern-und Lebensort, den alle Beteiligten gern besuchen mit dem guten Gefühl: Du machst Schule!
Menschen, deren Leben durch eine Entscheidung berührt und verändert wird, müssen an dem Prozess, der zu dieser Entscheidung führt, beteiligt sein und gehört werden.
(John Naisbitt)
Das Recht auf freie Fragen
Manchmal muss man fragen, wenn man etwas verstehen will. Fragen haben mit Aufgewecktheit, Neugier und Wissbegierde zu tun. Der Mensch will die Nuss knacken! Es ist doch hochinteressant herauszufinden, warum beim Essen die Nase läuft, warum die Banane krumm ist und warum Wäsche sogar bei Minustemperaturen trocknet. Diese ganz normale Fragelust haben sich die Medien zunutze gemacht: 40 Jahre »Sesamstraße«, 40 Jahre »Sendung mit der Maus« und 20 Jahre »Quarks und Co.« legen Zeugnis ab über das Interesse der großen und kleinen Menschen. Ich selbst erinnere mich gern an gemeinsame Runden mit meinen Kindern vor dem Fernseher, wo wir Antworten auf die tollsten Fragen bestaunten.
Wissen macht Spaß! Nur nicht in der Schule: Dort geben wir die »Ahs« und »Ohs« an der Schultür ab. Auf einmal verstummen alle und den Schülern gehen die Fragen aus, nur nicht den Lehrern.
Wer die Welt fragend erkundet, kann tolle Entdeckungen machen. Wer fragt, bewegt sich Schritt für Schritt weiter. Jede Entwicklung basiert auf Herausforderungen, die gelöst werden wollen. Widersprüche im Leben werfen nun mal Fragen auf, die geklärt werden wollen, dadurch wird der Mensch gestärkt. Warum haben dann so viele Schüler Angst, Fragen zu stellen? Ist es die Sorge, für blöd gehalten zu werden? Bekommen sie die falschen Antworten, weil sie nicht verstanden wurden? Will sich keiner mehr die Arbeit machen, nachzudenken? Ist zu wenig Zeit da, um Lösungen zu erarbeiten? Werden nur Fragen von allgemeinem Interesse beantwortet? Ist damit eine persönliche Frage vielleicht nicht up to date? Fragen über Fragen, vor allem die eine: Was macht überhaupt eine gute Frage aus? Gute Fragen sind die fehlenden Mosaiksteinchen, die jemand braucht, um sein Werk zu vervollständigen. Je mehr Ratlosigkeit und Suchprozesse sie auslöst, umso wertvoller ist eine Frage. Je mehr das Gehirn angeregt wird, umso mehr Perspektiven eröffnen sich – und das ist die Basis für Kreativität. Deshalb bleibt nur der dumm, der nicht fragt.
Die besten Antworten sind jedoch die, die sich der Mensch selbst gibt. Die Erfahrungen, die er auf seiner Suche macht, sind von Nachhaltigkeit und unschätzbarem Wert. Was gründlich selbst erarbeitet
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