Du sollst meine Prinzessin sein
andere Möglichkeit. Und jetzt möchte ich nichts mehr davon hören. Wir haben eine Menge durchgemacht und uns unsere Ferien redlich verdient.“
Plötzlich grinste er, und tief in ihrem Inneren fühlte Lizzy wieder diese völlig unangemessene Reaktion ihres Körpers. Sie verdrängte sie, so gut sie konnte, trotzdem stieg Furcht in ihr auf. Wie sollte sie nur auf Dauer damit zurechtkommen?
Sie zwang sich zur Ruhe. Prinz Enrico würde mit der Situation fertig werden, also konnte sie das auch.
„Was machen wir heute?“, traute sie sich zu fragen.
„Wir müssen mit Ben an den Strand gehen – sonst steht uns eine Revolution ins Haus. Der Strand unterhalb der Villa ist privat, dort sind wir absolut ungestört. Natürlich gibt esauch einen Swimmingpool, und das Kinderzimmer der Villa ist hervorragend mit Spielsachen ausgestattet. Alles andere können wir per Internet bestellen. Du siehst, für perfekte Ferien sollte es uns an nichts mangeln.“
Er lächelte sie warmherzig an, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Ben zu. „Wie gut bist du im Sandburgenbauen?“, fragte er.
„Wirklich gut“, entgegnete Ben enthusiastisch. „Zu Hause bauen wir sie, wenn die Flut kommt. Wir machen hohe Wände, um sie vor den Wellen zu beschützen. Aber am Ende gewinnt immer das Meer.“
Rico verzog das Gesicht. „Hier gibt es keine Gezeiten. Das Mittelmeer ist zu klein für Ebbe und Flut. Und auch die Wellen sind nicht sonderlich hoch. Dafür ist das Wasser angenehm warm. Wir können schwimmen gehen. Oder mit dem Boot fahren.“
„Heute?“
„Nein. Vielleicht morgen. Wir werden sehen.“
Bens Miene verdüsterte sich. „Das heißt nein“, sagte er trübsinnig.
„Es bedeutet, ich weiß es noch nicht. Wir machen Ferien, Ben. Keine Hektik, kein Stress. Wir planen immer nur für einen Tag, okay?“
Ricos Blick wanderte zu Lizzy.
„Immer nur einen Tag“, wiederholte er. „Das gilt auch für uns.“
Einen langen Moment hielt er ihren Blick gefangen, dann lenkte Ben ihn mit einer weiteren Frage ab.
Lizzy brauchte Zeit, das wusste Rico. Es war so viel passiert, seit er in ihrem heruntergekommenen Cottage in Cornwall aufgetaucht war. Und für sie, musste er sich eingestehen, hat sich alles nur verschlechtert. Das Leben, das sie kannte, war ihr genommen worden. Es gab kein Zurück mehr.
Vage keimte eine Idee in ihm auf. Er wollte ihr Leben besser machen. Furcht und Angst sollten von nun an vorbei sein. Wieder schaute er zu ihr hinüber. Dieses Mal bemerkte siees nicht, sondern schenkte weiter Kaffee ein. Wenn er sie so betrachtete, glaubte er nicht, dass sie so hässlich aussehen musste. Das konnte einfach nicht sein.
Verstohlen musterte er sie. Von ihrer Figur war kaum etwas zu sehen, da sie trotz der Hitze ein sackartiges Oberteil mit langen Ärmeln und eine unförmige Baumwollhose trug. Beide Kleidungsstücke waren billig und abgetragen. Bequemlichkeit war ihr wichtig, nicht ihr Aussehen. Sie war kein dürres Model, das war sicher, aber wie übergewichtig war sie wirklich? Und gut geschnittene Kleider konnten diesen Makel doch sicher leicht kaschieren.
Auch ihre Gesichtszüge waren schwer einzuschätzen. Das spröde, kaum zu bändigende Haar schien ihr Gesicht zu erdrücken, selbst wenn es zu einem festen Zopf gebunden war. Er versuchte sich ihr Gesicht ohne die Haare vorzustellen. Jedoch blieb es mit den dichten Augenbrauen und der blassen Haut schwierig, die Züge genau zu beurteilen. Allerdings sah er nichts wirklich Hässliches, ihre Nase war gerade, das Kinn wohlgeformt, die Zähne ebenmäßig. Nur war eben alles so … unbestimmbar.
Würde sie mit Make-up besser aussehen? Frauen sahen mit Make-up immer besser aus, oder? Make-up und Pflegeprodukte für Hunderte von Euros und Kleider und Accessoires für Tausende von Euros.
Nun, Geld spielte in ihrem Leben keine Rolle mehr. Rico konnte sie überreichlich verwöhnen.
Abrupt wurde sein Mund zu einer schmalen Linie. In seinem Kopf konnte er Luca über ihr Aussehen spotten hören. Das machte ihn wütend. Wie zur Hölle konnte Luca es wagen, die Frau zu verhöhnen, die das Kind ihrer toten Schwester aufgenommen und ihm ihr Leben gewidmet hatte? Eine alleinerziehende Mutter mit einem geringen Einkommen zu sein war kein Zuckerschlecken. Und was bedeutete es schon, wenn sie nicht wunderschön war? Was kümmerte es Ben?
In diesem Moment fasste er einen Entschluss: Mich kümmert es auch nicht. Ich sorge dafür, dass sie so gut wie möglichaussieht – weil sie es
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