Du Mich Auch
einmal.
»Bis jetzt nicht«, antwortete Katharina kokett. »Aber vielleicht waren die Versuchungen bislang nicht attraktiv genug.«
»Wow! Dann hätte ich einen Vorschlag.«
Beatrice kniff Evi vor lauter Aufregung in den Arm.
»Ja?«, erkundigte sich Katharina.
Ralf Blumencron lehnte sich zurück. »Wir stellen jetzt mal das Handy aus und schicken Ihre beiden Frauenbeauftragten nach Hause. Im Allgemeinen pflege ich Damen nämlich nicht mitten in einem Lokal anzufallen. Selbst, wenn es sich um so auffallend attraktive wie Sie handelt.«
Kapitel 13
Evi hatte einige Mühe, die Adresse zu finden – Lindenweg 8 in Kleinmalchowthal. Seit einer Stunde war sie unterwegs und hatte sich bereits mehrfach verfahren. Hier, auf dem flachen Land, versagte ihr Navi kläglich. Nichts als Wald und Wiesen, so weit das Auge reichte. Endlich tauchte ein Schild am Straßenrand auf: »Haus zu verkaufen«. Der Pfeil darunter zeigte nach rechts.
Sie las das Straßenschild: Lindenweg. Das musste es sein. Die schmale Straße war von uralten Bäumen gesäumt. Dann hielt sie ihren Wagen vor einem großen weißen Bungalow an. Unsicher betrachtete sie sich im Seitenspiegel und rückte ihren Hut zurecht, ein Ungetüm in Dunkelblau, dessen Spitzenschleier ihr Gesicht halb verdeckte. Und das war heute auch mehr als nötig.
Vor dem Haus standen Beatrice und Katharina, die wild gestikulierend miteinander sprachen. Schnell stieg Evi aus.
»Hallo, Evi Forever. Eure Überwachungsaktion war ja ein Volltreffer!«, begrüßte Katharina sie. »Ich dachte, ich versinke im Boden vor lauter Peinlichkeit.«
»Aber die Idee war super, das musst du zugeben«, sagte Evi trotzig.
Katharina bohrte mit ihrem Schuh im Kies der Auffahrt herum. »So super wie dein lachhafter Hut. Auf solche billigen Tricks fällt vielleicht dein Werner herein, Ralf ist viel zu klug für so was.«
»Ralf?« Beatrice malte mit den Händen ein Herz in die Luft. »Seid ihr etwa schon – per duuu?«
»Ach, ich weiß auch nicht, wie das passiert ist«, antwortete Katharina. »Ich glaube, beim Tiramisu.«
Eine leichte Röte färbte ihre Wangen. Evi und Beatrice tauschten einen wissenden Blick. Es war rührend, zu sehen, wie verlegen Katharina auf einmal war. Wie ein Backfisch.
Evi lächelte beglückt. »Wenigstens hast du anständig gegessen. Das ist doch schon mal ein Anfang.«
»Kam es zum Austausch von Körperflüssigkeiten?«, fragte Beatrice streng wie ein Oberstaatsanwalt.
»Wangenkuss«, mehr verriet Katharina nicht. »Was machen wir eigentlich hier? Ich habe extra eine Sitzung abgesagt.«
Sie sah sich um. Es war früher Abend. Ein leichter Wind strich durch die Bäume, von fern hörte man das Geschnatter von Enten. Ein Paradies, dachte Evi. Weit weg von der Stadt, weit weg von allem.
»Wir schauen uns Hans-Hermanns Hinrichtungsstätte an«, erklärte Beatrice. »Das Immobilienhäppchen, an dem er sich verschlucken wird.«
Sie trug ein königsblaues Mantelkleid, üppigen Goldschmuck und sah sehr teuer aus. Wie eine Frau, die mal eben zwischen Maniküre und Dinner ein Haus kauft. »Aber ihr habt das Beste noch gar nicht gesehen: den See!«
Beatrice ging voran, und gemeinsam umrundeten sie das Haus. Der Bungalow war auf einem Wassergrundstück erbaut worden, das einen eigenen Bootssteg hatte. Ein Ruderboot schaukelte auf dem Wasser. Im leicht verwilderten Garten befand sich ein Swimmingpool.
»Wo bleibt denn die Maklerin?« Beatrice trat von einem Fuß auf den anderen. »Sie sollte längst da sein.«
»Wie viel Zimmer hat das Anwesen?«, fragte Katharina.
»Zehn«, antwortete Beatrice. »Und vier Bäder. Alles in allem etwa dreihundert Quadratmeter. Wer donnert sich bloß so einen Klotz in die Pampa?«
Katharina grinste. »Wahrscheinlich ein Wurstfabrikant, der pleite gegangen ist und jetzt seinen Palast verticken muss. Für wie viel eigentlich?«
»Sechshunderttausend«, erwiderte Beatrice. »Ich habe ja was geerbt. Außerdem hatte Hans-Hermann in letzter Zeit ein gutes Händchen an der Börse. Sitzt schließlich an der Quelle als CEO einer Bank. Insiderinformationen sind Gold wert. Nicht legal, aber lukrativ.«
Evi ließ sich auf einer verwitterten Gartenbank nieder und betrachtete den See, auf dem ein paar Enten herumpaddelten. »Dann hoffen wir mal, dass er tatsächlich euer Erspartes in diesen Bungalow stopft.«
»Ich habe ihm erzählt, dass ich von nun an beruflich low trade machen will. Um vier Tage die Woche hier draußen zu verbringen. Womit er
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