Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
Vom Netzwerk:
länger hier sitzen bleibe, kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. »Nur damit du Bescheid weißt. Ich bereue nicht, was heute Nacht passiert ist. Kein Stück.«
    Er sieht mich direkt an. Das Licht der Außenbeleuchtung fällt auf sein wunderschönes, ausdrucksstarkes Gesicht. »Hör zu, ich muss mir über ein paar Dinge klar werden. Alles ist so …«
    »Kompliziert«, beende ich seinen Satz. »Ich werde es dir leicht machen. Ich bin nicht so blöd zu glauben, dass die Dinge sich geändert haben, nur w-w-weil wir Sex hatten. Du hast von Anfang an k-k-klargemacht, dass du nicht auf der Suche nach einer Freundin bist. Da, jetzt ist alles wieder ganz einfach. Du bist frei und ungebunden.«
    »Kiara …«
    Ich ertrage es nicht, mir anzuhören, was für ein großer Fehler die heutige Nacht war, selbst wenn ich gerade erklärt habe, dass es nichts bedeuten muss. Ich laufe direkt zu meinem Wagen. Ich brauche jetzt einen Ort, an dem ich nachdenken und weinen kann, ohne dass jemand mich hört. In diesem Moment ist mein Auto meine Zuflucht. Kann Carlos bitte endlich davonfahren, damit ich in Ruhe heulen kann?
    Er öffnet sein Fenster und bedeutet mir, meins zu öffnen. Als ich es tue, versucht er mir etwas zu sagen. Ihm gelingt es kaum, den Regen zu übertönen, der zwischen uns auf den Boden trommelt.
    Ich lehne mich aus dem Seitenfenster. »Was?«
    Er beugt sich aus seinem Fenster und trifft mich auf halber Strecke. Wir sind beide völlig durchnässt, aber keinen von uns scheint es zu kümmern. »Renn nicht weg, wenn ich dir etwas Wichtiges zu sagen habe.«
    »Was denn?«, sage ich und hoffe, er bemerkt die Tränen nicht, die mein Gesicht hinunterlaufen. Ich bete, dass sie sich mit den Regentropfen vermischen.
    »Heute Nacht war … es war auch für mich perfekt. Du hast meine Welt auf den Kopf gestellt, chica . Ich habe mich in dich verliebt und das jagt mir eine höllische Angst ein. Ich habe die ganze Nacht gezittert, weil ich es wusste. Ich habe versucht, es zu leugnen, dich in dem Glauben zu lassen, das mit uns sei nur gespielt, aber das war gelogen.«
    »Ich liebe dich, Kiara«, sagt er, dann nähern sich seine Lippen den meinen und besiegeln seine Worte mit einem Kuss.

53
     

Carlos
     
    »Was machst du hier?«, fragt Alex, als ich um fünf Uhr morgens bei ihm eintreffe.
    »Ich ziehe wieder bei dir ein«, sage ich und zwänge mich an ihm vorbei. Zumindest bis Keno und ich Ende des Monats zusammen verschwinden werden.
    »Du sollst bei den Westfords sein.«
    »Da kann ich nicht mehr bleiben«, eröffne ich ihm.
    »Warum nicht?«
    »Ich hatte irgendwie gehofft, du würdest nicht fragen.«
    Mein Bruder zuckt zusammen und sagt: »Hast du etwa etwas Illegales gemacht?«
    Ich zucke mit den Achseln. »Vielleicht gibt es Staaten, wo das illegal ist. Hör zu, Alex. Ich kann nirgendwo anders hin. Ich schätze, ich könnte mich noch den anderen Straßenkindern anschließen, deren Brüder sie rausgeschmissen haben …«
    »Komm mir nicht mit dem Scheiß, Carlos. Du weißt, du kannst nicht hierbleiben. Richterliche Anordnung.«
    Richterliche Anordnung oder nicht, ich kann Westford nicht so ausnutzen. Er ist einer von den Guten, von denen ich immer angenommen hatte, sie existierten nur in Filmen. »Ich habe mit der Tochter des Professors geschlafen«, platze ich heraus. »Also kann ich hierbleiben oder nicht?«
    »Bitte sag mir, dass das ein Witz ist.«
    »Ich kann nicht. Es war Homecoming, Alex. Und bevor du mir eine Predigt über richtig und falsch hältst, denk daran, dass du das erste Mal mit Brittany geschlafen hast, um eine Wette zu gewinnen, auf dem Boden der Autowerkstatt unseres Cousins, und noch dazu an Halloween.«
    Alex massiert sich die Schläfen. »Du weißt nicht das Geringste über diese Nacht, Carlos, also tu nicht so, als ob du Bescheid wüsstest.« Er setzt sich auf sein Bett und lässt den Kopf in die Hände sinken. »Tut mir leid zu fragen, aber ich muss es wissen … hast du ein Kondom benutzt?«
    »Ich bin doch kein Idiot.«
    Alex guckt hoch und hebt eine Augenbraue.
    »Okay«, sage ich. »Ich gebe zu, ich bin ein Idiot. Aber ich habe trotzdem ein Kondom benutzt.«
    »Wenigstens hast du eine Sache richtig gemacht. Du kannst heute Nacht hierbleiben«, sagt Alex und wirft mir ein Kissen und eine Decke zu, die er aus dem Schrank geholt hat.
    Alex hat die Luftmatratze zurückgegeben, also muss ich auf dem Boden schlafen. Zehn Minuten später, als das Licht aus ist und ich die Schatten an der Decke

Weitere Kostenlose Bücher