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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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wichtig, für Brittany da zu sein. Es gibt einen Punkt, an dem man aufhören muss, gegen die ganze Welt zu kämpfen. Ich habe diesen Punkt vor zwei Jahren erreicht. Sieh dich um, Carlos. Es gibt andere Mädchen als Destiny.«
    »Ich will Destiny gar nicht. Nicht mehr. Falls du von Kiara redest, vergiss es. Ich gehe nicht mit einer Braut aus, die mein Leben kontrollieren will und der es was ausmacht, ob ich in einer Gang bin und mit Drogen deale. Sieh uns doch mal an, Alex. Wir sitzen in einem verdammten Teeladen, neben reichen weißen Leuten, die keine Ahnung haben, wie es außerhalb dieser gefakten Reality läuft, die sie Leben nennen. Aus dir ist ein chido geworden.«
    Alex lehnt sich vor. »Ich sag dir mal was, kleiner Bruder. Ich mag es, nicht jedes Mal auf der Hut sein zu müssen, wenn ich auf die Straße gehe. Mir gefällt es, eine novia zu haben, deren Ein und Alles ich bin. Und ich bereue es kein Stück, die Drogen und die Latino Blood gegen eine Zukunft eingetauscht zu haben, für die es sich zu leben lohnt.«
    »Bleichst du als Nächstes deine Haut, damit du auch noch wie ein gringo aussiehst?«, frage ich. »Mann, ich hoffe, deine Kinder werden so hell wie Brittany, dann musst du sie nicht auf dem Schwarzmarkt verkaufen.«
    Mein Bruder ist allmählich angepisst. Ich sehe es daran, wie sein Kiefermuskel arbeitet. »Mexikaner zu sein, muss nicht heißen, arm zu sein«, sagt er. »Aufs College zu gehen, bedeutet nicht, dass ich meinen Leuten den Rücken kehre. Vielleicht tust du das aber, indem du das mexikanische Stereotyp perpetuierst. «
    Ich stöhne auf und werfe den Kopf zurück. »Perpetuierst? Perpetuierst? Scheiße, Alex, unsereins weiß noch nicht mal, was das Wort heißt.«
    »Fick dich«, knurrt Alex. Er schiebt seinen Stuhl zurück und geht davon.
    »Das ist der alte Alex, den ich von früher kenne! Diese Sprache verstehe ich laut und deutlich«, rufe ich ihm hinterher.
    Er schmeißt seinen Becher in den Müll und geht weiter. Ich muss zugeben, dass er noch nicht wie ein gringo geht und immer noch aussieht, als könnte er jedem den Hintern versohlen, der sich ihm in den Weg stellt. Aber wartet’s nur ab. Nicht mehr lange, und er wird aussehen, als hätte er einen Stock im Arsch.
    Mrs Westford ist bald zurück an unserem Tisch. Sie sieht meinen unberührten Teebecher. »Mochtest du deinen Tee nicht?«
    »Doch, er ist gut«, beruhige ich sie.
    Ihr Blick fällt auf den leeren Stuhl. »Wo ist Alex hin?«
    »Er ist gegangen.«
    »Oh«, sagt sie, dann zieht sie sich den leeren Stuhl heran und setzt sich zu mir. »Möchtest du darüber reden?«
    »Nö.«
    »Möchtest du meinen Rat?«
    »Nö.« Sie würde garantiert versuchen, mir meine Pläne auszureden. Ich habe nämlich vor, Nicks Spind zu knacken, um nach Beweisen zu suchen, dass er mir das Ding angehängt hat. Und wenn ich schon mal dabei bin, kann ich mir genauso gut Madisons Spind ansehen. Sie war so wild darauf, mich Nick vorzustellen, dass sie vielleicht etwas weiß. Aber ich werde meinen Verdacht mit niemandem teilen.
    »Okay, falls du deine Meinung änderst, lass es mich wissen. Warte hier.« Sie nimmt meinen unberührten Becher mit und verschwindet drinnen. Das war ein Schock. Mi’amá ist das genaue Gegenteil von Mrs Westford. Wenn meine Ma mir einen Rat geben will, kann man darauf wetten, dass sie ihn mir um die Ohren knallt, ob ich ihn nun hören will oder nicht.
    Mrs Westford ist eine Minute später zurück und stellt einen zweiten Becher Tee vor mir ab.
    »Versuch den hier«, sagt sie. »Da sind beruhigende Kräuter drin, wie Kamille, Hagebutten, Holunderbeeren, Zitronenmelisse und Sibirischer Ginseng.«
    »Ich würde lieber was rauchen«, scherze ich.
    Sie lacht nicht. »Ich weiß, Gras zu rauchen ist für viele Leute kein großes Ding, aber im Moment ist es illegal.« Sie schiebt den Becher auf mich zu. »Ich verspreche dir, der Tee wird dich entspannen«, sagt sie. Als sie davongeht, um sich um ihre anderen Gäste zu kümmern, fügt sie hinzu: »Und er wird dich nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    Ich gucke in den Becher, der mit einer hellgrünen Flüssigkeit gefüllt ist. Sie sieht nicht nach Kräutern aus, sondern wie Tee aus einem stinknormalen billigen Teebeutel. Ich spähe nach rechts und links, um sicherzugehen, dass mich niemand beobachtet, führe den Becher an meine Nase und atme den Dampf ein.
    Okay, es ist kein stinknormaler Tee aus einem billigen Teebeutel. Er riecht nach einer Mischung aus Früchten und Blumen und noch

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