Du oder der Rest der Welt
mein eigenes Leben haargenau so läuft.
»Brittany will zu eurer Beziehung stehen«, sage ich, während ich Alex’ Oldtimer Monte Carlo in Augenschein nehme, der in einer Ecke der Werkstatt steht. »Warum willst du es nicht auch? Weil du ein Feigling bist, Bruderherz. Hab ein bisschen Vertrauen in deine novia . Hast du es nicht, riskierst du, sie für immer zu verlieren.«
»In den Augen ihrer Eltern werde ich nie gut genug für sie sein. Ich werde mich immer wie der Unterklasse- pendejo fühlen, der ihre Tochter ausnutzt.«
Ich habe Glück, dass Kiaras Eltern das genaue Gegenteil sind. Sie sind zufrieden, solange ihre Kinder glücklich sind, ohne Bedingungen daran zu knüpfen. Sie versuchen unser Verhalten zu beeinflussen, aber sie richten niemanden für seine Taten. Anfangs habe ich es für eine Masche gehalten, dass jemand mich sogar dann akzeptieren könnte, wenn ich versuche, ihn wegzustoßen. Ich glaube, die Westfords akzeptieren die Menschen wirklich so, wie sie sind, mit Fehlern und allem Drum und Dran.
»Wenn du denkst, du seiest ein Unterklasse- pendejo , bist du auch einer. Das Problem ist, Brittany sieht den Klassenunterschied nicht und schielt nicht auf dein Bankkonto, wenn sie mit dir zusammen ist. Es ist irgendwie krank, aber sie liebt dich tatsächlich bedingungslos. Vielleicht solltet ihr zwei euch wirklich trennen, denn sie verdient einen Typen, der seine Beziehung zu ihr mit Zähnen und Klauen verteidigt, egal, was es kostet.«
»Fick dich«, sagt Alex. »Du weißt doch überhaupt nichts über Beziehungen. Wann hättest du je eine gehabt?«
»Ich habe gerade eine.«
»Sie ist nicht echt. Sogar Kiara hat es zugegeben.«
»Na und, es ist besser als das, was du gerade hast. Denn das ist gar nichts.« Ich gehe zu dem blauen Monte Carlo rüber. »Weißt du, eigentlich habe ich gehofft, dass ich heute Abend dein Auto borgen kann. Nicht für mich, sondern für Kiara. Ich weiß, du findest sie cool, und ich kann schlecht ihr eigenes Auto benutzen, um sie zu einer offiziellen Verabredung auszuführen.«
»In Ordnung. Aber bring es mir nach dem Ball zurück, weil ich vorhabe, morgen daran zu arbeiten.« Nachdem ich den Anzug und die Blume auf den Rücksitz geworfen habe, sagt Alex: »Ich dachte, du hast es gehasst, als Brittany und ich zusammen waren.«
»Ich nerv dich eben gern, Alex. Dafür sind kleine Brüder doch da, oder?« Ich zucke mit den Schultern. »Sie ist vielleicht keine chica Mexicana , aber sie ist das Beste, was du je in die Finger bekommen wirst. Du kannst den Sack genauso gut zumachen und das Mädchen heiraten.«
»Womit denn? Mit dem halben Abschluss und der alten Karre, die ich zu bieten habe?«
Ich zucke mit den Achseln. »Ich bin sicher, wenn das alles ist, was du hast, wird sie es akzeptieren. Verdammt, es ist ’ne ganze Menge mehr, als ich zu bieten habe, und mehr, als unsere Eltern hatten, als sie geheiratet haben. Schlimmer noch, mi’amá war schwanger mit dir Missgeburt.«
»Apropos Missgeburt, hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut?«
»Ja. Es ist witzig, Alex. Sogar mit einer dicken Lippe und einem blauen Auge sehe ich noch besser aus als du.«
»Ja, klar. Warte«, sagt Alex. »Du hast mir noch immer nicht von Devlin erzählt.«
»Ach, ja.« Ich lasse den Motor an und fahre los. »Ich erzähl es dir morgen. Vielleicht.«
Als ich bei den Westfords ankomme, ist Brandon in meinem Zimmer. Er sitzt mit verschränken Armen auf dem Bett. Der Zwerg gibt sein Bestes, eine bedrohliche Miene aufzusetzen. In zehn Jahren oder so könnte er damit tatsächlich jemanden einschüchtern.
»Was gibt’s, cachorro ?«
»Ich bin sauer auf dich.«
Mann, heute kriege ich es von allen Seiten. »Zieh eine Nummer und stell dich hinten an, Kleiner.«
Er schnauft wie eine Dampflok auf Ectasy. »Du hast gesagt, wir sind Komplizen. Dass du nicht petzen würdest, wenn ich etwas mache. Und dass ich nicht petze, wenn du was machst.«
»Und?«
»Du bist eine Petze. Jetzt lässt Daddy mich keine Spiele mehr auf dem Computer spielen, wenn er nicht dabei ist. Als wäre ich ein Baby. Und das ist alles deine Schuld.«
»Sorry. Das Leben ist nicht fair.«
»Warum nicht?«
Wenn das Leben fair wäre, wäre mein Vater nicht gestorben, als ich vier war. Wenn das Leben fair wäre, müsste ich mir keine Sorgen wegen Devlin machen. Wenn das Leben fair wäre, hätten Kiara und ich eine echte Chance. Das Leben ist ganz schön beschissen. »Keine Ahnung. Lass es mich wissen, wenn du
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