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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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entwickeln dürfen, hängt also in erster Linie davon ab, mit wie viel Zugewandtheit, Aufmerksamkeit und echtem Interesse ihnen ihr Lehrer begegnet und wie sehr dieser überhaupt sein eigenes Arbeitsumfeld schätzt. Lärmerfüllte Unterrichtsstunden missachten den Wert der Stille, die sowohl Lehrende als auch Lernende benötigen, um sich auf ihre Aufgabe besinnen zu können. Schüler nehmen dann wahr: Hier scheint dem Lernen an sich kein großer Wert beigemessen zu werden. Überspitzt gesagt: Es interessiert hier überhaupt niemanden, ob der Heranwachsende tatsächlich lernen kann – warum soll er sich dann also überhaupt bemühen?
    Wertschätzung ist eine Frage der inneren Haltung. Wer mit Menschen arbeitet, sollte Menschen mögen. Wer mit sich nicht im Reinen ist, kann keine Wertschätzung vermitteln. Je zugewandter der Mensch ist, desto bedeutsamer wird er im Leben anderer. Je mehr Werte er liefert, desto wertvoller wird er für andere. Werte schaffen weitere Werte. Was in der Schule seinen Anfang nimmt, das macht Schule – ein ganzes Leben lang.
    Lernen in Achtsamkeit
    Um den Begriff der Achtsamkeit zu erklären, wird gern die Geschichte von dem Mann erzählt, der trotz seiner vielen Beschäftigungen stets einen gelassenen und entspannten Eindruck
vermittelt. Gefragt, wie ihm das gelinge, antwortet er: »Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich liebe, dann liebe ich ...« Hier fallen ihm die Fragesteller ins Wort und sagen: »Das tun wir auch, aber was machst du darüber hinaus?« Er sagt wieder: »Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich ...«, und wieder fragen die Leute: »Aber das tun wir doch auch!« Er aber sagt zu ihnen: »Nein, ihr tut das ein wenig anders: Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel ...«
    Achtsamkeit hat durch die Verbreitung des Buddhismus in der westlichen Welt eine neue Bedeutung erfahren. Sie zielt auf ein Leben in der Gegenwart ab, im Hier und Jetzt. So wie ein Kind im Sandkasten den Sand wieder und wieder fasziniert durch seine Finger rieseln lässt, so soll sich der Mensch von jedem Moment des Seins berühren lassen und auskosten, was gerade innen und außen passiert. Wir haben es bei der Achtsamkeit mit einem von der Bewertung losgelösten Bewusstseinszustand zu tun, der den Augenblick wahrnimmt. Er verlangt, sich mit voller Aufmerksamkeit dem Moment zuzuwenden. Die Gegenwart auf sich wirken zu lassen, zu schauen, was sie mit einem macht, ohne zu beurteilen.
    Diese Haltung der Offenheit ist wichtig, damit man sich unbekannten Aufgaben stellen und Veränderungen überhaupt wahrnehmen kann. Denn immer wenn wir glauben, etwas schon zu kennen, sind wir nicht mehr präsent und verschließen uns vor neuen Sichtweisen. Ein achtsames Verhalten lehrt den Menschen den Facettenreichtum des Lebens, die Demut vor dem Leben, ein hohes Maß an Wertschätzung und Akzeptanz, Rücksichtnahme und Toleranz. Damit hat Achtsamkeit sehr viel mit dem Respekt vor der Würde des Menschen zu tun. Wer seine Gefühle kennt, kann bewusst hinsehen und
handeln. Er kann den anderen in seiner Gesamtheit wahrnehmen und achten.
    Achtsamkeit kann man nur lernen, wenn es still ist und man sich in einer geschützten Atmosphäre in Ruhe auf sich besinnen darf. Dann entsteht der sogenannte »Flow«, ein Zustand höchster, nach innen gerichteter Aufmerksamkeit, bei dem die Außen- mit der Innenwelt verschmilzt und das Unterbewusstsein Lernerfahrungen optimal abspeichert. Der Lernende hat dabei das Gefühl, in seiner Tätigkeit aufzugehen, und empfindet einen Zustand produktiver Harmonie. Diese beglückenden und damit leistungsfördernden Umstände können Schüler heute in ihrem Schulalltag leider kaum erleben.
    Wirkliche Achtsamkeit ist in unserer Gesellschaft eine Herausforderung: Sie anzuerkennen bedeutet, auch zu begreifen, dass nicht das allgegenwärtige Multitasking menschliche Fähigkeiten optimiert, sondern einzig und allein die Konzentration auf die momentane Betätigung. Einen Menschen in der Ausübung einer Beschäftigung zu stören ist eine große Unachtsamkeit, sie ignoriert dessen tiefes seelisches Bedürfnis nach Klärung. Eine Schule, die den Schüler achtet, hilft ihm dabei, mit sich in Kontakt zu kommen. Das größte Geschenk, das sie ihm machen kann, ist ihm durch einen achtsamen Umgang zu einem

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