Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
Vom Netzwerk:
anstarre, frage ich: »Wann hast du dich in Brittany verliebt? Wusstest du es die ganze Zeit, oder ist etwas Bestimmtes passiert?«
    Erst antwortet er nicht, sodass ich schon denke, er schläft. Aber dann durchbricht ein lang gezogener Seufzer die Stille. »Es war in Petersons Chemieunterricht. Als sie mir gesagt hat, dass sie mich hasst. Jetzt hör auf zu nerven und geh schlafen.«
    Ich drehe mich auf die Seite und gehe die ganze Nacht in meinen Kopf noch mal durch. Ich beginne mit dem Moment, in dem ich Kiara zum ersten Mal in ihrem schwarzen Kleid gesehen habe. Der Anblick hat mir im wahrsten Sinne des Wortes den Atem genommen. »Alex?«
    »Was?«, fragt er genervt.
    »Ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe.«
    »Hast du es auch so gemeint?«
    Es war kein Witz, als ich gesagt habe, dieses Mädchen habe mein Leben auf den Kopf gestellt. Welches Mädchen trägt jeden Tag viel zu weite T-Shirts, hat eine schwulen besten Freund, stottert, wenn sie nervös wird, klebt Duschzeitpläne an den Badezimmerspiegel, backt dämliche Plätzchenmagneten, nur um mir eins auszuwischen, schraubt an Autos wie ein Kerl und freut sich über die Herausforderung, mir ein Kondom anzuziehen? Das Mädchen ist total durchgeknallt. »Ich stecke tief in der Scheiße, Alex. Denn ich glaube, ich wünsche mir nichts mehr, als jeden Morgen neben ihr aufzuwachen. «
    »Du hast recht, Carlos. Du steckst tief in der Scheiße.«
    »Wie komme ich aus dieser Sache mit Devlin wieder raus?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin genauso ratlos wie du, was das angeht. Aber ich kenne jemanden, der uns vielleicht helfen kann.«
    »Wer?«
    »Das sage ich dir morgen früh. Bis dahin halt die Klappe und lass mich schlafen.«
    Mein Handy meldet sich, das Piepen schallt laut durch das kleine Appartement.
    »Wer ruft denn um diese Zeit an, zum Teufel?«, verlangt Alex zu wissen. »Ist es Devlin?«
    Ich lese die SMS und lache. »Nein. Es ist eine SMS von deiner Ex-Freundin.«
    Alex springt geradezu aus dem Bett und schnappt sich das Telefon aus meiner Hand. »Was schreibt sie? Warum schickt sie dir eine SMS?«
    »Flipp nicht gleich aus, Bruderherz. Sie hat mich gefragt, wie mein Date war, und ich habe ihr zurückgeschrieben, bevor ich zu dir gekommen bin. Ich wusste nicht, dass sie sofort antworten würde.«
    »Sie will wissen, ob es mir genauso dreckig geht wie ihr«, sagt Alex, der Brittanys SMS liest.
    Im Schein des Handydisplays ist sein Gesicht wie ein offenes Buch. Er ist immer noch hoffnungsslos und geradezu widerwärtig verliebt in Brittany. Ich würde mich über ihn lustig machen, wenn ich nicht wüsste, dass ich genauso geguckt habe, als ich heute neben Kiara aufgewacht bin – ihr nackter Körper eng an meinen gepresst – und mir klar wurde, dass ich lieber sterben würde, als auch nur einen Tag ohne sie zu sein. Ich kenne sie noch nicht besonders lange, aber allein sie anzusehen, fühlt sich so gut an. Mit ihr zusammen zu sein vermittelt mir das Gefühl von… Zuhause. Für alle anderen ergibt es vielleicht keinen Sinn, aber für mich schon.
    »Yo, Alex, schreib einfach zurück, dass du komplett im Eimer bist und du alles tun würdest, um sie zurückzubekommen … sogar wenn es bedeutet, mit ihren bescheuerten Eltern essen zu gehen und die nächsten siebzig Jahre ihren cremeweißen Arsch zu küssen.«
    »Was weißt du schon von Beziehungen oder cremeweißen Ärschen? Ach, vergiss es. Ich will es gar nicht hören.« Er geht mit meinem Handy ins Badezimmer und schließt die Tür hinter sich.
    Solange er nicht im Raum ist, kann ich genauso gut sein verwaistes Bett benutzen. Er wird eine Weile im Bad sein und seiner Ex-Freundin simsen, bis sie wieder seine Freundin ist. Ich schätze, es hat nicht geschadet, dass ich ihr geschrieben habe, und zwar mit voller Absicht, kurz bevor ich hier angekommen bin. Ich wusste, sie ist wahrscheinlich wach, und ihr geht es ähnlich beschissen wie meinem Bruder.
    Vorhin am Steg, als ich Kiara über das lange Haar gestreichelt habe, während sie in meinen Armen einschlief, hat mich eine lähmende Angst gepackt. Mir wurde klar, dass das, was Destiny und ich hatten, im Vergleich zu dem, was Kiara und ich miteinander teilen, völlig unbedeutend war. Es hat mir Angst eingejagt und ich habe Panik geschoben. Ich musste von ihr weg, um alles verarbeiten zu können, denn wenn ich in ihrer Nähe bin, fange ich an, über eine Zukunft mit Kiara zu fantasieren, anstatt mich auf die Realität zu konzentrieren. Und die ist, dass ich Colorado

Weitere Kostenlose Bücher