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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Inhalt. »Sie ist am Gewinnen. «
    »Nicht mehr lang.« Ich packe ein Bündel Unkraut und reiße es aus dem Boden. Ein paar Zweige haben spitze Dornen, die mich durch die Handschuhe pieksen, aber das ist mir egal.
    Ich werfe einen Blick zu Kiara, die schneller arbeitet als zuvor. Sie hat definitiv eine ehrgeizige Seite und will das Ding hier für sich entscheiden.
    »Fertig!«, schreit sie, springt auf und zieht die Gartenhandschuhe betont lässig aus. Sie hebt Brandon hoch und wirbelt ihn herum, bis sie beide lachend ins Gras fallen.
    »Pass besser auf, Kiara«, rufe ich ihr zu. »Du fängst an, etwas von deiner Persönlichkeit zu zeigen.«
    Während Brandon mir noch den Rücken zudreht, zeigt mir Kiara den Mittelfinger und geht zu ihrem Auto.
    Mit ihr habe ich es mir deutlich verdorben.
    »Jetzt können wir Fußball spielen! Geh ins Tor«, befiehlt Brandon und zeigt auf ein kleines Tor im Garten. »Denk dran, wenn ich es schaffe, an dir vorbeizukommen, spielst du G.I. Joe mit mir, hast du gesagt.«
    Ich stelle mich ins Tor, und Brandon versucht, den Ball an mir vorbeizuschießen. Das muss man dem Knilch lassen, er versucht alles, bis er schwitzt und keucht. Er gibt nicht auf, obwohl er nicht den Hauch einer Chance gegen mich hat.
    »Dieses Mal schaffe ich es«, sagt er zum fünfzigsten Mal. Er deutet auf etwas hinter mir. »Guck mal, da!«
    »Das ist der älteste Trick der Welt, Mann.« Ich weiß seinen Versuch, mich zu bescheißen, durchaus zu würdigen, aber dafür hat er sich den Falschen ausgesucht.
    »Nein, in echt. Guck doch!«, ruft Brandon.
    Er klingt überzeugend, aber ich lasse den Fußball trotzdem nicht aus den Augen. Ich würde lieber den ganzen Tag Schüsse halten, als mit Puppen zu spielen.
    Er kickt den Ball, aber ich halte ihn wieder. »Tut mir leid, Mann.«
    »Brandon, es ist Zeit für dein Bad«, ruft Mrs Westford von der Terrasse.
    »Nur noch ein paar Schüsse, Mom. Bitte.«
    Sie guckt auf die Uhr. »Noch zwei, dann kommst du rein. Ich bin sicher, Carlos hat noch Hausaufgaben zu erledigen.«
    Nach zwei weiteren gescheiterten Versuchen erkläre ich Brandon, dass es Zeit ist, aufzugeben.
    Er hüpft ins Haus. Sein Koordinationsvermögen ist ziemlich gut, ich frage mich nur, in welchem Alter Jungs aufgeht, dass diese ständige Hüpferei extrem uncool ist. Auf dem Weg nach oben komme ich am Esszimmer vorbei. Kiara sitzt am großen Tisch, den Kopf über ein paar dicke Wälzer gebeugt.
    Etliche Haarsträhnen haben sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und fallen ihr ins Gesicht. Was in mir die Frage aufkeimen lässt, wie sie wohl aussieht, wenn sie das Haar offen trägt.
    Sie guckt hoch, lässt den Kopf aber sofort wieder sinken.
    »Du solltest dein Haar offen tragen«, rate ich ihr. »Dann würdest du vielleicht mehr wie Madison aussehen.«
    Ihre Antwort ist wieder der gestreckte Mittelfinger.
    Ich lache. »Pass lieber auf«, warne ich sie. »Ich habe gehört, in manchen Ländern hacken sie einem jedes Mal, wenn man das tut, einen Finger ab.«
     
    Ich warte zwei Tage, bevor ich mir mit Hilfe von einem von Kiaras Plätzchenmagneten (ohne das Plätzchen) und einem kleinen Schraubenzieher, den ich aus Kiaras Auto habe mitgehen lassen, Zugang zu Madisons und Nicks Schließfächern verschaffe. Nach der Hälfte der dritten Stunde bitte ich darum, auf Klo gehen zu dürfen, nutze die Zeit aber, um Madisons Spind zu durchsuchen. In ihrer Büchertasche sind Bücher, Make-up und Zettelchen, die ihr Lacey und andere Mädchen geschrieben haben. Das Glück ist auf meiner Seite, sie hat ihr Handy in der Seitentasche der Tasche vergessen. Ich greife es mir und nehme es mit auf die Toilette, wo ich mich durch ihre Anruferliste, ihren Kalender und ihre Kontakte scrolle. Ich stoße auf nichts Ungewöhnliches, außer dass sie Nick am Freitag nach der Schule öfter angerufen hat, als ich an zwei Händen abzählen kann.
    Ich bringe ihr Telefon zurück, bevor ich mich wieder in den Unterricht setze.
    Damit bleibt mir noch Nick. Er läuft mir im Gang über den Weg, und wo sein Spind ist, habe ich auch schon raus, aber wir haben keinen Kurs zusammen. Während des Mittagessens ist in den Gängen zu viel los, aber direkt danach schleiche ich mich zu seinem Spind und setze Magnet und Schraubenzieher ein zweites Mal ein.
    In Nicks Spind herrscht verfluchtes Chaos. Er hat einen Wust aus Zetteln in seinem Rucksack, auf denen codierte Namen stehen. Es sind wahrscheinlich seine Kunden und Lieferanten, aber ohne den dämlichen Code zu

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