Du oder der Rest der Welt
Fernsehen, solange du deine Hausaufgaben noch nicht erledigt hast. Sechstens: Falls du ein Mädchen mit auf dein Zimmer nimmst, bleibt die Tür offen … aus offensichtlichen Gründen.« Er reibt sein Kinn, als dächte er darüber nach, welche Regeln er noch einführen kann. »Ich denke, das war’s. Irgendwelche Fragen?«
»Ja, eine.« Ich schiebe die Hände in die Hosentaschen und frage mich, wie lange es dauern wird, bis Professor Dick realisiert, dass ich gegen Regeln allergisch bin. Egal, welcher Art. »Was passiert, wenn ich gegen eine Ihrer beschissenen Regeln verstoße?«
14
Kiara
Ich bin nicht sicher, ob es jemand anderem aus meiner Familie aufgefallen ist, aber Carlos hat uns angesehen, als wären wir ein paar Außerirdische, die auf die Erde gesandt wurden, um ihn zu zerstören. Er ist keinesfalls glücklich darüber, bei uns zu wohnen.
Ich frage mich, was er sagen wird, wenn sie ihm verraten, dass er nach der Schule am REACH-Programm teilnehmen muss, um dem Schulverweis zu entgehen. REACH ist für Risiko-Jugendliche gedacht, die in Schwierigkeiten stecken. Sie können auf Bewährung weiter zur Schule gehen. Mein Dad hat mir erzählt, dass Carlos noch nicht weiß, dass REACH seine einzige Chance ist. Ich möchte nicht dabei sein, wenn Alex und mein Dad ihm die Neuigkeit eröffnen.
Alex guckt sich den neuen Rückspiegel an, den ich gerade angebracht habe. Er kann nicht widerstehen und öffnet die Motorhaube, um den Motor zu inspizieren.
»Es ist ein Standard V8«, erkläre ich Brittany, die neben ihm steht.
Alex lacht. »Das sagt meiner Liebsten rein gar nichts. Brittany versucht sogar, sich vor dem Tanken zu drücken.«
Bittany boxt ihn leicht gegen den Arm. »Machst du Witze? Jedes Mal, wenn ich auch nur versuche, etwas an meinem Wagen zu reparieren, nimmt Alex es mir aus der Hand. Gib es zu, Alex.«
» Mamacita , das soll keine Beleidigung sein, aber du könntest noch nicht mal die Zündkerzen von einer Lichtmaschine unterscheiden.«
»Und du könntest Acryl nicht von Gel unterscheiden«, sagt Brittany selbstgefällig und stemmt die Hände in die Hüften.
»Reden wir immer noch über Autos?«, fragt er.
Brittany schüttelt den Kopf. »Ich habe von Fingernägeln gesprochen. «
»Hatte ich mir’s doch gedacht. Halt du dich an deine Fingernägel und überlass mir die Autos.«
Alex’ Mundwinkel zuckt belustigt, als er seine Freundin an sich zieht.
»So wie’s aussieht, ist das Essen fertig«, ruft mein Dad von der Haustür aus.
Meine Mom winkt meinem Bruder. »Brandon, Engel, zeig Brittany und Alex bitte, wo die Terrasse ist.«
Während Brandon um das Haus herum in den Garten jagt, helfe ich meiner Mutter in der Küche.
»Du hast Öl am Kinn«, sagt meine Mutter. Ich reibe an meinem Kinn und merke, dass es kein Öl ist. Es ist schwarzes Epoxy.
»Jetzt hast du es verschmiert. Hier …« Sie schmeißt mir ein Küchenhandtuch zu.
»Danke.« Nachdem ich mein Kinn abgewischt habe, wasche ich mir die Hände und mache meinen Spezialwalnusssalat.
Auf der Terrasse hat meine Mutter den Tisch mit rosafarbenen Blumensets und ihren Lieblingstellern gedeckt. Sie sind aus Keramik und mit bunten Schmetterlingen bemalt, dazu gibt es passende Teetassen. Vor ein paar Jahren hat sie einen Bio-Teeladen eröffnet, der sich Hospitali-Tea nennt. Bei den Leuten, die in Boulder leben, kann man darauf gehen, dass sie gern viel Zeit im Freien verbringen und ein aktives Leben führen. Und dass sie lieber Tee als Kaffee trinken.
Moms Laden ist bei den Einheimischen sehr beliebt. Ich arbeite an den Wochenenden dort und fülle den losen Tee in Tüten, gebe neue Teesorten ins System ein und zeichne die Keramikteekannen aus. Ich helfe sogar bei der Buchhaltung, besonders, wenn die Zahlen nicht stimmen und sie jemanden braucht, der den Fehler für sie findet. Ich bin die Fehlerfinderin der Familie, zumindest, wenn es um die Buchhaltung geht.
Ich trage den Salat nach draußen. Das Rezept habe ich mir selbst ausgedacht, und ich mache aus dem Dressing ein großes Geheimnis, daher könnten sogar meine Eltern den Salat nicht kopieren. Er ist aus Spinatblättern, Walnüssen, Gorgonzola und getrockneten Cranberries … und Kiaras Spezialgeheimsoße, wie meine Mom sie gern nennt. Als ich nach draußen komme, halte ich die Schüssel Carlos hin.
Er späht hinein. »Was ist das?«
»Salat.«
Er guckt noch einmal hin. »Das sind keine Salatblätter.«
»Es ist Sp-spinat.« Ich verstumme, da ich spüre, wie meine
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