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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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angrenzenden Bar genommen, und zum Abschied hatte Dr. Mergenthaler Evi ausführlich die Hände geküsst. Seitdem kämpfte sie mit einem kapitalen Waschzwang. Doch sie fühlte sich großartig.
    »Der Mann ist eine lebende Rechenmaschine«, erzählte sie. »Der kann Bilanzen aufsagen wie andere Leute Gedichte. Hat er alles im Kopf. Jedes Konto, jede Aktie, jedes Schwarzgelddepot. Und falls die Sache gutgeht, werde ich in Geld schwimmen, wenn Werner längst unter der Brücke schläft.«
    »Glückwunsch«, sagte Katharina. »Niemand hat das mehr verdient als du. Genieß es!«
    »Was hast du mit dem Finanzheini gemacht?«, erkundigte sich Beatrice beeindruckt. »Den doppelt eingesprungenen Rittberger mit integriertem Zungenkuss?«
    »Hat sie gar nicht nötig«, widersprach Katharina. »Sieh sie dir doch an. Sie blüht auf wie eine Rose in der Mikrowelle.«
    »Na jaaa«, sagte Evi. »Bis jetzt lief alles nach Plan. Das Kleid, die Highheels, das Flirtprogramm. Hoffen wir, dass esso bleibt. Andererseits: Er ist wirklich ein Zahlendepp. Und hat mir die Nummer mit dem todkranken Werner sofort abgekauft.«
    In kurzen Zügen erläuterte sie ihre Taktik. Dass sie sich als Witwe in spe präsentiert hatte und nun drauf und dran war, das gesamte Vermögen an sich zu bringen, während Werner im Bett daniederlag.
    »Hast du wieder mit den Abführtropfen angefangen?«, fragte Beatrice.
    Evi seufzte tief. »Ja. Gleich heute Morgen. Es ging nicht anders. Werner wollte unbedingt ins Büro. Ich habe ihm Rührei mit Speck gebraten, unter Verwendung meiner speziellen Zutaten. Aber wenn Hubert – ich meine Dr. Mergenthaler – das Geld für mich gesichert hat, lasse ich Werner sofort genesen. Man ist ja kein Unmensch.«
    »Nee, ist man nicht«, feixte Katharina.
    »Wie viel?«, fragte Beatrice knapp.
    »Vermutlich mehr, als ich in diesem Leben verjubeln kann«, antwortete Evi. »Werner hat mich total verladen. Immer musste ich sparen, dabei ist Dagobert Duck ein Waisenknabe gegen ihn. Ab jetzt werde ich zuschlagen, bis der Arzt kommt.« Sie zeigte auf ihren neuen Trenchcoat, der etwas eng war, aber sehr kleidsam. »Wie findet ihr ihn?«
    »Ganz hübsch«, antwortete Katharina. »Gab’s den auch in deiner Größe?«
    »Hey, hey, sie wird sich noch in das Ding reinhungern«, brauste Beatrice auf. »Ich find’s gut, dass sie sich endlich mal was gönnt.«
    »Wisst ihr, ich hatte immer Pullover, die kratzten wie ein Körperpeeling«, bekannte Evi leise. »Gestern habe ich den ersten Kaschmirpullover meines Lebens gekauft.«
    »Gut so!«, rief Beatrice. Dann senkte sie ihre Stimme. »Und ich habe gestern meine Erstausstattung für den horizontalen Beruf erstanden. Damit ich stilecht in dem Saunaclub anheuern kann.«
    »Wow! Wirklich?«, rief Katharina. »Was denn?«
    »Die gesamte Kollektion. Korsett, Strapse, Lackstiefel, sogar ein Latexteil aus so ’nem Fetischladen.«
    »Respekt.« Katharina schlürfte aufgeregt ihren Tee. »Hast du dir auch schon darüber Gedanken gemacht, wie so ein Vorstellungsgespräch in einem Saunaclub abläuft?«
    Beatrice sah plötzlich nicht mehr ganz so entschlossen aus. »Ach, du Elend. Jetzt brauche ich einen Kaffee.«
    »Nein, einen Beschützer«, sagte Katharina. »Denk mal nach. Wenn du da ganz allein aufschlägst, musst du mit allem rechnen. Und zwar in der Horizontalen. Oder hast du dir auch einen Keuschheitsgürtel gekauft und den Schlüssel weggeschmissen?«
    »Stimmt genau«, sagte Evi. »Du brauchst jemanden, der auf dich aufpasst. Sonst …«
    Beatrice holte ihr Portemonnaie aus der Handtasche und stürmte zum Tresen. Nach ein paar Minuten kehrte sie mit zwei doppelten Espressos zurück. Einen trank sie sofort aus, in den anderen gab sie zwei Stück Zucker. Dann strich sie ihr taubenblaues Seidenkleid glatt. Sie war blass, sehr blass.
    »Ihr habt völlig recht«, sagte sie kleinlaut. »Es wäre Wahnsinn, mutterseelenallein in so ein Dingsbums zu laufen.«
    Katharina nickte düster. »Houston, wir haben ein Problem. Mal im Ernst: Welcher Mann, der alle sieben Zwetschgen beisammenhat, würde dich schon in einen Saunaclub begleiten und den offiziellen Beschützer spielen?«
    Brütendes Schweigen legte sich über den Tisch. Evi wusstedie Antwort. Und es kostete sie all ihre weibliche Solidarität, sie auszusprechen.
    »Es gibt diesen Mann«, sagte sie.
    Verblüfft sahen ihre Freundinnen sie an.
    »Es – gibt ihn?«, fragte Beatrice verblüfft.
    Evi zuckte mit den Achseln. »Robert. Wer sonst?«
    Katharina

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