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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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durch den Kopf. Keine von ihnen ist besonders schön, aber jetzt ist nicht der Moment, ihn auszufragen. Er ist verletzt, und ich muss vielleicht darauf bestehen, ihn ins Krankenhaus zu bringen.
    Ich halte einen Finger hoch. »Folge meinem Finger mit den Augen. Ich möchte sichergehen, dass du keine Gehirnerschütterung hast.«
    Ich beobachte seine Pupillen genau, während er meinem Finger mit dem Blick folgt. Er scheint okay zu sein, aber er befolgt meine Anweisungen, ohne zu widersprechen, und das macht mir Angst. Ich würde mich viel besser fühlen, wenn er von einem Fachmann untersucht würde.
    »Zieh dein T-Shirt aus«, weise ich ihn an. Ich suche in unserem Medizinschränkchen nach Aspirin.
    »Warum, willst du wieder mit mir rummachen?«
    »Das ist nicht witzig, Carlos.«
    »Du hast recht. Aber ich muss dich warnen. Wenn ich meinen Arm über den Kopf heben muss, könnte es sein, dass ich in Ohnmacht falle. Die Schmerzen an der Seite bringen mich um.«
    Da sein Shirt sowieso schon zerfetzt und ruiniert ist, hole ich eine Schere aus einer der Schubladen und schneide es an der Brust von oben bis unten durch.
    »Darf ich den Gefallen erwidern, wenn du fertig bist?«, scherzt er.
    Ich versuche, so zu tun, als wären wir nur Freunde, aber er torpediert diese Versuche immer wieder, und das verwirrt mich. »Ich dachte, du wolltest dich auf nichts einlassen.«
    »Will ich auch nicht. Ich will den Schmerz betäuben und habe mir gedacht, dich nackt zu sehen, könnte helfen.«
    »Hier«, sage ich und drücke ihm das Aspirin und einen Pappbecher mit Wasser in die Hand.
    »Hast du nichts Stärkeres?«
    »Nein, aber wenn wir ins Krankenhaus fahren würden, bekämst du sicher etwas Stärkeres.«
    Ohne darauf zu antworten, wirft er seinen Kopf in den Nacken und schluckt die Tabletten. Ich schäle das zerschnittene T-Shirt von seinem Körper und versuche, nicht nach Luft zu schnappen, als ich seine Verletzungen untersuche. Mir sind schon früher ein paar alte Narben an seinem Körper aufgefallen, aber das, was Brust und Rücken heute abgekommen haben, ist richtig übel.
    »Ich hab mich schon öfter geprügelt«, sagt er, als wolle er mich damit beruhigen.
    »Vielleicht solltest du es in Zukunft ganz vermeiden«, schlage ich vor, während ich mit dem Handtuch sanft über Rücken und Brust fahre. »Du hast Schnittwunden und Prellungen auf dem Rücken«, sage ich zu ihm. Der Anblick lässt mich fast in Tränen ausbrechen.
    »Ich weiß, ich fühle jede einzelne.«
    Als ich damit fertig bin, das Blut abzuwischen, weiche ich einen Schritt zurück. Er versucht zu lächeln, aber seine Lippen sind so geschwollen, dass es schief wird. »Seh ich jetzt etwas besser aus?«
    Ich schüttle den Kopf. »Dir ist schon klar, dass du das nicht vor meinen Eltern verbergen kannst. Ein Blick, und sie werden Fragen stellen.«
    »Darüber will ich nicht nachdenken. Zumindest jetzt nicht.« Er steht auf, fasst sich an den Magen und stöhnt vor Schmerzen. »Ich gehe ins Bett. Sieh morgen früh mal nach, ob ich noch lebe.« Carlos schnappt sich sein T-Shirt und den Umschlag, bevor er in sein Zimmer taumelt und auf dem Bett zusammenbricht. Als er hochguckt und entdeckt, dass ich ihm gefolgt bin, sagt er: »Habe ich mich schon bei dir bedankt? «
    »Ein paar Mal.«
    »Gut. Denn ich habe es auch so gemeint und sage es viel zu selten.«
    Ich ziehe die Bettdecke über seinen geschundenen Körper. »Ich weiß.«
    Als ich aus dem Zimmer gehen will, höre ich, wie sein Atem unregelmäßig wird und er Panik bekommt. Er streckt die Hand nach mir aus. »Geh nicht. Bitte.«
    Ich setze mich zu ihm auf das Bett und frage mich, ob er Angst davor hat, allein gelassen zu werden. Er schlingt seinen Arm um meinen Oberschenkel und lehnt seine Stirn an meine Knie. »Ich muss dich beschützen«, sagt er leise.
    »Vor wem?«
    » El Diablo .«
    » El Diablo ? Wer ist das?«, frage ich.
    »Das ist kompliziert.«
    Was soll das heißen? »Versuch, dich auszuruhen«, rate ich ihm.
    »Ich kann nicht. Mir tut alles weh.«
    »Ich weiß.« Ich reibe sanft den Arm, den er um mich geschlungen hat, bis sein Atem ruhiger wird. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, flüstere ich.
    »Das tust du schon«, murmelt er an meinem Knie. »Verlass mich nur nicht, okay? Alle verlassen mich.«
    Sobald ich die Chance bekomme, mich aus dem Zimmer zu schleichen, werde ich Alex anrufen und ihm und meinem Dad erzählen, was passiert ist. Ich kann mir vorstellen, dass Carlos nicht besonders dankbar sein

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