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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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ich: »Ich werde dir das Geld zurückzahlen, Hector.«
    »Mach dir deswegen keinen Kopf, Junge«, erwidert Hector. »Brüder helfen einander. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich bin überrascht, dass es deine erste Verhaftung war. Deine Weste ist sauberer als die von jedem anderen Latino Blood.«

    Ich starre aus dem Fenster von Hectors Wagen auf die Straße, die so dunkel und ruhig daliegt wie der Michigansee.
    »Du bist ein schlauer Bursche, schlau genug, um in der Bruderschaft aufzusteigen«, sagt Hector.
    Ich würde für einige in der Bruderschaft sterben, aber aufsteigen? Drogen und Waffen zu verticken sind nur zwei der illegalen Dinger, die an der Spitze gedreht werden. Mir gefällt es da, wo ich bin, auf der gefährlichen Welle reitend ohne sich tatsächlich kopfüber ins Wasser stürzen zu müssen.
    Ich sollte glücklich sein, dass Hector mir mehr Verantwortung in der Gang übertragen will. Brittany und alles, wofür sie steht, ist reine Wunschvorstellung.
    »Denk darüber nach«, befiehlt mir Hector, als er vor meinem Haus hält.
    »Das werde ich. Danke, dass du mich rausgeholt hast, Mann«, sage ich.
    »Hier, nimm die.« Hector zieht eine Waffe unter seinem Autositz hervor. » El policía hat deine ja konfisziert.«
    Ich zögere, weil mir die Erinnerung daran durch den Kopf schießt, wie die Polizei mich gefragt hat, ob ich irgendwelche Waffen bei mir trüge. Dios mío , es war erniedrigend, den Lauf einer Waffe am Kopf zu spüren, während sie mir meine Glock abnahmen. Aber Hectors Waffe abzulehnen würde mir garantiert als mangelnder Respekt ausgelegt werden und ich würde nie wagen, Hector den Respekt zu verweigern. Ich nehme die Waffe und stecke sie in den Hosenbund meiner Jeans.
    »Ich habe gehört, du hast Fragen nach deinem papá gestellt. Mein Rat lautet, es auf sich beruhen zu lassen, Alex.«
    »Das kann ich nicht. Das weißt du.«
    »Also schön, wenn du irgendetwas rausfindest, lass es mich wissen. Ich halte dir den Rücken frei.«
    »Ich weiß. Danke, Mann.«

    Es ist ruhig im Haus. Ich gehe in mein Schlafzimmer, wo meine beiden Brüder schon schlafen. Vorsichtig ziehe ich die oberste Schublade meiner Kommode auf und verstaue die Waffe unter einem zusätzlich eingezogenen Boden, damit niemand sie aus Versehen finden kann. Den Trick habe ich von Paco. Ich liege auf dem Bett und bedecke die Augen mit meinem Unterarm, in der Hoffnung, in dieser Nacht überhaupt schlafen zu können.
    Meine Gedanken wandern zu Brittany. Vor meinem inneren Auge sehe ich uns im Wohnzimmer sitzen. Brittany, ihre Lippen auf meinen, ihr süßer Atem, der sich mit meinem vermischt – das ist das Bild, das bleibt.
    Als ich eindöse, ist ihr engelsgleiches Gesicht das Einzige, das zwischen mir und dem Albtraum meiner Vergangenheit steht.

35
    Brittany
    Wenn es nach den Gerüchten geht, die sich wie ein Lauffeuer an der Fairfield verbreiten, wurde Alex verhaftet. Ich muss herausfinden, ob da was dran ist. Zwischen der ersten und zweiten Stunde entdecke ich endlich Isabel. Sie quatscht gerade mit ein paar Freundinnen, verabschiedet sich aber sofort von ihnen und zieht mich zur Seite.
    Sie erzählt mir, dass Alex gestern verhaftet wurde, aber auf Kaution draußen ist. Sie hat keine Ahnung, wo er ist, doch sie wird sich umhören und mich zwischen der Dritten und Vierten an meinem Spind treffen. Ich haste in der kurzen Pause zwischen den beiden Stunden zum verabredeten Treffpunkt und entdecke sie schon von Weitem. Sie wartet auf mich.
    »Sag keinem, dass du das von mir hast«, sagt sie und steckt mir ein gefaltetes Stück Papier zu.
    Ich pfriemle es auseinander, während ich vorgebe, etwas in meinem Spind zu suchen. Es steht eine Adresse darauf.
    Ich habe noch nie die Schule geschwänzt. Aber bisher ist auch noch nie ein Junge verhaftet worden, den ich geküsst habe.
    Hier geht es darum, Farbe zu bekennen. Vor mir selbst. Und vor Alex, dem ich jetzt endlich die wahre Brittany zeigen werde, so wie er es sich schon lange wünscht. Es jagt mir Angst ein und ich bin nicht sicher, ob ich das Richtige tue. Aber ich kann die
magnetische Anziehungskraft, die Alex auf mich ausübt, nicht länger leugnen.
    Im Auto angekommen, gebe ich die Adresse in mein Navi ein. Es führt mich auf die Southside zu einem Laden, der »Enriques Autowerkstatt« heißt. Ein Typ steht davor. Seine Kinnlade fällt in dem Moment herunter, in dem er mich sieht.
    »Ich suche nach Alex Fuentes.«
    Der Typ antwortet nicht.
    »Ist er da?«, frage ich und bin

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