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Du musst die Wahrheit sagen

Titel: Du musst die Wahrheit sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Wahl
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dünne Buch auf.
    »The events in question occured in the early days of my association with Holmes«, begann die Geschichte. Ganz unten auf der Seite waren Wörter wie »occure« und »association« übersetzt.
    Patrik kümmerte sich nicht um das Buch, sondern zeichnete weiter. Nilsson drehte sich mit dem Telefon zur Tafel um. Patrik hatte ein neues Gesicht fertig. Es sah wütend aus. In den gezeichneten Augen blitzte es. Er gab mir den Stift und sah micherwartungsvoll an. Ich schrieb »SMILE, YOU BASTARD!« in die Sprechblase.
    Nilsson hatte das Gespräch beendet und schaute in die Klasse.
    »Lest die erste Seite. Wenn ihr fertig seid, fragt ihr euren Nachbarn: ›What is it about? ‹ «
    Nilsson schrieb »What is it about?« an die Tafel. Ehe er mit Schreiben fertig war, hatte ich die erste Seite schon zu Ende gelesen. Die Schrift in dem Buch war sehr groß. Patrik zeichnete. »What is it about?«, fragte ich ihn.
    »Patrik!«, brüllte Nilsson. »Hör auf zu kritzeln!«
    Patrik legte den Stift weg und schlug das Buch auf.
    »Wovon handelt es?«, fragte Patrik.
    »What is it about!«, brüllte Nilsson.
    Da kamen Tubal und Marc herein.
    »Was machen wir?«, fragte Marc.
    »Nehmt euch ein Buch und seid still!«, brüllte Nilsson.
    Tubal und Marc lachten und setzten sich ganz nach hinten.
    Es war eine sinnlose Stunde.

    Als es klingelte, hatte Patrik wieder angefangen zu zeichnen. Nilsson sprach mit Madeleine und Leila. Tubal und Marc sprangen sofort auf, und als sie an Patrik vorbeikamen, der über seine Zeichnung gebeugt saß, versetzte Tubal ihm einen Schlag in den Nacken.
    »Du sollst nicht kritzeln, Ninne!«
    Es war ein harter Schlag. Patrik fiel der Stift aus der Hand. Ich bückte mich, hob ihn auf und reichte ihn Patrik. Dann verließ ich die Klasse. Marc und Tubal lehnten draußen neben der Tür. Tubal sprach mit einem Mädchen aus der Neunten. Es hatte Rastazöpfe, trug doppelte T-Shirts und ausgebeulte Hosen. Alle drei lachten.
    »Warum hast du Patrik geschlagen?«, fragte ich.
    Tubal glotzte mich an.
    »Warum hast du Patrik geschlagen?«
    Tubal warf Marc und dem Mädchen einen vielsagenden Blick zu. Dann machte er einen Schritt auf mich zu.
    »Kümmere dich um deinen eigenen Kram!«
    »Du brauchtest ihn doch nicht zu schlagen. Er hat doch nur gezeichnet.«
    Tubal kam noch näher. Wir sind gleich groß. Das Mädchen mit den Zöpfen und Marc starrten mich an. Zwei Jungen, die vermutlich in die Siebte gingen, blieben hinter Tubal stehen. Wir blockierten den Flur.
    »Du brauchtest ihn nicht zu …«
    »Was ich brauche oder nicht, das geht dich einen Dreck an«, zischte Tubal. »Hau ab, sonst passiert was.«
    Hinter mir sammelte sich ein Teil unserer Klasse. Ich hörte sie mehr, als dass ich sie sah.
    »Du brauchtest …«
    Tubal täuschte einen Schlag in den Magen vor und traf mich mit der rechten Faust über der Nase.
    Dann ging er mit dem Rastamädchen und Marc weg. Aus meiner Nase tropfte Blut. Tubal war vielleicht fünf Meter entfernt, ich lief ihm nach, und als er gerade ins Treppenhaus abbiegen wollte, sprang ich ihn von hinten an und trat ihm in den Rücken. Er fiel gegen die Tür, die das Rastamädchen aufhielt, und knallte mit dem Gesicht gegen das Schloss, ging zu Boden, und da war ich schon über ihm und trat zu. Jemand packte mich von hinten, sodass ich mich nicht mehr rühren konnte. Weiter entfernt im Flur rief ein Lehrer, wir sollten aufhören, augenblicklich aufhören. Es war Marc, der mich festhielt. Er richtete mich auf. Vor meinen Füßen lag Tubal mit einem Riss in der Lippe. Wir bluteten beide, und auf dem Fußboden bildeten sich rote Flecken, so groß wie Zehennägel.
    »Du bist tot!«, zischte Marc mir ins Ohr. Dann ließ er mich los, unddrei Lehrer standen zwischen mir und Tubal, der sich auf die Knie hochgerappelt hatte und sich mit einer Hand das Kinn hielt. Seine Hand wurde ganz blutig.
    Jemand klopfte mir auf die Schulter. Es war William.
    »Ich wusste es«, sagte er. »Ich wusste, dass du einer von uns bist.«

    Später saß ich vor dem Zimmer des Direktors und wartete. Im linken Nasenloch hatte ich einen Wattebausch. Schließlich wurde die Tür geöffnet, und der Direktor stand da mit seinem T-Shirt, auf dem RESPEKT stand. Er wedelte mit der Hand wie ein altmodischer Verkehrspolizist, der mitten auf der Straße den Verkehr regelt. Ich stand auf, ging hinein. Er schloss die Tür hinter mir und zeigte auf ein Sofa in der Ecke. Er setzte sich auf einen Stuhl mir gegenüber und beugte

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