Du oder der Rest der Welt
dass mein Bruder sich mit seiner Freundin streiten würde.
Brittany blinzelt ein paar Mal, als müsse sie Tränen zurückhalten. »Wir haben uns gestern getrennt.«
»Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Das ist mein voller Ernst, und ich will nicht darüber reden. Geh und probier diese Anzüge an, bevor ich mitten im Laden Rotz und Wasser heule. Es wird kein schöner Anblick sein.« Sie drückt mir die Anzüge in den Arm und scheucht mich Richtung Anprobe. Als ich zurückblicke, hat sie ein Taschentuch aus ihrer Handtasche gezogen und wischt sich damit die Augen ab.
Was zum Teufel geht hier vor? Kein Wunder, dass mein Bruder keine große Lust hatte, mit mir zu reden, und mich seit Sonntag nicht wegen Devlin genervt hat. Was hat er getan, das mit Brittany so zu versauen, dem Mädchen, das angeblich sein Leben verändert hat?
Mit Hilfe von Devlins Umschlag voller Bargeld kaufe ich den Anzug, von dem Brittany sagt, ich sähe darin aus wie ein GQ-Model. Dann holen wir die Corsage fürs Handgelenk ab, die ich gestern bei einem Floristen bestellt habe, der kurzfristig eine für Kiara machen konnte. Als wir wieder im Auto sitzen, beschließe ich, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, Brittany nach der angeblichen Trennung zu fragen. Wenn sie jetzt losheult, wird niemand sehen, wie ihr die Wimperntusche das Gesicht runterläuft.
Ich kann mich nicht länger bremsen. Meine Neugierde bringt mich um. »Du und mein Bruder seid ein unerträglich perfektes Pärchen, also wo liegt das Problem?«
»Frag deinen Bruder.«
»Er ist aber gerade nicht hier, sondern du. Außer, du möchtest, dass ich ihn anrufe…« Ich ziehe das Handy aus der Hosentasche.
»Nein!«, ruft sie. »Wage ja nicht, ihn anzurufen. Ich möchte ihn im Momemt nicht sehen, hören oder sonst irgendwas mit ihm zu tun haben.«
Oh, verdammt. Es ist ernst. Sie macht keine Scherze, also muss ich mir schnell etwas einfallen lassen. »Fahr mich zur Werkstatt, ich leihe mir für heute Abend Alex’ neues Auto.«
»Du kannst meinen Wagen haben«, sagt sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
Mist. Ich muss mir schleunigst eine Ausrede einfallen lassen, weshalb ich das neue Auto meines Bruders will und nicht Brittanys heißes BMW-Coupé. »Kiara steht auf Oldtimer. Sie wird enttäuscht sein, wenn ich in einem nagelneuen BMW ankomme anstatt in dem alten Monte Carlo, den sie erwartet. Du weißt, dass sie ein bisschen anders ist. Und sie regt sich schnell auf. Ich möchte nicht, dass sie an ihrem Homecoming-Abend weint und stottert.«
»Planst du, weiter solchen Schwachsinn zu verzapfen, bis ich einwillige, dich bei McConnell’s abzusetzen?«
»So ungefähr.«
An einer roten Ampel seufzt Brittany und holt tief Luft. »Also gut, ich bringe dich hin. Aber erwarte nicht von mir, dass ich aus dem Auto steige oder mit ihm rede.«
»Aber wenn ich sein Auto borge, braucht er doch eine Mitfahrgelegenheit nach Hause. Kannst du ihn nicht fahren, damit ich mich für den Ball fertigmachen kann?« Wenn ich mitansehen muss, wie mein Bruder und Brittany turteln, wird mir übel, aber der Gedanke, dass sie nicht länger zusammen sind und sich hundeelend fühlen, ist einfach … no está bien , nicht gut. Ich mache es ihnen nicht leicht, aber ganz tief in meinem Innern beneide ich sie um ihre Beziehung. Wenn sie zusammen sind, könnte die Welt um sie herum in tausend Stücke springen, und sie würden es nicht mal merken, oder es wäre ihnen egal, solange sie nur einander haben.
» Übertreib es nicht, Carlos«, warnt mich Brittany. »Ich setze dich dort ab und fahr sofort wieder. Aber ich werde dir für heute Abend einen Rat geben, und dann halte ich die Klappe. Zügle deine Großkotzigkeit und dein Ego heute Nacht und behandle Kiara wie eine Prinzessin. Sorge dafür, dass sie sich wie etwas Besonderes fühlt.«
»Du glaubst, ich habe ein zu großes Ego und komme großkotzig rüber?«, frage ich sie.
Sie lacht kurz auf. »Das glaube ich nicht, Carlos, das weiß ich. Bedauerlicherweise ist es ein Fuentes-Makel.«
»Ich würde es eher ein Plus nennen. Es macht uns Fuentes-Brüder unwiderstehlich.«
»Wie du meinst«, sagt sie. »Es ruiniert jedenfalls eure Beziehungen. Wenn du möchtest, dass Kiara die heutige Nacht als einzigartig in Erinnerung behält, denk einfach daran, was ich dir gesagt habe, und halte dich zurück.«
»Habe ich dir je erzählt, dass Alex dich so sehr liebt, dass er sich deinen Namen überall auf den Körper tätowiert hat? Verflucht, er trägt deinen Namen
Weitere Kostenlose Bücher