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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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kennen, hilft mir das nicht weiter.
    Ich bin schon viel zu lange hier. Aber ich habe das Gefühl, ganz nah an was dran zu sein, als würden Paco und Papá mich drängen, tiefer zu graben. Ich durchwühle seinen Rucksack und hoffe, sein Handy oder Beweise zu finden, die ihn mit meiner Verhaftung in Zusammenhang bringen. Aber alles, was ich finde, sind ein Haufen Zettel.
    Jemand kommt die Treppe rauf. Ich höre, wie die Schritte sich nähern. Wenn es der Direx ist, bin ich geliefert. Wenn es Nick ist, stelle ich mich besser auf einen Kampf ein. Ich blättere rasch durch die Zettelwirtschaft, bis … ja, ich hab’s!
    Es ist der eine Zettel, der nicht codiert ist. Darauf steht der Name einer Person, die mir nur allzu vertraut ist … Wes Devlin, ein Drogenbaron mit enger Verbindung zu den Guerreros del barrio , eine Telefonnummer steht unter seinem Namen.
    Ich stopfe den Zettel in meine Hosentasche und schließe den Spind, bevor dieser Jemand die oberste Treppenstufe erreicht hat.
    Nick sieht sich besser vor, denn ich werde ihm schon bald einen Besuch abstatten. Einen, den er so schnell nicht vergisst …

24
     

Kiara
     
    Am Mittwoch nach der Schule wasche ich gerade mein Auto in der Einfahrt, als Alex Carlos bei uns absetzt. Alex kommt zu mir und greift sich den Extraschwamm.
    »Dein Dad hat gesagt, du hast noch immer Probleme mit dem Radio, obwohl ich die Feder eingesetzt habe.«
    »Hm.« Ich liebe mein Auto, aber … »Es ist unvollkommen vollkommen.«
    »Ich schätze, so kann man es beschreiben. Hört sich an wie ein paar Leute, die ich kenne.« Alex späht ins Wageninnere. »Brittanys Auto ist zwar echt schnell, aber dieses Teil hier hat noch Feuer in sich.« Er setzt sich auf einen der Schalensitze. »Daran könnte ich mich gewöhnen. Einer unserer Kunden hat einen 73er Monte Carlo, den er loswerden will. Ich denke darüber nach, ihn zu kaufen. Hat Carlos dir erzählt, dass er in Chicago in der Autowerkstatt meines Cousins gejobbt hat?«
    »Nein.«
    »Komisch. Carlos hat ständig bei Enrique im Laden rumgehangen. Er liebt das Rumschrauben an Autos noch mehr als ich.«
    »Musst du nicht irgendwo hin?«, fragt Carlos. Er hat die ganze Zeit an unserer Garage gelehnt. Ich weiß das, weil … nun ja, wenn Carlos in meiner Nähe ist, spüre ich das irgendwie.
    Seit Montag bin ich ihm absichtlich aus dem Weg gegangen, was für uns beide wunderbar funktioniert hat.
    Als Alex kurz darauf fährt, kommt Carlos zu mir. »Brauchst du Hilfe?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Hast du vor, je wieder mit mir zu sprechen? Verdammt, Kiara, ich habe es satt, angeschwiegen zu werden. Es wäre mir lieber, du würdest mir deine kleinen Zwei-Wort-Sätze entgegenschleudern, als gar nichts. Zeig mir meinetwegen wieder den Finger.«
    Ich werfe meinen Rucksack auf den Rücksitz und starte den Motor.
    »Wo fährst du hin?«, verlangt Carlos zu wissen und tritt vor mein Auto.
    Ich hupe.
    »Ich bleibe hier stehen«, sagt er.
    Meine Antwort ist ein zweites Hupen. Es ist kein respekteinflößendes, tiefes Hupen, wie bei den meisten Autos, aber es ist die beste Performance, die mein Auto zu bieten hat.
    Er legt beide Hände auf die Motorhaube.
    »Beweg dich«, sage ich.
    Er bewegt sich tatsächlich. Mit der Geschmeidigkeit eines Panthers springt Carlos durch das offene Fenster auf den Beifahrersitz. Füße voran. »Du solltest die Tür reparieren«, sagt er.
    Wie es aussieht, will er mich begleiten. Ich biege aus der Einfahrt und fahre Richtung Boulder Canyon. Der Wind bläst durchs offene Fenster herein, die frische Luft flattert mir ins Gesicht und peitscht mir den Pferdeschwanz in den Nacken.
    »Ich könnte die Tür für dich reparieren«, bietet Carlos an. Er streckt die Hand aus dem Fenster und lässt den Wind mit seinen Fingern spielen.
    Schweigend fahre ich die Boulder Canyon Road hoch und genieße die Landschaft. Man sollte meinen, dass ich die Schönheit dieser Umgebung gar nicht mehr wahrnehme, schließlich lebe ich schon eine Ewigkeit hier, aber so ist es nicht. Die Berge haben schon immer eine seltsame Faszination auf mich ausgeübt. Ich fühle mich im Einklang mit ihnen.
    Ich parke den Wagen beim Dome – ab und zu klettere ich hier mit Tuck –, strecke mich nach hinten, um mir meinen Rucksack zu angeln, und steige aus.
    Carlos steckt seinen Kopf aus dem Fenster. »Ich nehme mal an, dass das hier nicht dein Ziel ist.«
    Ich muss zugeben, ich verspüre eine gewisse Befriedigung, als ich erwidere: »Falsch geraten.« Dann schnalle ich

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