Du oder der Rest der Welt
den Deckel an und spähe hinein. Dann ziehe ich ein schwarzes Strumpfband aus Spitze heraus. »Zum Homecoming trägt man kein Strumpfband.«
»Das hier ist extra für Homecoming gemacht. Guck, da hängt ein kleiner goldener Football-Glücksbringer dran.« Ich werfe es auf mein Bett und ziehe den nächsten Gegenstand aus der Schachtel. Rosafarbener Lipgloss.
Tuck zuckt mit den Achseln, als ich es aufschraube. »Ich persönliche finde es widerlich, aber ich habe gehört, dass Heterokerle drauf stehen, wenn ein Mädchen glänzende Lippen hat. Da sind auch noch Eyeliner und Wimperntusche drin. Die Frau im Laden hat gesagt, das wären die besten.«
Während ich einen Gegenstand nach dem anderen aus der Schachtel hole, halte ich inne und sehe Tuck an. »Warum hast du mir das alles gekauft?«
Er zuckt mit den Schultern. »Ich wollte nur nicht … dass du etwas verpasst. Ob du es nun zugeben willst oder nicht, du magst ihn. Ich weiß, ich mache es ihm nicht leicht, aber vielleicht siehst du ja etwas in ihm, das wir anderen nicht sehen.«
Tuck ist der unglaublichste beste Freund der Welt. »Du bist süß«, sage ich und ziehe im gleichen Moment eine Schachtel Minzbonbons und zwei Kondome hervor. Ich halte sie hoch. »Du hast mir nicht wirklich Kondome gekauft.«
»Du hast recht, habe ich nicht. Ich habe sie von der Gesundheitsberaterin in der Schule. Sie gibt dir eins, wenn du eins willst … oder auch zwei. Allerdings solltest du ihn vielleicht fragen, ob er eine Latexallergie hat. Falls ja, hast du Pech gehabt. «
Ich denke daran, wie es wäre, mit Carlos zu schlafen, und laufe rot an. »Ich habe nicht vor, heute Abend Sex zu haben.« Ich werfe die quadratischen Päckchen auf das Bett, aber Tuck hebt sie wieder auf.
»Deshalb brauchst du ja die Kondome, Dummerchen. Wenn man es nicht plant und es trotzdem passiert, ist man nicht vorbereitet und holt sich eine Krankheit oder wird schwanger. Tu mir den Gefallen und steck sie in deine Handtasche oder schieb sie in den BH.«
Ich schlinge die Arme um Tuck und küsse ihn auf die Wange. »Ich liebe dich dafür, dass du dich so um mich kümmerst. Es tut mir leid, dass Jake dir für den Homecoming-Ball abgesagt hat.«
Tuck lacht. »Ich hab dir das Neueste noch gar nicht erzählt.«
»Was ist das Neueste?«
»Jake hat mich vor einer Stunde angerufen. Er will nicht zum Homecoming gehen … aber er will heute Abend mit mir abhängen.«
»Das ist toll. Ich hatte eigentlich gedacht, dass er hetero ist.«
»Was ist los mit dir? Für jemanden, dessen bester Freund schwul ist, hast du absolut kein Homoradar. Jake Somers ist so schwul wie ich, keine Frage. Ich will ehrlich sein, Kiara. Ich bin so ängstlich und aufgeregt und nervös, dass ich hoffe, ich versau es nicht. Insgeheim stehe ich schon einige Zeit auf Jake.« Tuck geht zu meinen Schreibtisch und zieht das Notizbuch mit dem Rezept fürs Verlieben aus der Schublade. Er rupft die Seiten aus dem Buch und zerreißt sie in winzige kleine Schnipsel.
»W-was machst du da?«
»Ich zerreiße dieses Rezept fürs Verlieben. Mir ist etwas klar geworden.«
»Und was?«
Tuck wirft die Schnipsel in den Papierkorb. »Es gibt kein Rezept. Jake ist kein Stück die Person, die ich mir gewünscht habe. Er hat nicht dieselben Interessen wie ich. Er hasst Frisbeespielen, in seiner Freizeit liest und interpretiert er Gedichte, nur so zum Spaß. Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken. Er hat gesagt, er will heute Abend abhängen. Was bedeutet abhängen genau?«
»Das versuche ich gerade selbst noch rauszufinden.« Ich nehme eins der Kondome und werfe es ihm zu. »Du nimmst besser auch eins mit, für alle Fälle.«
47
Carlos
»Ich habe doch gesagt, eines Tages rufst du mich an«, sagt Brittany, während wir zusammen durch die Mall laufen.
Ich habe sie gestern angerufen und gebeten, sich nach dem Flatiron-Footballspiel mit mir zu treffen. Ich brauche ihre Hilfe, denn sie ist die Einzige, die schickimicki genug ist, um bei diesem ganzen Homecomingmist als Expertin durchzugehen.
»Hör auf, es mir unter die Nase zu reiben«, weise ich sie an. »Ich bin überrascht, dass Alex nicht darauf bestanden hat, uns zu begleiten. Ihr zwei seid doch sonst an der Hüfte zusammengewachsen. «
Sie widmet ihre Aufmerksamkeit weiter den Stangen mit Anzügen und wählt ein paar aus, die ich anprobieren soll. »Ich möchte nicht über Alex reden.«
»Warum nicht, habt ihr euch gestritten?«, witzle ich, denn ich glaube nicht eine Minute,
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