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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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beenden, was wir angefangen haben. Als ich sie im Zimmer zurücklasse, versuche ich alle Bilder von ihr aus meinem Kopf zu verdrängen. Als bestünde da auch nur der Hauch einer Chance.
    In meinem Zimmer angekommen, setze ich mich auf mein Bett. Schlafen kann ich vergessen. Ich weiß, das wird heute Nacht nicht möglich sein. Ich schüttle den Kopf und frage mich, wie ich in diesem Schlamassel gelandet bin. Sie allein auf der Couch zurückzulassen, war die erste selbstlose Tat, die ich vollbracht habe, seit ich nach Colorado gekommen bin.
    Und ich fühle mich wie ein Stück Scheiße.

38
     

Kiara
     
    Ich sitze im Fernsehzimmer und spiele in meinem Kopf durch, was heute Abend geschehen ist. Egal, wie oft ich mir gesagt habe, dass aus unserer Beziehung nicht zwangsläufig etwas Ernstes wird, nur weil wir ein bisschen rummachen: Gehofft habe ich es trotzdem. Ich wusste genau, was ich tue, und die Tatsache, dass es nach hinten losging, hat bloß bewiesen, wie recht Carlos hatte. Er ist nicht der Typ für eine feste Bindung. Er will einfach ein Mädchen, das sich für ihn die Kleider vom Leib reißt, ohne dass er sich deshalb auf etwas festlegen oder große Versprechen machen muss.
    Er will ein Mädchen wie Madison.
    Ich habe mich heute komplett zum Narren gemacht. Zu glauben, dass es etwas ändern würde, wenn ich meinen Körper mit ihm teile, war dämlich. Habe ich wirklich gedacht, eine so besondere körperliche Nähe zu erleben würde dazu führen, dass er eine feste Beziehung mit mir will? Das habe ich tatsächlich.
    Als wir uns heute geküsst haben, war es perfekt. Es war genau, wie ich es mir gewünscht und erhofft hatte. Sobald er mein Gesicht in seine Hände nahm, war ich verloren. Ich wusste, dass nichts, was ich mit Michael gehabt hatte oder je haben könnte, sich von der Intensität her mit dem messen ließe, was Carlos und ich miteinander teilen.
    Jetzt liegt alles in Scherben, weil Carlos mich weggestoßen hat. Danach wurde meine Zunge schwer, und jedes Wort, das ich zu sagen versuchte, kam als Stottern heraus.
    Oh, ich könnte im Erdboden versinken. Wie soll ich ihm morgen früh nur in die Augen sehen? Oder noch schlimmer, mir selbst?

39
     

Carlos
     
    Letzte Nacht habe ich ungefähr zwei Stunden Schlaf bekommen. Als die Sonne mich aufweckt, stöhne ich und drehe mich um und versuche, wieder einzuschlafen. Das ist verdammt schwer, wenn das ganze Zimmer im selben Farbton strahlt wie die beschissene Sonne. Das nächste Mal, wenn ich an einem Baumarkt vorbeikomme, besorge ich mir genug schwarze Farbe, um diesen Raum so anzumalen, dass er zu meiner Stimmung passt.
    Ich liege auf der Seite und presse ein Kissen über meine Augen. Als ich sie das nächste Mal öffne, ist es zehn.
    Ich rufe mi’amá an, nur um ihre Stimme zu hören. Sie sagt, dass sie versucht, die Flugtickets für einen Besuch zu besorgen, und ich höre eine Begeisterung in ihrer Stimme wie seit Jahren nicht. Es erinnert mich daran, dass ich Mrs W. versprochen habe, ihr heute im Laden zu helfen. Ich werde das extra Geld mi’amá für ihre Reisekasse schicken.
    Nachdem ich geduscht habe, klopfe ich an Kiaras Tür. Sie ist nicht da, also gehe ich nach unten.
    »Wo ist Kiara?«, frage ich Brandon, der im Büro des Professors ein Computerspiel spielt.
    Entweder ignoriert er mich oder er hört mich nicht.
    »Hey, Racer!«, brülle ich.
    »Was ist?«, fragt Brandon, ohne sich umzudrehen.
    Ich stelle mich neben ihn und checke das Spiel, nach dem er dermaßen süchtig ist. Auf dem Bildschirm laufen ein paar Zeichentrickfiguren durch einen Park. In einer Ecke steht: Wirtschaftsgüter: Kokain, 3 Gramm; Marihuana, 7 Gramm.
    »Was für ein Spiel ist das?«, frage ich den Zwerg.
    »Ein Handelsspiel.«
    Der Kleine ist ein beschissener Cyber-Drogendealer. »Mach es aus«, befehle ich ihm.
    »Warum?«
    »Weil es dämlich ist.«
    »Woher willst du das wissen?« Brandon sieht mich unschuldig an. »Du hast es doch noch nie gespielt.«
    »Doch, habe ich.« Die Real-Life-Version. Und das auch nur, weil ich es tun musste, um zu überleben. Aber Brandon hat alle Möglichkeiten im Leben; er muss nicht mit Drogen dealen, um zu überleben. Es bringt nichts, ihn im Kindergartenalter ein Spiel spielen zu lassen, das genau das simuliert. »Mach es aus, Brandon, oder ich tue es. Ich meine es ernst.«
    Er schüttelt dickköpfig den Kopf und spielt weiter. »Nein.«
    »Was ist hier los?«, fragt Westford und kommt zu uns ins Zimmer.
    »Carlos hat gesagt, ich muss mein

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