Du oder das ganze Leben
Colin, meinst du?«
»Wie jeder andere.« Sierra verzieht genervt das Gesicht und dreht sich wieder nach vorn.
Alex steigt in den Wagen und ich schenke ihm ein schwaches Lächeln. Als er nicht zurücklächelt, nehme ich seine Hand. Er erwidert den Händedruck nicht, aber er zieht die Hand auch nicht weg. Ist das ein gutes Zeichen?
Als wir die Tankstelle hinter uns lassen, sagt Alex: »Hinten links der Reifen ist locker. Hörst du das Geräusch?«
Doug zuckt mit den Schultern. »Das habe ich schon seit einem Monat. Ist nicht weiter schlimm.«
»Fahr rechts ran, ich bring das in Ordnung«, fordert Alex ihn auf. »Wenn er auf dem Highway abgeht, sind wir Entenfutter.«
Doug ist deutlich anzusehen, dass er lieber nichts auf Alex’ Einschätzung geben würde, aber nach ungefähr einer Meile hält er widerwillig am Straßenrand an.
»Doug«, sagte Sierra und deutet mit dem Finger auf den Erotikbuchladen, vor dem wir gehalten haben. »Weißt du, was für Leute da reingehen?«
»Im Moment, mein Engel, geht mir das offen gesagt am Arsch vorbei.« Er wendet sich Alex zu. »Okay, Großmaul. Bring den Wagen auf Vordermann.«
Alex und Doug steigen aus. »Es tut mir leid, dass ich so rumgezickt habe«, entschuldige ich mich bei Sierra.
»Mir tut es auch leid.«
»Meinst du, Alex und Doug springen sich gleich an die Gurgel?«
»Vielleicht. Wir steigen besser aus und lenken sie ein bisschen ab.«
Draußen holt Alex gerade das Werkzeug aus dem Kofferraum.
Nachdem er den Wagen aufgebockt hat, nimmt er das Montiereisen in die Hand. Doug steht mit in die Hüften gestützten Händen und trotziger Miene da.
»Was ist los, Thompson?«, fragt Alex.
»Ich kann dich nicht ausstehen, Fuentes.«
»Und du glaubst, ich wäre dein größter Fan?«, schnaubt Alex verächtlich. Dann kniet er sich neben den Reifen und zieht die Radmuttern an.
Ich werfe Sierra einen fragenden Blick zu. Sollen wir uns einmischen? Sierra zuckt die Achseln. Ich zucke die Achseln. Es ist ja nicht so, als würden sie jeden Moment aufeinander losgehen. Noch nicht.
Ein Wagen, in dem vier hispanische Typen sitzen, hält mit quietschenden Reifen neben uns. Zwei sitzen vorn, zwei hinten. Alex ignoriert sie und kurbelt weiter am Wagenheber, bis das Auto wieder auf allen vier Rädern steht. Dann legt er den Wagenheber zurück in den Kofferraum.
»Hey, mamacitas ! Was haltet ihr davon, diese zwei Loser stehen zu lassen und bei uns mitzufahren? Wir zeigen euch, wie man anständig Spaß hat«, ruft einer von ihnen durch das heruntergelassene Fenster.
»Verpisst euch«, brüllt Doug.
Einer der Typen stolpert aus dem Auto und kommt auf Doug zu. Sierra ruft etwas, aber ich höre nicht richtig hin. Stattdessen kann ich den Blick nicht von Alex abwenden, der seine Jacke von sich wirft und sich dem Typen in den Weg stellt.
»Geh mir aus dem Weg«, befiehlt der. »Es sollte unter deiner Würde sein, diesen weißen Schwanzlutscher zu beschützen.«
Alex steht dem Typen Angesicht zu Angesicht gegenüber, das Montiereisen fest in der Hand. »Sich mit diesem weißen Schwanzlutscher anzulegen, heißt, sich mit mir anzulegen. Comprendes, amigo ?«
Ein zweiter Kerl steigt aus dem Wagen. Wir stecken in ernsthaften Schwierigkeiten.
»Mädchen, nehmt die Schlüssel und steigt in den Wagen«, befiehlt uns Alex sehr bestimmt.
»Aber …«
In seinem Blick liegt eine tödliche Ruhe. Oh, Mann. Er meint es wirklich ernst.
Doug wirft Sierra die Autoschlüssel zu. Was jetzt? Erwarten sie etwa von uns, dass wir uns ins Auto setzen und ihnen zusehen, wie sie sich prügeln? »Ich gehe nirgendwohin«, verkünde ich.
»Ich auch nicht«, sagt Sierra gleichermaßen entschlossen.
Einer aus dem anderen Wagen steckt den Kopf aus dem Fenster. »Alejo, bist du das?«
Alex’ Haltung entspannt sich. »Tiny? Was zum Teufel treibst du mit diesen pendejos ?«
Der Typ namens Tiny sagt etwas auf Spanisch zu seinen Kumpels und sie springen wieder in den Wagen. Fast scheint es, als seien sie erleichtert, nicht mit Alex und Doug kämpfen zu müssen.
»Das erzähl ich dir, sobald du mir gesagt hast, weshalb du dich mit einem Haufen gringos rumtreibst«, erwidert Tiny.
Alex lacht in sich hinein. »Haut ab hier.«
Als wir alle wieder im Auto sitzen, höre ich Doug sagen: »Danke, dass du mir den Rücken freigehalten hast.«
Alex murmelt: »Jetzt übertreib mal nicht.«
Danach sagt niemand mehr ein Wort, bis wir die Ausläufer des Lake Geneva erreicht haben. Doug parkt vor einer Sportsbar,
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