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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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eigenes. Nur wenn alle sich einer Aufgabe verpflichten und sich verantwortlich fühlen, dann kann Großartiges entstehen, für alle und für den Einzelnen. Verantwortung abzugeben und einige die Arbeit machen zu lassen führt zu einer Niederlage für alle.
    Verantwortung zu übernehmen heißt auch, sich klar zu bekennen. Sich in tausend Ausreden zu üben, warum man keine Hausaufgaben dabeihat oder nicht pünktlich zum Unterricht erscheint, heißt in Wahrheit, dass man keine Lust zu der Arbeit hat. Andere für seine eigenen Defizite verantwortlich zu machen besagt nur, dass man die Auseinandersetzung mit sich selbst scheut. Das Eigentum anderer zu beschädigen und sich zu beschweren, der andere hätte selbst sorgfältiger auf seine Sachen achten können, heißt, dass man keinen Respekt vor dem anderen hat. Verantwortung meint, so mitzudenken, zu handeln und die Konsequenzen zu tragen, dass man aufrichtig in den Spiegel blicken kann.
    Verantwortung lernt man nur durch Vorbilder und Erziehung. Jedes System kann nur so gut funktionieren, wie seine Mitglieder bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Das schwächste Glied im Schulsystem sind die Schüler, die erst eine Ethik der Verantwortung hautnah erfahren müssen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein altes Standardwerk von Rudolf Dreikurs aus dem Jahre 1964 hinweisen: »Kinder fordern uns heraus«. Darin wird beschrieben, dass der junge Mensch am besten Verantwortung lernt, wenn sich logische Konsequenzen aus seinem Handeln ergeben. Entscheidend ist, dass die Folge der Tat angemessen und respektvoll ist. Stattdessen wird häufig nur mit Folgen gedroht: »Na warte, das wird Konsequenzen haben!« Und am Ende wird meist unsinnig oder überhaupt nicht reagiert. Ref 38

    Logische Folgen brechen nicht den Schülerwillen, sondern sie lenken ihn. Lassen Sie mich noch einmal auf die Geschichte zurückkommen, in der ein paar Übeltäter mit Fäkalien die Mensa beschmutzten. Eine logische Folge wäre es gewesen, wenn die Jungen anschließend den Saal selbst geschrubbt hätten. Mit einem Zivilprozess zu drohen halte ich dagegen für unangemessen. Ebenso ist es unlogisch, einen Schüler für nicht erledigte Hausaufgaben mit Fernsehverbot zu bestrafen. Ihn das Versäumte in der Schule nacharbeiten zu lassen, während seine Klassenkameraden nach getaner Arbeit schon nach Hause gehen dürfen, das ist eine logische Folge. Einen Schüler aufgrund mangelnder Initiative nicht im Schulorchester mitspielen zu lassen, ist eine folgerichtige Reaktion. Einen störenden Schüler damit zu beauftragen, eine Liste mit Lösungsvorschlägen für spannenderen Unterricht zu schreiben, ist ebenso sinnvoll. Sich logisch zu verhalten erspart dem Erziehenden sinnlose Moralpredigten und lehrt den Heranwachsenden, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Denn er selbst ist es, der Schule macht.
    Grundlage jeder wahren Verantwortung und damit der höchsten Form von Menschenwürde bleibt es, sich darüber klar zu werden, was das, was man tut, wirklich bedeutet.
    (Max Steenbeck)
    Das Wichtige lernen
    Ein weiteres wichtiges Thema sind die Lerninhalte: Was lernen Schüler und wofür? Was von all dem erlernten Wissen können sie später im Leben wieder verwenden, worauf können sie sinnvoll aufbauen? Um diese Fragen sinnvoll zu beantworten, hat Schule enormen Nachholbedarf.

    PRAXISBEISPIEL ______________________________________
    Eines Tages kommt Tom enthusiastisch in den Musikunterricht und berichtet, er habe gemeinsam mit seinem Freund eine Firma gegründet. Sie wollten Joghurt mit Honig herstellen und verkaufen. Dabei blitzten seine Augen und man sah förmlich, wie ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Bei dem Produkt schien es sich in erster Linie um eine seiner eigenen Vorlieben zu handeln. Ich gebe zu, in diesem Moment vernachlässigte ich die Musik und widmete mich ob so viel Enthusiasmus seinem Projekt. Zunächst regte ich an, ob er sich denn schon mal auf dem Markt umgesehen hätte, was die Konkurrenz denn so anbieten würde? Meines Wissens gäbe es schon dergleichen und zudem auch sehr lecker. Sofort wandte er ein, er würde das Ganze noch mit Mohn verfeinern. Nach und nach beteiligten sich immer mehr Schüler an dem Gespräch und diskutierten die verschiedenen Produktvorlieben. Bevor wir uns dann aber allzu lang mit ungelegten Eiern auseinandersetzten, drückte ich dem Jungen zehn Euro in die Hand, er solle doch mal ein paar Sorten kaufen. Die anderen sollten mit Teelöffel bewaffnet

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