Du oder der Rest der Welt
nach draußen aber seinen Bodyguards noch, bis zu seiner Rückkehr sein Büro aufzuräumen.
Ich werde vom Stuhl gezerrt. Als Nächstes registriere ich, wie ich auf die Rückbank des Offroaders gestoßen werde.
»Kämpf nicht gegen Devlin oder mich«, sagt Rodriguez auf der Rückfahrt. »Wir haben große Pläne und ich brauche dich. Devlins Leute haben nicht die mexikanischen Connections, die wir haben. Dadurch sind wir für ihn wertvoll.«
Ich fühle mich gerade nicht besonders wertvoll. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er jeden Moment explodieren. »Halt den Wagen an«, befiehlt Rodriguez, als wir ein paar Häuser von dem der Westfords entfernt sind. Er öffnet die Tür und zerrt mich nach draußen. »Pass gut auf das Mädchen auf, mit dem du unter einem Dach lebst. Wir wollen schließlich nicht, dass ihr etwas zustößt.« Er setzt sich wieder in den Wagen und schmeißt mir den Umschlag mit dem Geld vor die Füße. »In einer Woche bist du wieder so gut wie neu. Dann werde ich Kontakt zu dir aufnehmen«, sagt er und fährt davon.
Ich kann kaum stehen, aber ich schaffe es bis zur Haustür der Westfords. Ich wette, ich sehe genauso aus, wie ich mich fühle: wie ein Stück Scheiße. Ich schließe leise die Haustür und versuche, mich unbemerkt nach oben zu schleichen, damit niemand sieht, wie übel ich zugerichtet bin. Das T-shirt presse ich gegen den Mund, damit kein Blut auf den Teppich tropft, und begebe mich ohne Umwege auf den Weg ins Bad. Das Problem ist nur, dass Kiara gerade rauskommt, als ich rein will.
Sie sieht mich, keucht, und ihre Hand fährt erschrocken zum Mund. »Carlos! Oh mein Gott, was ist passiert?«
»Du erkennst mich noch, trotz der blutigen Visage. Das ist ein gutes Zeichen, oder?«
42
Kiara
Mein Herz rast wie wild vor Angst und Schock, als Carlos sich an mir vorbeischiebt und sich über das Waschbecken beugt.
»Schließ die Tür«, sagt er und stöhnt vor Schmerz, während er Blut ins Waschbecken spuckt. »Ich möchte nicht, dass deine Eltern mich so sehen.«
Ich verriegle die Tür und stürze zu ihm. »Was ist passiert?«
»Ich bin zusammengeschlagen worden.«
»Das seh ich.« Ich greife mir ein dunkelblaues Handtuch von der Stange und lasse etwas Wasser darüberlaufen. »Aber von wem?«
»Das willst du gar nicht wissen.« Er spült den Mund aus und sieht sich im Spiegel an. Seine Lippe ist aufgeplatzt und blutet noch, sein linkes Auge ist angeschwollen. So, wie er sich auf das Becken stützt, kann ich nur vermuten, wie der Rest von ihm sich anfühlt.
»Ich glaube, wir bringen dich besser ins Krankenhaus«, sage ich. »Und rufen die Polizei.«
Er dreht sich zu mir um und verzieht dabei das Gesicht. Die Bewegung ist offenbar schmerzhaft. »Kein Krankenhaus. Keine Polizei«, sagt er. Jedes seiner Worte ist ein Stöhnen. »Morgen früh wird’s mir besser gehen.«
»Das glaube ich nicht.« Als er sich wieder vor Schmerzen krümmt, fühle ich mit ihm, als wären es meine eigenen. »Setz dich«, sage ich und deute auf den Badewannenrand. »Ich werde dir helfen.«
Carlos muss emotional und körperlich völlig am Ende sein, denn er setzt sich auf den Badewannenrand und hält still, während ich das Handtuch erneut nass mache und das Blut von den Lippen wische, die mich vergangene Nacht noch angelächelt haben, als ich ihn küsste. Jetzt lächeln sie nicht.
Ich tupfe vorsichtig seine Schnittwunden ab, wobei mir schmerzhaft bewusst ist, wie nah wir uns sind. Er hält meine Hände fest, als ich mit dem Handtuch sein geschwollenes Gesicht abwische. »Danke«, sagt er mit traurigen Augen.
Ich muss die Intensität seines Blickes brechen, also mache ich das Handtuch im Waschbecken nass und wringe es aus. »Ich hoffe nur, der andere sieht schlimmer aus.«
Er lacht kurz. »Es waren fünf andere. Sie sehen alle besser aus als ich, obwohl ich mich eine ganze Weile gut geschlagen habe. Du wärst stolz auf mich gewesen.«
»Das bezweifle ich. Hast du damit angefangen?«
»Ich weiß nicht mehr.«
Fünf andere? Ich habe Angst, genauer nachzufragen, denn allein der Anblick seiner Verletzungen dreht mir den Magen um. Aber ich möchte wissen, was passiert ist. Ein Umschlag liegt auf dem Beckenrand. Ich nehme ihn in die Hand und entdecke das Geld, das daraus hervorlugt. Hundertdollarnoten. Eine Menge davon. Ich halte Carlos den Umschlag hin. »Ist das deins?«
»In gewisser Weise.«
Eine Million verschiedene Vorstellungen, wie Carlos an das Geld gekommen sein könnte, rasen mir
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