Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
Schüler unsere Schulen, die nur den Tag herbeisehnen, an dem dieses ganze Schultheater endlich ein Ende hat.
Noten motivieren nicht – und sie sind nicht nützlich. Der beste Notengeber ist das Leben selbst, und nur das ist gerecht. Es belohnt persönliche Leistung sofort mit einem Ergebnis und gibt Auskunft darüber, ob der Mensch auf dem richtigen Weg ist. Willkürliche Kontrolle dagegen hindert den Menschen immer daran, etwas zu wagen, sich auf Experimente einzulassen. Und das ist ganz logisch! Wer wollte denn etwas wagen, wenn ihm die innere Stimme ständig warnend zuruft: »Du weißt ja, was passiert, wenn du einen Fehler machst!« Das Leben will erforscht werden – wobei Fehler wichtige Wegweiser und Helfer sind. Ref 35
Wenn in einer Talkshowrunde zum Thema »Leistungsdruck in der Schule« gesagt wird, dass wir nicht zum Hochsprung erziehen, wenn wir die Latte tief hängen, dann widerspreche ich dem! Denn es macht einen gewaltigen Unterschied, wer die Lattenhöhe bestimmt. Nachhaltige Leistung und eine tiefe innere Zufriedenheit wird erst erreicht, wenn jeder selbst darüber entscheiden kann, wie viel, wie schnell und wie hoch er springen darf. Nur das schafft Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten und letztendlich Begeisterung, weiterzumachen und dranzubleiben. Und ist denn ein »Niedrigspringer« tatsächlich weniger wert als andere Sportler, wenn er es zwar nicht zur Olympiareife schafft, doch in der Betätigung selbst Freude findet? In der Schule wird jedenfalls die Leistung immer am jeweils Besten gemessen, anstatt zu sehen und zu bewerten, wozu der Einzelne in der Lage ist und in welche Richtung er sich entwickelt.
Genau hier muss die Arbeit des Lehrers ansetzen: Er hat die Aufgabe, den Schüler anzufeuern, damit dieser schaffen kann, was er sich vornimmt. Es ist Aufgabe des Lehrers, dem Schüler in Momenten des Zweifels zu zeigen, wie er über sich selbst hinauswachsen kann. Das ist immer mit Anstrengung verbunden, mit Momenten der Mutlosigkeit, mit Jammern und Klagen. Jedoch wird nur der sich weiterentwickeln, der auf seiner selbst gewählten Zielgeraden nicht vor den Herausforderungen kapituliert. Dafür wird ihn das Leben belohnen, dafür braucht er keine Noten.
Und das Leben benotet sehr direkt: Tust du viel, erntest du viel. Willst du Rollschuhfahren lernen, dann brauchst du keinen, der dir vom Straßenrand ständig Tipps zuruft. Du brauchst noch nicht einmal Zuschauer. Du brauchst Vorbilder, vielleicht einen Profi, bei dem du abschauen und den du ab und an mal fragen kannst. Vielleicht muss dieser auch anfangs ein wenig mit dir trainieren. Aber dann brauchst du einfach nur viel, viel praktische Übung. Die musst du allein bewältigen, so lange, bis du zufrieden bist. Und wenn du einen bestimmten Level erreicht hast, dann wirst du dich vielleicht mehr fordern wollen, weil das Bekannte zu einfach und damit langweilig geworden ist. Du wirst automatisch neue, größere Herausforderungen suchen, vielleicht wirst du erste Sprünge ausprobieren wollen. Dann wirst du dich an den nächsten Experten wenden ...
Verzicht auf Noten – wie könnte das aussehen?
Wie sähe eine Schule aus, die Leistung nicht mit Noten bewertet? Sie würde mit dem Schüler individuelle Lernpläne vereinbaren. Darin würde festgehalten werden, welche Ziele der Schüler anstrebt, über welche Ergebnisse er sich abends vor dem Einschlafen freuen könnte, welche Wochenschwerpunkte er setzt. Der Schüler würde seine Ergebnisse in einem Buch protokollieren: Das kann ich, das möchte ich vertiefen, das muss ich noch erledigen, um mein Ziel zu erreichen.
Er könnte eine Halbjahresarbeit anfertigen und vor der Klasse präsentieren. Am Ende eines Schuljahres könnte er im Rahmen eines kleinen Festes den anderen berichten, auf welche erzielten Ergebnisse er mit Stolz blickt. Ich bin sicher, dass Schüler das tun wollen und können. Denn ich kenne keine faulen Schüler, ich kenne nur entmutigte.
Schule und Unterricht auf einen solchen Lernstil umzustellen, das erfordert ein völlig anderes Lehrverhalten: Der Lehrer muss zuhören, beobachten und unterstützen. Schüler sind dazu in der Lage, selbst für sich zu sorgen – natürlich anfangs noch mit der Unterstützung des begleitenden Lehrers, aber im Laufe ihrer Schülerlaufbahn immer selbstständiger. Leider dürfen sie das nur viel zu wenig. Wer aber ohnehin nichts entscheiden und selbstständig tun darf, der stellt sein Handeln schließlich ein.
Wer da noch glaubt, dass
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