Du oder der Rest der Welt
Spiel ausmachen. Dabei hast du mir erlaubt, an deinen Computer zu gehen und ein Handelsspiel zu spielen, Daddy. Alle meine Freunde spielen es.«
Ich zeige auf Brandon. »Ihr Sohn und seine Freunde sind Cyber-Drogendealer«, verkünde ich seinem Vater.
Westfords Augen werden groß und er eilt zum Bildschirm. »Drogendealer? Brandon, was spielst du da?«
Ich verlasse das Zimmer, während Westford Brandon erklärt, dass illegale Drogen keine normale Handelsware sind. Dann murmelt er etwas von Kindersicherungen und wie sie niemals die Eltern ersetzen können und dass er besser hätte aufpassen müssen.
Ich gehe nach draußen, wo ich Kiara entdecke, die an ihrem Auto rumbastelt. Ihre Beine und Füße ragen aus der Fahrertür. Ich beobachte, wie sie kopfüber arbeitet, der Kopf steckt unter dem Armaturenbrett, in der Hand hält sie einen Schraubenzieher.
»Brauchst du Hilfe?«, frage ich
»Nope«, sagt sie, ohne hochzugucken.
»Darf ich mir die Tür mal ansehen? Vielleicht kann ich sie reparieren.«
»Mit der ist alles in Ordnung.«
»Nein, ist es nicht. Sie ist im Arsch. Du kannst nicht ewig so damit rumfahren.«
»Wetten?«
Ich lehne mich gegen das Auto. Und warte. Und warte. Wenn sie sich nicht in ein paar Minuten unter dem Lenker hervorzwängt, werde ich nicht anders können, als sie an den Füßen rauszuzerren.
Westford kommt aus dem Haus. »Kiara, wann wollten du und Carlos zum Laden fahren?«
»Sobald ich diesen Draht hier verbunden habe. Er will nicht so, wie ich will.«
»Du musst ihn wahrscheinlich löten«, rate ich ihr, obwohl inzwischen klar ist, dass sie auf meine Vorschläge keinen Wert legt.
»Lass mich wissen, wenn ihr abfahrbereit seid. In der Zwischenzeit würde ich gern mit Carlos sprechen.« Westford lockt mich mit gekrümmtem Zeigefinger zu sich. »Komm mit in mein Büro.«
Er sieht mich nicht allzu freundlich an und klingt auch nicht so. Die Wahrheit ist, das sollte er auch nicht. Letzte Nacht konnte ich meine Hände nicht von seiner Tochter lassen.
Auf dem Weg in das Büro des Professors komme ich an Brandon vorbei, der im Fernsehzimmer sitzt und Zeichentrickfilme guckt.
»Was ist los?«, frage ich den Professor und setze mich.
»Das ist los«, sagt er und wirft mir das T-Shirt zu, das ich vergangene Nacht anhatte. »Ich habe es auf dem Boden im Fernsehzimmer gefunden. Offenbar hattet ihr was miteinander. «
Okay, er weiß also, dass wir rumgemacht haben. Aber wenigstens hat er nicht Kiaras BH auf meinem T-Shirt liegend gefunden.
»Hm, ja, die Dinge wurden ein bisschen heißer, nachdem Sie und Mrs W. den Raum verlassen haben«, erzähle ich ihm.
»Das habe ich befürchtet. Colleen und ich versuchen offen mit unseren Kindern zu sein. Und obwohl du keins von meinen bist, bin ich im Moment für dich verantwortlich.« Der Professor fährt sich mit der Hand über das Gesicht und holt schwer Luft. »Man sollte meinen, ich wäre auf so ein Gespräch vorbereitet. Schließlich war ich selbst mal jung und habe dasselbe im Haus meiner Eltern getrieben.« Er guckt hoch. »Natürlich war ich ein bisschen sorgfältiger, was das Verschwindenlassen der Beweise angeht.«
»Es wird nicht wieder vorkommen, Sir.«
»Was denn? Die Beweise zurückzulassen oder unter meinem Dach mit meiner Tochter rumzumachen? Und bitte hör mit dem Sir-Bullshit auf. Wir sind hier nicht beim Militär.«
»Ich war diejenige, die sich ihm an den Hals geworfen hat, Dad«, sagt Kiara, die plötzlich in der Tür steht. »Es war nicht seine Schuld.«
Der Professor verzieht das Gesicht, als er sagt: »Zum Tango gehören immer zwei. Ich gebe niemandem die Schuld, ich rede nur mit euch. Ich wünschte, deine Mutter wäre hier, um dieses Gespräch zu führen. Habt ihr euch wenigstens, ähm, geschützt? «
Kiara stöhnt auf, so peinlich ist ihr das Ganze. »Dad, wir hatten keinen Sex.«
»Oh«, sagt er. »Hattet ihr nicht?«
Ich schüttle den Kopf.
Ich kann nicht glauben, dass dieses Gespräch hier wirklich stattfindet. Mexikanische Väter führen diese Art Gespräche nicht, besonders nicht mit den Jungs, mit denen ihre Töchter schlafen. Sie würden den Jungen zuerst windelweich prügeln und dann die Fragen stellen. Danach würden sie ihrer Tochter verbieten, je wieder ohne Anstandsdame aus dem Haus zu gehen. Diese Scheiße, von wegen offen mit den Kindern zu sein, gibt es bei uns nicht.
Ich komme mir vor wie in einer Selbsthilfeshow für weiße Leute, und ich bin nicht sicher, was ich jetzt sagen soll. Ich bin absolut
Weitere Kostenlose Bücher