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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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Situationen bleiben die wenigsten Schüler standhaft und bei Laune. Wer meint, Menschen für gute Leistungen ködern zu müssen, der agiert sehr kurzfristig und unbefriedigend.
    In diesem Zusammenhang fällt mir das Jugendorchester Venezuelas ein, das ich auf einem seiner Gastkonzerte erleben durfte. Ich habe noch nie einen so begeisternden, vor Temperament pulsierenden, hochmusikalischen Auftritt gesehen. Doch noch berührender ist die Idee dahinter: Dass es nämlich das Orchester überhaupt gibt, ist dem Idealismus des Musikers und Politikers Jose Antonio Abreu zu verdanken. Er holt Jugendliche aus sozial schwachen Schichten von den Straßen Venezuelas und bietet ihnen eine Musikschule, in der sie jeden Tag gemeinsam musizieren können. Die Besten aus dieser Schule dürfen im Jugendorchester mitspielen und repräsentieren als musikalische Botschafter ihr Land in der Welt. Durch dieses Projekt haben viele Kinder aus den Slums eine neue Lebensperspektive gefunden. Sie lernen Disziplin, gegenseitige Rücksichtnahme und Verantwortung. Sie sind mit großer Ernsthaftigkeit, Leidenschaft und Konzentration bei der Sache. Genau das gibt ihrem Leben einen Sinn. Dieses Beispiel zeigt, dass es jeder schaffen kann, der sich mit Leib und Seele einer Aufgabe verschreibt.
    Selbstbestimmung ist die Basis für Verantwortung
    Muten wir unseren Kindern zu, Verantwortung zu übernehmen. Damit sie das können, muss ihnen selbstbestimmtes Lernen zugestanden werden. Selbstbestimmung ist die Fähigkeit,
eigenmächtige Entscheidungen für sein Leben zu treffen, seinen Werdegang selbst zu beeinflussen und Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. So wie der ganze Schöpfungsakt auf Fülle und Entfaltung abzielt, so strebt menschliches Leben nach Wachstum, Unabhängigkeit und Bewusstseinserweiterung. Ein selbstbestimmtes Leben zu führen ist gar nicht so einfach, greifen doch von Geburt an Sozialisationsmechanismen in den menschlichen Entfaltungsprozess ein, um ihn zu hemmen und zu beeinflussen. Der Mensch muss sich also fortlaufend mit der Frage auseinandersetzen, wie viel Fremdbestimmung über sich er zulassen möchte. Er tut gut daran, sich über seine eigenen Ziele im Klaren zu sein, will er nicht zur Marionette anderer Leute werden. Damit geht es in erster Linie um einen selbst und nicht um andere. Doch wenn Schüler nach vielen Jahren die Schule verlassen, dann haben sie häufig das Gefühl, für sich selbst am wenigsten getan zu haben. Das muss sich ändern. Ref 37
    Die Freiheit ist die erste Bedingung der Tätigkeit.
    (Jean Paul Sartre)
    Das Problem ist, dass wir jungen Menschen nicht zutrauen, schon für sich sorgen zu können. Aber jeder Erwachsene, der einem Kind zu viel hilft, treibt es von vornherein in die Unfreiheit. Natürlich braucht ein Mensch am Anfang seines Lebens in manchen Bereichen noch sehr viel Unterstützung – das Geheimnis des Erfolgs ist hierbei die Balance. Legen wir Selbst-und Fremdbestimmung einmal in die Waagschalen: Je selbstbestimmter man ist, umso freier fühlt man sich. Für eine ausgewogene Lebensbalance ist wichtig, dass sich Fremd- und Selbstbestimmung die Waage halten. Wie viel Freiheit oder Unfreiheit wir zulassen möchten, ist auch eine Frage unserer
Bindungsfähigkeit. Wem es gelingt, Freiheit und Bindung für sich in eine ausgewogene Balance zu bringen, der wird sich auch der Fremdbestimmung nicht hoffnungslos ausliefern. Ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit setzt also voraus, dass der Mensch seine eigenen Wünsche und Ziele klärt und seine persönliche Bestimmung erkennt. Das sind Lebenshausaufgaben, die jeder selbst erledigen muss.
    Der Mensch ist und bleibt letztendlich immer auf sich allein gestellt. Die Aufgaben, die uns das Leben präsentiert, müssen wir selbst bewältigen, das kann niemals ein anderer zufriedenstellend für uns tun. Je mehr wir um Unterstützung bitten, umso unfreier werden wir. Nur wer gelernt hat, sich auf sein eigenes Urteilsvermögen zu verlassen und Entscheidungen selbst zu treffen, sein Leben nicht nach den Vorstellungen anderer zu leben, sondern selbst zu bestimmen, wo es langgehen soll, der kann wahre Freiheit empfinden und Achtung vor dem wichtigsten Menschen auf dieser Welt empfinden: vor sich selbst!
    Es ist die Aufgabe der Schule, den jungen Menschen auf dem Weg in die Selbstbestimmtheit zu unterstützen. Gleichzeitig muss sie ihm das Gefühl für eine ausgewogene Balance vermitteln: dass die Freiheit des Menschen da aufhört, wo die eines anderen

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