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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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verstehende, beobachtende Rolle ist ihnen mehr als fremd. Zurück bleiben Schüler, die sich übergangen und nicht angenommen fühlen, die glauben, sie seien ihren Lehrern egal. »Die ziehen eh nur ihren Unterrichtsstoff durch. Wer auf der Strecke bleibt, hat eben Pech gehabt«, das sind felsenfeste Überzeugungen vieler Heranwachsender, die in ihrem Leben wenig Lehrerempathie und Respekt erfahren haben. Für achtsame Schüler-Lehrer-Kontakte ist wichtig, dass ausnahmslos alle Schüler die ungeteilte Aufmerksamkeit und das Verständnis des Pädagogen erhalten.
    In diesem Punkt können die Lehrer von der Berufsgruppe psychologisch geschulter Kommunikationstrainer lernen, die ein hohes Maß an Kundenorientierung, Beratungskompetenz, logisch-analytischem Denkvermögen, rascher Auffassungsgabe und positivem Menschenbild in ihre Tätigkeit einbringen. Ihre Aufgabe ist in erster Linie, dem Klienten »blinde Flecken« bewusst zu machen, ohne dabei sein Verhalten zu werten. Das ist das entscheidende Kriterium, wenn man Lösungen herbeiführen möchte: Nur wer anderen die Augen öffnen kann, ohne zu verurteilen, hat eine Chance, dass Widerstände vermieden und nachhaltige Veränderungsprozesse eingeläutet werden können.
    Ich kenne beide Seiten, die Welt der Lehrer und die der Kommunikationstrainer. Ich habe noch nie so viel gelernt und so viel Gehör und Wertschätzung erlebt wie als Klient in meinen psychologischen Schulungen. Dagegen ist die Schulwelt eine nicht verstehen wollende, selbstgefällige und lenkende Institution, die auf Schüler permanent einredet und ihnen die Wege vorgibt. Deshalb ist es unerlässlich, dass Lehrer und Referendare regelmäßig verbindlich mit Supervisionen und Kommunikationstrainings geschult werden.

    Wer sich immer beklagt, dass Schüler im Unterricht stören und nicht zuhören würden, der muss in Vorleistung treten und aktives Zuhören leben, damit Heranwachsende sich angenommen fühlen können. Es ist die Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Schüler, die nicht ignoriert werden, die stören auch nicht. Wer gut auf Schüler hört und ihr Tun wertfrei beobachtet, erfährt eine Menge über ihr Lernverhalten, ihre Denkweisen und ihre Denkabläufe. So kann der Lehrer Entwicklungen möglicherweise gar vorausahnen und rechtzeitig lenken. Wer nur redet, erfährt nichts: Lernen wir lieber zu begreifen, was uns ein Heranwachsender zu sagen hat. Wer zuhört, kann verstehen. Wer versteht, kann passende Unterstützung gewähren.
    Aktives Zuhören heißt, sich in den anderen hineinzuversetzen, seine Sichtweisen und Denkvorgänge aus dessen Perspektive zu verstehen. Nur so kann der Schüler da abgeholt werden, wo er steht. Viel zu oft projiziert der Lehrer jedoch seine eigene Autobiographie auf den Schüler und leitet davon ab, was der wohl zu seinem Glück zu brauchen hat. Doch wer verstanden werden will, muss zuhören und die Sprache des Gegenübers sprechen können. Das setzt voraus, dass die Lehrer zuallererst selbst lernen, sich von ihren Projektionen und Vorurteilen zu lösen. Wer einmal erfahren hat, wie leicht sich die Dinge fügen, wenn man sich selbst zurücknimmt, und wie man dadurch erst zu neuen Informationen gelangen kann, der versteht auch, warum Wahrheiten nie objektiv, sondern immer rein subjektiv sind. Wer zuhört, löst sich von seinem eigenen Egotrip. Er stellt den Menschen in den Mittelpunkt und erreicht damit das Herz seines Gegenübers. Auf diesem fruchtbaren Boden können Lernprozesse hervorragend gedeihen, denn man lernt besonders gut und gerne von Menschen, von denen man sich verstanden fühlt. Nur wer aktiv zuhört, kann Schülern Hilfe zur Selbsthilfe leisten und ihnen glaubhaft vermitteln: Du machst Schule!
    Das Recht auf Respekt
    Respekt ist die Einstellung eines Menschen zu seiner Umgebung. Es ist eine Haltung, die aus sich selbst heraus erwächst, nicht etwa weil man sie einfordert, sondern weil sie als eine Form der Wertschätzung gegenüber einem anderen Lebewesen, einer Sache oder einem Gegenstand gelebt wird. Wer andere respektiert, handelt nach der ethischen Regel »Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu«. Hier kommt das Prinzip der Gleichwertigkeit zum Tragen. Die Achtung vor der Würde jedes Menschen wie auch ein wertschätzender Umgang mit allen Gegenständen führen zu einem Sozialverhalten mit großer Umsicht, Verantwortung und Selbstdisziplin. Verhaltensweisen wie Höflichkeit, Freundlichkeit, Rücksichtnahme, gute Manieren

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