Du Mich Auch
mein Chef mich gelobt für den grandiosen Artikel über Sie, jetzt darf ich mit Ihnen feiern.«
Katharina setzte sich so, dass für ihn nur der Platz mitdem Rücken zum Lokal frei blieb. »Das freut mich. Leider habe ich nicht unbegrenzt Zeit. Sie wissen ja, die Pflicht. Morgen früh tagt ein Ausschuss, und ich muss noch einige Fakten aufbereiten.«
»Mit dem ehrenwerten Herrn Familienminister?«, fragte Blumencron ein bisschen zu schnell.
Beatrice hämmerte alarmiert mit den Fingern auf die Tischdecke. Sie bedeckte das Handy mit einer Serviette. »Der hat Lunte gerochen!«
»Ja, und nicht nur, weil er ein Profi ist«, sagte Evi halblaut. »Der hat die Spürnase eines verliebten Mannes.«
»Solche Dinge erledige ich natürlich allein«, konterte Katharina vollkommen ruhig. »Ich bin kein Anhängsel, falls Sie das meinen. Als Frau in der Politik sollte man schon eigenständig sein.«
»Eigenständig, soso. Ja, so wirken Sie durchaus. Was halten Sie von einem Aperitif?«
Bevor Ralf Blumencron bestellen konnte, trat Pietro an den Tisch und kredenzte ihnen zwei Sprizz.
»Haben Sie die etwa geordert, Frau Dr. Severin?«, lachte der Journalist. »Sie verlieren wirklich keine Zeit.«
»Na jaa, wenn Sie das Zeug nicht mögen …«, sagte Katharina.
»Ach was, ich hab schon gemerkt, dass Sie ein Kontrollfreak sind«, erwiderte Blumencron. Evi und Beatrice konnten sehen, wie er sein Glas erhob. »Auf Sie! Sie bringen mir Glück!«
»Sie mir auch«, erwiderte Katharina. »Ihr Artikel hat ein großes Echo in der politischen Szene hervorgerufen. Tja. Warum wollten Sie mich eigentlich sprechen?«
»Ehrlich gesagt habe ich nicht nur einen professionellenAnlass«, raunte Blumencron. »Sie sind eine faszinierende Frau. Und jeder fragt sich doch: Was steckt eigentlich hinter der klugen und korrekten Politikerin? Was verbirgt sich hinter dieser hübschen Stirn?«
»Finsterste Rachegelüste«, flüsterte Beatrice.
»Kinderwunsch«, raunte Evi.
»Arbeit, Arbeit, Arbeit«, seufzte Katharina.
»Ach. Keine labilen Eskapaden?«, setzte der Journalist nach.
Evi umkrallte ihr Handy. Der Junge ging ja ran wie nix!
»Nun«, Katharina schluckte hörbar. »Falls Sie auf den Familienminister anspielen, so muss ich mich entschuldigen. Ich war wohl etwas zu offen.«
»Nein, nein, das ist äußerst spannend«, widersprach Blumencron. »Sex und Macht, ein großes Thema. Weiß man denn Einschlägiges?«
Katharina hüstelte. »Wir sollten erst einmal bestellen. Die Lasagne hier ist sehr zu empfehlen. Die hatte ich schon öfter.«
Beatrice nickte befriedigt.
»Sie erstaunen mich«, sagte Blumencron. »Erst bestellen Sie Prosecco Sprizz, obwohl Sie doch angeblich keinen Alkohol trinken, dann essen Sie Dinge, die man Ihrer Figur überhaupt nicht ansieht.«
Evi verdrehte die Augen. Sie deckte das Handy wieder ab. »Der Sprizz war ein Fehler!«
»Leider hat er mehr Grütze unter der Mütze als andere Männer«, seufzte Beatrice. »Dem entgeht nichts.«
»Sagen wir es so«, erwiderte Katharina. »Heute zeige ich Ihnen mal meine ganz private Seite. Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps, sagt meine Mutter immer.«
Der Journalist drehte sich um und winkte Pietro. Erschrocken tauchten Evi und Beatrice unter ihrem Tisch ab, neugierig beäugt von einem Rentnerehepaar, das in der Nähe saß.
»Wir tun nichts«, wisperte Beatrice ihnen zu. »Wir spielen nur.«
Mit einem wissenden Lächeln erschien Pietro an Katharinas Tisch. »Wasse ich kann tun füre die beide hübsche Turteltauben?«
»Ach, so sehen wir aus?« Blumencrons Tonfall wirkte amüsiert. »Nun, die beiden Turteltauben hätten gern Ihre legendäre Lasagne.«
»Keine Vorspeise?«, fragte Pietro enttäuscht. »Haben wir heute Carpaccio! Und frische Muscheln.«
»Vielleicht hinterher ein Dessert«, lenkte Katharina ein, und Pietro zog sich achselzuckend zurück.
»Wenn es überhaupt zum Dessert kommt, bei Ihrem pflichtgesteuerten Terminkalender«, zog ihr Gegenüber sie auf. »Der Familienminister jedenfalls scheint es mit seiner Pflicht weniger genau zu nehmen. Man munkelt schon länger, dass er ein ausschweifendes Liebesleben hat.«
Evi und Beatrice hielten den Atem an.
»Nun jaaa …« Katharina ließ ein paar Sekunden verstreichen. »Es gab hin und wieder Gerüchte. Wie gesagt, die Familie ist weit weg, da kommt mancher in Versuchung.«
»Und Sie? Sind Sie auch zuweilen in Versuchung, etwas furchtbar Dummes anzustellen?« Blumencrons Stimme vibrierte auf
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