Du sollst meine Prinzessin sein
getan hat. Meine Eltern haben Paolo geliebt, er war der Einzige von uns dreien, den sie nicht wie einen Prinzen, sondern wie einen Sohn behandelt haben. Deshalb dachte ich …“, er schwieg einen Moment. „Ich dachte, sie würden Ben ebenso lieben.“
Ein kummervoller Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Ich schäme mich für sie. Schäme mich für das, was sie getan haben.“
Plötzlich berührte er Lizzys Arm. Nur für einen Moment.
„Und ich schäme mich für mich selbst.“
Mitgefühl schimmerte in ihren Augen. „Es tut mir so leid, es tut mir so unendlich leid, dass Sie tun mussten … was Sie getan haben. Ich werde versuchen, nicht …“, sie schluckte und verstummte.
Was sollte sie sagen? Ich werde versuchen, Ihnen keine allzu groteske Ehefrau zu sein?
„Es kann funktionieren“, meinte er nach einem Augenblick. „All die Gründe, die ich Ihnen in England genannt habe, sind immer noch gültig.“
Sie konnte nicht antworten. Was hätte sie auch sagen können?
Dass sie ihn aus denselben Gründen wie damals nicht hatte heiraten wollen?
Dafür war es zu spät.
Der Wagen glitt durch die Nacht. Neben ihr hatte Ben seine Pizza aufgegessen. Nachdem sie die Reste beiseitegeräumt hatte, kuschelte er sich auf ihren Schoß und war bald eingeschlafen.
Ich habe das Richtige getan. Das einzig Richtige. Das einzigMögliche, um ihn zu beschützen, versicherte sie sich leise.
Ihr Blick traf den seines Onkels.
Ein seltsames Gefühl ergriff von Rico Besitz.
Ich habe getan, was ich tun musste. Das ist alles. Es war meine Pflicht, fuhr es ihm durch den Kopf.
Pflicht. Aber sie unterschied sich von seinen bisherigen Verpflichtungen.
Er empfand sie nicht als Last.
Für Paolo, für dessen Sohn und für die Frau, die nun unter seinem Schutz standen, hatte er das Richtige getan. Nur er hatte es tun können. Das seltsame Gefühl wurde intensiver. Er versuchte herauszufinden, was es war.
Sinnvoll. Er hatte etwas Nützliches getan.
„Wo sind wir?“, fragte Lizzy mit matter Stimme. Als der Wagen hielt, war sie aus einem tiefen, schweren Schlaf erwacht. Sie fühlte sich steif und streckte sich. Ben schlief noch immer auf ihrem Schoß.
„Capo d’Angeli. Jean-Paul hat hier eine Villa für uns gemietet. Wir können so lange bleiben, wie wir wollen. Niemand wird uns stören.“
Den schlafenden Ben auf den Armen stieg sie aus dem Wagen. Ein kühler Wind wehte durch die Nacht. Alles, was sie sehen konnte, war ein Haus und die kiesbedeckte Einfahrt, auf der sie stand. Die Tür wurde geöffnet. Nach einem kurzen Wortwechsel auf Italienisch wurden sie und Ben ins Haus geführt.
Schlaftrunken folgte sie einem fremden Mann in ein Schlafzimmer, in dessen Mitte ein großes Bett stand. Ein Mädchen schlug bereits die Decken zurück. Und binnen weniger Minuten konnte Lizzy ihren Kopf auf das Kissen neben ihrem schlafenden Neffen betten und die Augen schließen.
Sie wollte für immer schlafen und nie wieder aufwachen. Niemals dem, was sie getan hatte, ins Auge sehen.
Dass sie den Prinzen Enrico von San Lucenzo geheiratet hatte.
Unten im Erdgeschoss zog Rico sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.
Luca meldete sich sofort. Seine Stimme vibrierte vor Zorn und Unverständnis. Rücksichtslos unterbrach Rico seine Tirade, indem er seinen Bruder mit einem Wort bezeichnete, das er noch nie zu ihm gesagt hatte. Es brachte Luca lange genug zum Schweigen, um ihm die neue Situation erklären zu können.
„Rico … es ist noch nicht zu spät“, antwortete sein Bruder schließlich langsam. „Wir schicken einen Hubschrauber, und du und der Junge könntet morgen früh hier sein. Wir bereiten eine sofortige Annullierung der Ehe vor. Auch um die Frau kümmern wir uns, wir können sie aus Italien ausweisen lassen. Wir können …“
„Wieder falsch.“ In Ricos Stimme schwang eine bedrohliche Note mit. „Alles, was du und unser Vater tun könnt, ist …“ Er machte einen wutentbrannten Vorschlag, der sehr unverschämt war. „Und jetzt, wenn du die Güte besitzt, kannst du meinem geschätzten Vater ausrichten, werde ich meine Flitterwochen beginnen, mit meiner Braut und meinem Sohn. Und es gibt nichts, was du dagegen unternehmen kannst. Hast du verstanden? Nichts. Sie stehen nun unter meinem Schutz. Und wenn du einen Funken Ehre im Leib hättest, würdest du danach nie wieder mit unserem Vater sprechen.“
Damit unterbrach er die Verbindung.
Lizzy träumte. Sie war wieder bei ihrer Schwester im Krankenhaus. Aber
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