Du oder der Rest der Welt
schnallen mich fest, aber mir gelingt es, meine Hand nach dem Professor auszustrecken, bevor sie mich wegrollen. »Nur damit Sie es wissen, ich werde mich verpflichten.«
»Das macht mich sehr stolz. Aber warum?«
Ich stöhne vor Schmerzen, schaffe es aber, ihm ein schiefes Lächeln zuzuwerfen. »Ich möchte sichergehen, dass Kiara einen Freund hat, der ihr mehr bieten kann als einen heißen Körper und ein Gesicht, das die Engel zum Weinen bringen könnte.«
»Kann eigentlich nichts deinem Ego etwas anhaben?«, fragt Westford mich.
»Oh doch.« Wenn seine Tochter mich küsst, fliegt mein Ego auf und davon.
56
Kiara
Ich streichle Carlos’ Arm und halte seine Hand, während wir darauf warten, was der Arzt zu seinem Bein sagen wird. Ein versteinerter Alex ist Carlos ebenfalls nicht von der Seite gewichen, seit wir im Krankenhaus angekommen sind. Er hat Angst, und es scheint, als mache er sich große Vorwürfe, weil er nicht verhindert hat, dass sein kleiner Bruder verletzt wurde. Aber es ist endlich vorbei.
Mein Dad hat herausgefunden, dass Carlos’ Mom und sein Bruder bedroht worden sind, und hat mit ihrer Zustimmung ihren Umzug nach Colorado arrangiert. Er hilft ihnen auch dabei, eine vorübergehende Bleibe zu finden, was toll ist.
»Mein Dad meint, du wirst es überleben«, sage ich zu Carlos, beuge mich über ihn und küsse ihn auf die Stirn.
»Ist das was Gutes?«
Okay, Kiara, Zeit, es loszuwerden, sage ich zu mir selbst. Jetzt oder nie. Ich lehne mich so dicht zu ihm, dass nur er mich hören kann. »Ich … ich denke, ich brauche dich, Carlos. Die ›Für-immer-und-ewig‹-Version von brauchen.« Ich sehe hoch. Carlos’ Blick ist auf meine Augen geheftet. Ich will das hier, ich will ihn. Mehr als das, ich brauche ihn wirklich. Wir brauchen einander. Je näher ich ihm komme, desto mehr Halt geben mir die Energie und die Stärke, die von ihm ausgehen.
Ich kann sehen, dass er etwas sagen will, um die Stille zu übertönen, wie er es normalerweise tut, aber er hält sich zurück. Unsere Blicke sind noch immer miteinander verschränkt, und ich wende meinen nicht ab. Dieses Mal nicht.
Langsam strecke ich eine bebende Hand aus und lege sie ihm über dem T-Shirt mitten auf die Brust. Ich wünsche mir so sehr, ich könnte ihm die Schmerzen nehmen. Er atmet jetzt schwerer, und ich fühle seinen Herzschlag unter meiner Hand.
Mit seiner Hand umfängt Carlos meine Wange, sein Daumen fährt sanft über meine Haut. Ich schließe die Augen und genieße die Berührung; die Wärme seiner Hand lässt mich dahinschmelzen.
»Du bist gefährlich«, sagt er.
»Warum?«
»Weil du mich an das Unmögliche glauben lässt.«
Nach Carlos’ Operation umringt meine ganze Familie sein Krankenbett. Da klopft es an der Tür. Brittany macht ein paar zögerliche Schritte in den Raum.
»Danke, dass du mich angerufen hast, Kiara«, sagt sie.
Carlos hatte mir erzählt, dass Alex und Brittany nicht mehr zusammen sind und mich angewiesen, Brit kurz vor seiner OP anzurufen. »Kein Problem. Ich bin froh, dass du da bist.«
»Ich auch«, sagt Carlos. »Aber ich bin mit Morphium vollgepumpt, du solltest es dir also besser schriftlich geben lassen. « Alex will das Zimmer verlassen, aber als er an der Tür ist, ruft Carlos: »Alex, warte.«
Alex räuspert sich. »Was ist?«
»Ich weiß, ich werde bereuen, das gesagt zu haben, aber du und Brittany dürft euch nicht trennen.«
»Das haben wir doch schon«, erwidert Alex und sieht Brittany an. »Oder nicht, Brit?«
»Was immer du meinst, Alex«, sagt sie gefrustet.
»Nein.« Er geht zu ihr. »Du wolltest die Trennung, Mamacita , schieb nicht mir die Verantwortung dafür in die Schuhe.«
»Du wolltest unsere Beziehung vor meinen Eltern geheimhalten. Ich nicht. Ich möchte in die Welt hinausschreien, dass wir zusammen sind.«
»Er hat Angst, Brittany«, sagt Carlos.
»Wovor?«
Alex streckt die Hand aus und streicht ihr eine blonde Strähne hinter das Ohr. »Davor, dass deine Eltern dir klarmachen werden, dass du etwas Besseres verdient hast.«
»Alex, du machst mich glücklich, du spornst mich an, hart zu arbeiten. Deine Zukunftsträume begeistern mich, und ich möchte unbedingt ein Teil davon sein. Ob du es nun magst oder nicht, du bist ein Teil von mir. Niemand wird daran je etwas ändern.« Sie sieht zu ihm hoch, Tränen strömen über ihr Gesicht. »Vertrau mir.«
Er nimmt ihr Gesicht in beide Hände und wischt die Tränen fort. Seine Gefühle überwältigen
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