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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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versprach sie. »Soll ich dir einen Anzug mit Hemd und Krawatte rauslegen?«
    Seit sie entdeckt hatte, wie leicht Werner zu manipulieren war, war alles ganz einfach. Sie schlug einen Anzug vor? Also würde er widersprechen. Und genau so war es.
    »Lass das blöde Theater. Für den Finanzfritzen brauch ich keinen Schlips. Bring mir einen Bademantel«, befahl er, während er nach der Cappuccinotasse griff.
    Wunderbar. Im Bademantel würde er gleich wieder ein bisschen kränker aussehen. Evi lief ins Badezimmer. Sie unterdrückte ein Kichern, als sie sich im Spiegel sah. Ausgerechnet die coole Katharina besaß Pyjamas aus der Kinderabteilung. Irgendwo hinter Katharinas sachlicher Fassade musste wirklich eine tiefe Sehnsucht nach einem ganz anderen Leben schlummern. Nach einem Leben voll niedlicher Bärchen.
    In Windeseile zog sie den Pyjama aus und ein Kleid vom Vortag an, das auf dem Badewannenrand lag. Dann weckte sie die Jungen. Neuerdings war das ihre leichteste Übung. Sobald Kafka in die Kinderzimmer durfte, sprangen die beiden aus den Federn, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
    »Eviiii!«
    Konnte dieser Mann denn nicht einen Moment lang Ruhe geben? Sie nahm Werners hässlichsten Bademantel vom Haken, ein verwaschenes Etwas in Orange, und lief zu ihm. Werner stürzte gerade den Orangensaft hinunter.
    »Ahhh«, seufzte er, mit einem herzhaften Rülpser. »Schon besser! Ich könnte Bäume ausreißen!«
    Die Wirkung des Kreislaufmittels, das Evi ausgesprochen großzügig dosiert hatte, setzte ohne Verzögerung ein. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Sein Gesicht rötete sich, bises einen Purpurton annahm. Mit Schwung stieg er aus dem Bett und zog den Bademantel an, der sein rotes Gesicht wie einen Feuermelder aussehen ließ.
    »Werner Wuttke ist wieder da!«, krähte er.
    »Endlich, mein Liebling«, sagte Evi.
    Mit glasigem Blick trottete er zur Toilette.
    Was hat er vor? Warum lässt er Hubert kommen?, fragte sich Evi unablässig, als sie Brötchen aufschnitt und den Tisch im Esszimmer deckte. Für drei. Sie wollte sich das Schauspiel nicht entgehen lassen.
    Die Haustürklingel schrillte. Schon hörte sie Werners schwere Schritte auf der Treppe und dann seine dröhnende Begrüßung. Evi belegte Teller mit Wurst und Schinken, holte sämtliche Marmeladentöpfe aus dem Kühlschrank und stellte alles auf ein Tablett. Dann briet sie die Spiegeleier.
    Gähnend kamen die Kinder in die Küche und machten sich über die Brötchen her.
    »Ist Papa wieder gesund?«, fragte Kalli.
    »Hört man doch«, sagte Sven trocken.
    »Nehmt das Obst mit, das ich euch eingepackt habe«, sagte Evi. »Und dann los. Ich hole euch heute von der Schule ab.«
    »Wieso’n das?«, fragte Sven misstrauisch.
    »Überraschung«, erwiderte Evi.
    Sie begleitete die beiden zur Haustür und sah ihnen voll Zärtlichkeit nach. Es war noch nicht zu spät, um sich mit ihnen anzufreunden.
    »Eviiii! Verdammt, wo bleibst du denn?«
    Was Werner hier aufführte, grenzte an Sklaverei. Er kommandierte sie ja herum wie eine Leibeigene! Nicht mehr lange, dachte Evi grimmig. Sie eilte zurück in die Küche, verteiltedie Spiegeleier auf Teller und ging erhobenen Hauptes ins Esszimmer.
    »Guten Morgen, Herr Dr. Mergenthaler«, strahlte sie.
    Hubert trug einen eleganten dunkelblauen Anzug und schwenkte eine prall gefüllte Aktenmappe. Und wenn er nun doch etwas verraten hatte? Hielten Männer nicht zusammen wie Pech und Schwefel?
    »Gnädige Frau!«
    Mit einer leichten Verbeugung gab Dr. Mergenthaler ihr die Hand. Als er sich wieder aufrichtete, funkelte es hinter seinen dicken Brillengläsern. Dann wandte er sich Werner zu. »Wie geht es Ihnen denn heute, Herr Wuttke?«
    »Wieso? Bestens, bestens!«, tönte Werner.
    Aber selbst ein medizinischer Laie hätte bemerkt, dass Werner Wuttke einen schlechten Tag hatte. Auf seinem dunkelroten Gesicht standen Schweißperlen, auf seiner Stirn schwoll eine bläuliche Ader beängstigend an.
    »Wollen wir uns nicht setzen?«, fragte Evi und deutete auf den Tisch.
    »Wir ja. Du nicht«, knurrte Werner.
    Evi war seinen rüden Ton gewohnt, doch Dr. Mergenthaler sah ihn erschrocken an. »Nun, ich hätte nichts dagegen, wenn Ihre Frau Gemahlin …«
    »Aber ich«, schrie Werner in einer Aufwallung von Zorn. »Evi, dein Platz ist in der Küche!«
    Sie tauschte einen kurzen Blick mit Dr. Mergenthaler.
    »Sie müssen ihm verzeihen«, lispelte sie. »Er macht eine schwere Zeit durch.«
    »Ich?« Werner explodierte fast. »Ich bin

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