Du oder der Rest der Welt
ihn, und ich höre, wie er ein Schluchzen unterdrückt, als er sie ohne ein Wort an sich zieht und nicht mehr loslässt.
Eine halbe Stunde später haben Alex, Brittany und meine Eltern sich in die Caféteria verzogen. Tuck kommt mit einer großen Vase voller knallig pinker Nelken herein, an denen ein Ballon schwebt, auf dem steht: Fünfzig Prozent aller Ärzte schließen ihr Studium in der unteren Hälfte des Leistungsspektrums ab. Ich hoffe, deine OP ist gut verlaufen!
»Hi, amigo !«, sagt er.
»Na, toll.« Carlos schnaubt gespielt genervt. Es tut gut zu wissen, dass er seinen Biss nach allem, was heute passiert ist, nicht verloren hat. »Wer hat dich denn eingeladen?«
Tuck stellt die Vase auf das Fensterbrett und lächelte breit. »Ach, komm schon. Sei nicht so muffelig. Ich bin gekommen, um dich aufzuheitern.«
»Indem du mir pinke Blumen mitbringst?«, sagt Carlos und zeigt auf die Vase.
»Eigentlich sind die Blumen für Kiara, weil sie es mit dir aushalten muss.« Er zieht den Ballon aus dem Strauß und bindet die Schnur an den Handlauf des Krankenbetts. »Betrachte mich als deinen warmen Bruder.«
Carlos schüttelt den Kopf. »Kiara, sag mir bitte, dass ich mich verhört habe und er sich nicht gerade als warmen Bruder bezeichnet hat.
»Sei nett«, befehle ich Carlos. »Tuck ist den ganzen Weg hergefahren, weil ihm etwas an dir liegt.«
»Lass uns einfach sagen, ich hab mich an dich gewöhnt«, gibt Tuck zu, dann streicht er sich das lange Haar aus dem Gesicht. »Außerdem wäre mein Leben nicht dasselbe, wenn ich dich nicht zum Nerven hätte. Sieh den Tatsachen in Gesicht, amigo … du und ich sind wie Ying und Yang.«
»Du bist völlig loco .«
»Und du bist homophob, aber mit Kiaras und meiner Hilfe hast du Potential, dich zu einem anständigen und toleranten Menschen zu entwickeln.« Tucks Handy beginnt zu läuten. Er zieht es aus der Hosentasche und verkündet: »Es ist Jack. Ich bin gleich wieder da.« Er verschwindet auf den Flur und lässt Carlos und mich allein zurück. Na ja, wir sind nicht ganz allein. Brandon sitzt auf dem Stuhl in der Ecke des Zimmers und daddelt an seinem Gameboy.
Carlos packt mein Handgelenk und zieht mich auf das Bett zu sich. »Bis heute hatte ich eigentlich vor, Colorado zu verlassen«, erzählt er mir. »Ich habe gedacht, es sei besser, wenn ich nicht länger eine Bürde für deine Eltern und Alex wäre.«
»Und jetzt?«, frage ich nervös. Ich muss ihn sagen hören, dass er für immer hierbleiben wird.
»Ich kann nicht fortgehen. Hat dein Dad dir erzählt, dass meine Ma und Luis herkommen?«
»Ja.«
»Das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich hierbleibe, chica . Ich kann dich genauso wenig verlassen, wie ich aus dieser Tür da spazieren könnte, während mein Bein noch hinüber ist. Da fällt mir ein … sollen wir es deinen Eltern jetzt oder später sagen?«
»Ihnen was sagen?«, frage ich mit großen Augen.
Er küsst mich sanft, dann sagt er stolz: »Dass wir eine feste, monogame und ernsthafte Beziehung führen.«
»Tun wir das?«
» Sí . Und wenn ich hier rauskomme, werde ich die Tür von deiner Karre reparieren.«
»Nicht, wenn ich sie zuerst repariere«, halte ich dagegen.
Er beißt sich auf die Unterlippe und sieht mich an, als hätte ich ihn gerade angetörnt. »Höre ich da einen herausfordernden Unterton, chica ?«
Ich nehme seine Hand und verschränke meine Finger mit seinen. »Hm.«
Er zieht mich näher zu sich. »Du bist nicht die Einzige in dieser Beziehung, die die Herausforderung liebt«, sagt er. »Und nur damit du es für die Zukunft weißt, ich mag meine Schokoladenplätzchen warm und weich in der Mitte … und ohne angeklebte Magneten.«
»Ich auch. Lass mich wissen, wenn du planst, mir welche zu backen.«
Er lacht, dann nähert sein Kopf sich meinem.
»Gebt ihr euch jetzt Zungenküsse?«, platzt Brandon dazwischen.
»Ja, also schließ gefälligst die Augen«, sagt Carlos. Dann zieht er die Decke über uns, damit wir ein bisschen Privatsphäre haben. »Ich werde dich nie wieder verlassen«, flüstert er an meinen Lippen.
»Gut, denn ich werde dich nie wieder gehen lassen.« Ich lehne mich etwas zurück. »Und ich werde dich auch nie verlassen. Denk immer daran, okay?«
»Das werde ich.«
»Heißt das, du wirst lernen, mit mir bergsteigen zu gehen?«
»Mit dir würde ich alles tun, Kiara«, erwidert er. »Hast du die Nachricht nicht gelesen, die ich in deinen Spind getan habe? Ich gehöre dir.«
»Und ich gehöre
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