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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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beginnt, und dass er sich innerhalb dieser Grenzen bestmöglich entfalten sollte.
    Eine Schule, die den Heranwachsenden lehrt, dass er selbst es ist, der Schule macht und die Grundlagen für sein weiteres Leben legt, ist ein gutes Vorbild für eine starke Zukunft.
    Warum Verantwortung gemieden wird – aber dennoch nötig ist
    Im Grunde ist es gar nicht so schwierig, Heranwachsende zum verantwortlichen Leben und Lernen zu erziehen. Die Lehrer müssten den Lernenden lediglich deutlich machen: Wie weit
jemand kommen kann, das hängt in erster Linie von seiner Leistungsbereitschaft ab. Doch das tun Lehrer nicht – und auch die Eltern drücken sich davor und beklagen sich stattdessen lediglich bei den Pädagogen, dass die Kinder überfordert wären. Heute werden Heranwachsende auf den Thron gehoben, statt ihn selbst zu erklimmen.
    Zu meiner Zeit als Geigenschülerin musste ich noch einen harten Weg durch Vor- und Mittel- bis hin zum Oberstufenorchester zurücklegen. Weiter kam damals derjenige, der fleißig war, regelmäßig zu den Proben erschien und sein Repertoire beherrschte. Dieser Denkansatz wird heute sehr argwöhnisch betrachtet: Regelmäßige Proben können nur selten mit allen Mitgliedern abgehalten werden. Vom Zahnarztbesuch angefangen bis zu irgendeinem Geburtstag, ständig gibt es Unterbrechungen, die eine konstante Aufbauarbeit verhindern. Meine Eltern sagten mir noch: »Erst die Pflicht, dann das Vergnügen!« Doch heute fängt ein Ensembleleiter jede Woche von vorn an, weil immer ein paar Mitwirkende fehlen und folglich den Anschluss nicht schaffen. Auch das Üben im stillen Kämmerlein ist aus der Mode gekommen. Also wird dann im Ensemble wiederholt und wiederholt ... bis auch noch die wenigen die Lust verlieren, die regelmäßig anwesend waren.
    Für mich als Schülerin wäre es damals undenkbar gewesen, unvorbereitet zum Geigenlehrer zu gehen. Das hätten meine Eltern auch gar nicht akzeptiert. Und ich war kein Sonderfall: Alle meine Klassenkameraden erledigten ihre Aufgaben. Wer mit Faulheit glänzte, der stand früher am Spielfeldrand. Heute dagegen werden die Schüler geködert, ihnen wird die Welt in den buntesten Farben verheißen. So hat alles scheinbar seine Ordnung und jeder bemüht sich um eine glänzende Fassade. Doch wehe, man kratzt daran. Diese künstlich aufgebauschten Gebilde sind extrem einsturzgefährdet und kaum belastbar.
Produzieren wir heute in den Schulen nur noch Schaumschläger, die in erster Linie glänzen wollen?
    Mehr denn je müssen wir die Schüler wieder in die Verantwortung nehmen. Wir müssen damit aufhören, ihnen alles abzunehmen. Verantwortung ist eine Verpflichtung, für sich selbst, für andere, für eine Sache. Auch Eltern tragen eine Riesenverantwortung, damit Schule gelingen kann. Dabei denke ich weniger an das Ausrichten von Schulfesten und dergleichen, sondern vor allem daran, dass Eltern ihre Kinder an deren Pflichten erinnern und die Schule auf der Prioritätenliste wieder an oberste Stelle setzen. Wer auf die Schule schimpft – und da gibt es zu Recht viel Beklagenswertes – der möge sich auch gleich selbst für Verbesserungen stark machen. Konstruktives Handeln ist erwünscht! Wer die Schule als Animationsbetrieb ansieht, der ist mitverantwortlich, wenn sein Kind sich nicht optimal entwickelt. Lehrer, die sich diesem Wohlfühltrend beugen, geben ebenfalls Verantwortung ab. Lehreraufgabe ist und bleibt es, sich gegen alle Widrigkeiten dafür einzusetzen, dass sich junge Menschen zu starken, aus dem Inneren schöpfenden Wesen entwickeln. Dazu gehört nun mal weniger Wellness- und mehr Treibhausatmosphäre. Manchmal muss man Schüler auch gegen Widerstände antreiben und anspornen. Das ist etwas anderes, als jemanden zu etwas zu zwingen – das wird oft verwechselt. Ansporn ist Ermutigung, Zwang ist Unterdrückung. Niemand wird unterdrückt, wenn er zum Durchhalten angefeuert wird.
    Verantwortung zu übernehmen bedeutet, Entscheidungen zu treffen, entsprechend diesen zu handeln und bereit zu sein, die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, zu tragen. Egal, wofür sich ein Schüler engagiert: Er muss wissen, dass die Arbeit dort nur gelingen kann, wenn er sich auch verpflichtet, regelmäßig hinzugehen und mitzuarbeiten. Von dieser Investition profitiert letztendlich er selbst. Was er an guter Arbeit
einbringt, bekommt er zurück. Nicht nur, indem er seinen eigenen Horizont erweitert. Indem er das Ansehen der Gruppe mit verantwortet, steigt auch sein

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