Du oder der Rest der Welt
etwas anderem, das ich nicht einordnen kann. Und obgleich der Geruch ungewohnt ist, lässt er mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Ich gucke hoch und sehe Tuck, der auf mich zukommt. Kiara ist an seiner Seite, aber ihre Aufmerksamkeit gilt einem Typen, der in der Mitte der Einkaufspassage steht und ein Akkordeon spielt. Sie zieht einen Dollar aus der Handtasche und kniet sich hin, um ihn in seinen Instrumentenkasten zu legen.
Während sie noch dasteht und dem Typen zuhört, nimmt Tuck sich einen Stuhl von einem der anderen Tische und setzt sich mir gegenüber. »Ich hätte dich nicht für einen Teetrinker gehalten«, sagt Tuck. »Du wirkst eher wie der Tequila- und Rum-Typ.«
»Kennst du sonst niemanden, den du nerven kannst?«, frage ich.
»Nein.« Der Dude, der sein Haar seit mindestens neun Monaten nicht geschnitten hat, streckt die Hand aus und stupst mit dem Finger das Tattoo auf meinem Unterarm an. »Wofür steht das?«
Ich stoße seine Hand weg. »Es bedeutet, wenn du mich noch mal anfasst, prügel ich dich windelweich.«
Kiara hat sich hinter Tucks Stuhl gestellt. Sie sieht nicht allzu glücklich aus.
»Wo wir gerade von windelweich reden, wie war dein erster Tag bei REACH?«, fragt Tuck mit einem Grinsen, das in mir den Wunsch auslöst, ihn mitsamt Stuhl umzuschmeißen.
Kiara packt ihn am Ärmel und zerrt ihn vom Tisch weg. Er fällt vom Stuhl. » Kiara will dich noch was fragen, Carlos.«
»Nein, will ich nicht«, würgt Kiara hervor. Dann packt sie ihn wieder und zieht ihn mit sich auf den Laden zu.
»Doch, tust du. Frag ihn«, sagt er, bevor sie beiden in den Laden stolpern und ich sie nicht länger sehen kann.
22
Kiara
Ich zerre Tuck nach drinnen. »Hör auf damit«, flüstere ich.
Wir sind im hinteren Teil des Ladens, wo niemand uns hören kann.
»Warum?«, fragt Tuck. »Du brauchst einen Kerl, der sich mit dir vor ein paar alte Leute stellt, und er braucht etwas zu tun, anstatt nur rumzusitzen und seine Tattoos zu zählen. Es ist perfekt.«
»Nein, ist es nicht.«
Mein Mom quetscht sich zu uns und umarmt Tuck. »Was ist los?«
»Ich kann Kiara am Freitag nicht bei ihrem Malkurs helfen, also plant sie, stattdessen Carlos zu bitten, mitzugehen«, sagt Tuck.
Die Lippen meiner Mutter verziehen sich zu einem breiten Grinsen. »Oh, Liebling, es ist so nett von dir, ihn in deine Aktivitäten einzubeziehen. Du bist etwas ganz Besonderes.« Sie drückt mich fest an sich. »Ist meine Tochter nicht die Beste?«
»Auf jeden Fall, Mrs Westford. Die Beste.«
Tuck ist so ein Schleimer, wenn er mit meinen Eltern zusammen ist.
»Kiara, wenn du und Tuck hier fertig seid, nehmt Carlos mit nach Hause. Er ist mit Alex hergekommen, aber ich glaube, sie haben sich gestritten oder so. Ich mache den Laden in einer Stunde zu, aber ich muss Brandon noch von einem Freund abholen. Dein Vater macht heute das Abendessen. Also wäre es nett, wenn du ihn ein wenig beaufsichtigen könntest, sobald du zu Hause bist, damit etwas Essbares dabei herauskommt.«
Nachdem meine Mom uns Tee gemacht hat, gehen wir zurück nach draußen, wo ich Carlos etwas trinken sehe, das verdächtig nach einer Spezialmischung meiner Mutter aussieht. Sie scheint ihm zu schmecken, obwohl ich nicht sicher sein kann, da sein Gesicht zu einer ausdruckslosen Maske erstarrt ist.
»Wir sehn uns morgen«, sagt Tuck und salutiert zum Abschied mit seinem Pappbecher.
»Was wolltest du mich denn fragen?«, will Carlos wissen. Er klingt genervt.
Verkleidest du dich Freitag als Cowboy und posierst mit mir vor ein paar alten Leuten? »Nichts.« Ich bringe es einfach nicht über mich, die Worte auszusprechen.
Meine Mutter kommt nach draußen, um mit den Gästen zu plaudern. Ich schaue ihr zu, wie sie sich mit jedem Einzelnen von ihnen unterhält, als wäre es ein enger Freund. Als sie an unserem Tisch ankommt, beugt sie sich runter, um zu überprüfen, ob wir unseren Tee auch trinken.
»Ich sehe, er hat dir geschmeckt«, sagt sie zu Carlos. Meine Mom ist so stolz auf ihre Spezialmischungen, dass sie sich fühlt, als hätte sie im Lotto gewonnen, wenn sie die richtige Mischung für einen schwer zufriedenzustellenden Kunden hinbekommt. »Wie ich gehört habe, möchte Kiara dich fragen, ob du am Freitag mit zum Malkurs ins Altenheim kommst, um Modell für ihre Schüler zu stehen. Das wird bestimmt lustig.«
Carlos wirft mir einen »Worüber-zum-Teufel-redet-sieda«-Blick zu.
»Möchtest du noch einen Tee?«, fragt meine Mutter.
»Nein,
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