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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Bruder auch. Ich glaube, sein Name ist Luis. Niedlicher Junge. Ich lasse die beiden schon seit Wochen beobachten. Ein Wort von mir und die Kugeln werden fliegen. Sie werden tot sein, bevor sie überhaupt wissen, was sie getroffen hat.«
    Ich stürze mich auf Rodriguez, ohne mich darum zu scheren, dass er wahrscheinlich eine Waffe hat. Niemand bedroht ungestraft meine Familie. Er schirmt sein Gesicht mit den Händen ab, aber ich bin schnell und lande einen Treffer, bevor die zwei Schränke meine Arme packen und mich von ihm wegzerren. »Wenn du mi familia etwas antust, reiße ich dir dein verdammtes Herz mit bloßen Händen aus dem Leib«, warne ich ihn, während ich versuche, mich loszureißen.
    Rodriguez fasst sich an die Wange, wo ich ihn getroffen habe. »Lasst ihn nicht los«, befiehlt er, dann fährt er mich in einer Mischung aus Englisch und Spanisch an. »Du bist loco , weißt du das?«
    » Sí. Muy loco «, erwidere ich, während gleichzeitig einer der beiden Typen den Fehler begeht, seinen Griff zu lockern, um mich besser zu fassen zu kriegen. Ich befreie mich mit einem Tritt von ihm und lasse ihn mitten in ein Gemälde an der Wand krachen. Als es durch den Aufprall zerspringt und auf dem Boden landet, sehe ich mich um, welchen Schaden ich noch anrichten kann, damit sie verstehen, dass ich niemand bin, der vor Angst in die Hose macht, wenn man seine Familie bedroht.
    Zwei weitere Typen stürmen in den Raum. Fuck. Ich bin taff und kann mich in einer Schlägerei behaupten, aber bei fünf gegen einen stehen meine Chancen schlecht. Devlin nicht mitgezählt, der in seinem fetten Ledersessel sitzt und zusieht, wie der Rest von uns den Kampf austrägt. Fast ist es so, als wären wir allein zu seiner Belustigung hier.
    Mir gelingt es, mich zu befreien, und ich schlage mich ein paar Minuten ganz gut, bevor zwei der Typen auf mich zustürmen und mich gegen eine Wand schleudern. Durch den Aufprall bin ich benommen und dann prügelt ein anderer Kerl auf mich ein. Es könnte Rodriguez sein, vielleicht ist es auch einer der anderen. Zu diesem Zeitpunkt sehe ich nur noch verschwommen.
    Ich kämpfe gegen sie an, aber jeder Schlag in den Magen fordert seinen Preis und schmerzt höllisch. Als eine Faust mit meinem Kiefer kollidiert, erst ein-, dann zwei-, dann dreimal, schmecke ich Blut. Sie haben einen verdammten Sandsack aus mir gemacht.
    Ich sammle meine ganze Energie, ignoriere den heftigen Schmerz und reiße mich los. Als ich mich nach vorne werfe, stoße ich krachend mit einem von ihnen zusammen. Ich werde nicht untergehen, ohne zu kämpfen, selbst wenn ich null Chance habe zu gewinnen.
    Mein Vorteil ist von kurzer Dauer. Ich werde von dem Typen runtergezogen und auf den Teppich gestoßen. Wenn es mir gelingt hochzukommen, kann ich vielleicht noch mehr Schaden anrichten, aber auf mich wird von allen Seiten eingeprügelt und -getreten, und ich spüre, dass meine Energie schnell schwindet. Ein fester, schmerzhafter Tritt in den Rücken verrät mir, dass einer der Kerle Stiefel mit Stahlkappen trägt. Mit dem letzten bisschen Energie, das mir geblieben ist, packe ich das Bein von dem, der mich getreten hat, wer es auch sein mag. Er taumelt vorwärts, aber es spielt keine Rolle mehr. Ich habe ihnen nichts mehr entgegenzusetzen. Keinen Kampfgeist, keine Energie … alles, was ich jetzt noch habe, sind bohrende Schmerzen bei jeder Bewegung, die ich mache. Ich kann nur noch darum beten, bald in Ohnmacht zu fallen … oder zu sterben. An diesem Punkt würde ich beides begrüßen.
    Als ich aufhöre zu kämpfen, ruft Devlin ihnen zu, dass es reicht. »Helft ihm auf«, befiehlt er.
    Ich werde auf den Stuhl gegenüber von Devlin gezwungen, der in seinem tadellos sitzenden Anzug immer noch aussieht wie der Vorstandsvorsitzende eines großen Konzerns. Mein T-Shirt hat mehrere Risse und ist über und über mit Blutspritzern bedeckt.
    Devlin reißt meinen Kopf nach hinten. »Betrachte das als deinen Ausstieg bei den Guerreros del barrio und deinen Eintritt in die Devlin-Familie. Du bist jetzt ein Devlin. Ich weiß, du wirst mich nicht enttäuschen.«
    Darauf gebe ich keine Antwort. Zur Hölle, ich wüsste noch nicht mal, ob ich antworten könnte, selbst wenn ich das wollte. Aber ich weiß, dass ich kein Devlin bin und niemals einer sein werde.
    »Ich schätze deinen Kampfgeist, aber wenn du noch einmal mein Haus verwüstest oder einen von meinen Leuten angreifst, bist du ein toter Mann.« Er verlässt das Zimmer, befiehlt auf dem Weg

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