Du oder der Rest der Welt
damit, Dick gerufen zu werden? Wenn mein Name Richard wäre, würde ich mich Richard nennen oder Rich … aber nicht Dick. Scheiße, ich würde mich sogar Chard rufen lassen.
Ich schnappe mir mein Zeug.
»Carlos, folge mir«, sagt Westford. »Ich führe dich rum. Kiara, warum zeigst du Alex und Brittany nicht dein Auto?«
Der Rest der Mannschaft folgt Kiara, während ich hinter Professor Dick hermarschiere.
»Das ist unser Zuhause«, sagt Westford. Genau wie ich vermutet habe, ist das Innere des Hauses ähnlich imposant wie sein Äußeres. Die Hütte ist nicht so riesig wie Madisons, aber immer noch größer als jede Wohnung, in der ich je gewohnt habe. Im Flur hängen großflächige Gemälde. Sie haben einen netten Flachbildfernseher an der Wand über dem Kamin hängen. »Fühl dich ganz wie zu Hause.«
Ja, klar. Das ist genauso wenig mein Zuhause wie das Weiße Haus.
»Hier ist die Küche«, sagt er und führt mich in einen großzügig geschnittenen Raum mit einem überdimensionierten Kühlschrank aus Edelstahl, der perfekt mit der übrigen Ausstattung abgestimmt ist. Die Arbeitsplatte ist schwarz mit winzigen Splittern darin, die wie Diamanten glitzern. »Wenn du etwas aus dem Kühlschrank oder der Speisekammer möchtest, nimm es dir einfach. Du brauchst nicht zu fragen.«
Als Nächstes folge ich ihm eine mit Teppich ausgelegte Treppe hinauf. »Hast du Fragen bis hierher?«
»Haben Sie eine Karte von diesem Ort?«
Er schmunzelt. »Du wirst den Grundriss in ein paar Tagen im Kopf haben.«
Wollen wir wetten?
Ich fühle fette, pochende Kopfschmerzen aufziehen und sehne mich an einen Ort, wo ich nicht vorgeben muss, ein reuiger Sünder zu sein; einen Ort, wo ich nicht mit einem Mädchen zusammenleben muss, das Plätzchenmagneten in meinen Spind heftet, und einem Zwerg, der glaubt, alle Mexikaner wären begeisterte Fußballer.
Im ersten Stock, am Ende des langen Flurs, ist das Elternschlafzimmer. Wir gehen um die Ecke und Westford zeigt auf einen der Räume. »Das ist Kiaras Zimmer. Die Tür auf der anderen Seite des Flurs, neben Brandons Zimmer, führt ins Bad, das du dir mit den beiden teilen wirst.« Ich werfe einen Blick ins Badezimmer, in dem zwei Waschbecken nebeneinander stehen.
Er öffnet die Tür des Zimmers neben Kiaras und bedeutet mir, hineinzugehen. »Das ist dein Zimmer.«
Ich lasse den Blick über das schweifen, was ab sofort mein Zimmer sein wird. Die Wände sind gelb gestrichen, die Vorhänge vor dem Fenster gepunktet. Es sieht wie ein beschissenes Mädchenzimmer aus. Ich befürchte, wenn ich lange genug hier bleibe, droht als Nächstes meine Kastration. An der einen Wand stehen ein Schreibtisch und ein Schrank. An der Wand gegenüber befindet sich eine Kommode; ein gelb bezogenes Bett steht nah beim Fenster.
»Ich weiß, es ist nicht gerade das männlichste aller Zimmer. Meine Frau hat es vor einer Weile eingerichtet«, sagt Westford entschuldigend. »Es sollte ihr Porzellanpuppenzimmer werden. «
Will er mich verarschen? Porzellanpuppenzimmer? Was zum Henker sind Porzellanpuppen, und welcher Erwachsene würde ein Zimmer voll davon haben wollen? Vielleicht ist es ein Reiche-weiße-Leute-Ding, denn ich kenne keine mexikanische Familie, die ein Zimmer nur für ihre beschissenen Puppen hat.
»Ich denke, wir können ein bisschen Farbe besorgen und den Raum etwas männlicher gestalten«, sagt er.
Mein Blick konzentriert sich auf die gepunkteten Vorhänge. »Dazu ist mehr als nur ein bisschen Farbe nötig«, murmle ich. »Aber es ist sowieso egal, weil ich nicht vorhabe, hier besonders viel Zeit zu verplempern.«
»Nun, ich schätze, das ist ein guter Zeitpunkt, um dir die Hausregeln zu erläutern.« Mein vorübergehender Vormund setzt sich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch.
»Regeln?« Panik macht sich in mir breit.
»Keine Sorge, es gibt nur ein paar. Aber ich erwarte von dir, dass du sie befolgst. Die erste lautet: keine Drogen und kein Alkohol. Wie du schon mitbekommen hast, kommt man in dieser Stadt leicht an Marihuana heran, aber du hast die Auflage bekommen, clean zu bleiben. Zweitens: keine vulgären Ausdrücke. Ich habe einen Sechsjährigen, der leicht zu beeindrucken ist, und ich möchte nicht, dass er schmutzige Wörter lernt. Drittens: Unter der Woche musst du um Mitternacht zu Hause sein, am Wochenende um zwei. Viertens: Von dir wird erwartet, dass du Ordnung hältst und im Haus mithilfst, wenn du darum gebeten wirst, genau wie unsere eigenen Kinder. Fünftens: Kein
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