Du sollst meine Prinzessin sein
hochgekrempelt hatte. Seine feuchten Haare trockneten in der Sonne. Und sein Gesicht …
Wieder dieses Gefühl im Magen. Er war ein atemberaubend attraktiver Mann, aber bislang hatte er stets formelle Kleidung getragen. Ihn jetzt so zu sehen, frisch geduscht, war …
Anders.
Vollkommen anders.
Und auch er selbst schien anders zu sein. Die Anspannung, die ihn in dem sicheren Haus umgeben und ihren Höhepunkt während ihrer Flucht aus dem Palast erreicht hatte, war verschwunden.
Nun wirkte er … entspannt.
Sorglos.
Ben lief auf ihn zu. „Tio Rico“, rief er fröhlich, „können wir zum Strand gehen?“
Sein Onkel lachte. Lizzys Magen flatterte. Das Lachen brachte sein Gesicht zum Leuchten, zeichnete winzige Linien um seinen Mund und seine Augen, ließ seine weißen Zähne aufblitzen. Machte ihn noch viel, viel anziehender, nahezu unwiderstehlich …
Wie sollte sie das nur ertragen?
Verzweiflung erfüllte sie, und mit einem übermäßig unbehaglichen Gefühl trat sie auf die Terrasse hinaus.
„Buon giorno“ , grüßte er. In seinen Augen schimmerte immer noch ein Lächeln.
Lizzy schluckte und nickte halb. Sie konnte ihn nicht ansehen – konnte ihm nicht mit dem Wissen in die Augen schauen, dass sie letzte Nacht in einer irrealen, traumhaften und panischen Zeremonie seine Frau geworden war.
Sie setzte sich auf einen der Stühle.
„Hast du gut geschlafen?“ In seiner Stimme schien aufrichtige Sorge mitzuschwingen.
Wieder nickte sie. Unbeholfen griff sie nach dem Krug mit Orangensaft und schenkte sich ein Glas ein. Ben unterhielt sich bereits lebhaft mit seinem Onkel. Der jetzt sein Stiefvater war. Würde er ihr nicht aus dieser Rolle heraus Ben wegnehmen können?
Die Vorstellung schnürte Lizzy die Kehle zu. Panik stieg in ihr auf. War sie in eine weitere Falle getappt?
„Schau mich nicht so an.“ Seine Stimme war leise, durchdrang aber dennoch ihre Panik. „Alles wird gut werden. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Vertrau mir.“
Seine dunklen Augen strahlten Ruhe und Zuversicht aus. „Ich habe es dir versprochen“, sagte er. „Ich werde dich und Ben beschützen. Ich habe dir mein Wort gegeben.“
Und langsam, ganz langsam verebbte die Panik, die Furcht löste sich auf. Rico hielt ihren Blick noch ein wenig länger fest, dann wandte er sich mit einem winzigen amüsierten Zucken seiner Mundwinkel wieder Ben zu, der an seinem Ärmel zupfte, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen.
„Zuerst das Frühstück, junger Mann“, antwortete Rico auf seine ungeduldigen Fragen, ob sie nicht doch jetzt sofort an den Strand gehen könnten. „Dann begeben wir uns auf Entdeckungsreise. Sobald meine Kleider angekommen sind.“ Er sah zu Lizzy hinüber, die an ihrem Orangensaft nippte. „Ich habe veranlasst, dass man uns neue Kleidung schickt. Die Boutiquen werden auch für dich und Ben etwas zusammenstellen.“
„Oh nein, bitte nicht. Wir kommen mit dem aus, was wir mitgebracht haben“, sagte Lizzy hastig.
„Das ist aber nicht mehr nötig.“ Seine Miene erstarrte für einen Augenblick. „Ich weiß, dass es schwer für dich ist, aber es hat sich alles geändert. Allerdings müssen wir uns erst an die neuen Umstände gewöhnen. Ich denke, wir haben uns ein wenig Ruhe nach dem Sturm verdient. Also, sag mir, was hältst du von der Villa?“
„Es ist unglaublich schön hier.“
Rico nickte. „Ja, Jean-Paul hat eine gute Wahl getroffen. Das Areal hier gehört zu den abgeschiedensten von ganz Capo d’Angeli. Wegen meiner drakonischen Sicherheitsmaßnahmen brauchen wir uns jedoch sowieso keine Sorgen zu machen, dass wir hier entdeckt werden könnten. Und was das Personal angeht – die Angestellten sind mit Gästen vertraut, die auf absolute Diskretion bedacht sind. Wir können uns hier völlig entspannen. Sogar Gianni habe ich in einen wohlverdienten Urlaub geschickt.“
Er lächelte beruhigend.
Auf einen Wink hin erschien ein Diener auf der Terrasse, ein Tablett mit frischen Brötchen und dampfendem Kaffee in Händen. Ohne weitere Aufmunterung fing Ben glücklich an zu essen.
„Er scheint alles gut verkraftet zu haben“, meinte Rico nachdenklich. „Ich denke, ihm wird es hier gefallen.“ Er schaute zu Lizzy hinüber. „Uns allen wird es hier gefallen.“
Sie sah ihm in die Augen. Es wurde einfacher, in seiner Nähe zu sein. Nicht einfach, aber einfacher.
„Vielen Dank“, sagte sie leise und eindringlich. „Danke für alles.“
„Wir haben getan, was wir tun mussten. Es gab keine
Weitere Kostenlose Bücher