Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)
in einer Endlosschleife liefen.
Ihm wurde schlecht. Er stürmte zur Gästetoilette und drängelte sich an dem Mann vorbei, der gerade den Medizinschrank durchwühlte.
»Lassen Sie sich durch mich nicht stören«, brummte der, als Greg würgte und sich schließlich übergab.
Er hatte so viel vor Nicky verborgen und über seiner Angst, er könnte zu viel preisgeben, nicht mitbekommen, wie viel sie ihrerseits vor ihm verbarg. Der Jetlag setzte ihm zu. Vielleicht hatte er endlich das passende Gegenstück gefunden. Vielleicht war das alles ein riesiger kosmischer Scherz auf seine Kosten. Unsicher stakste er zurück ins Wohnzimmer. Als die Polizisten drei Stunden später abzogen, lag er dort immer noch auf dem Sofa und schlief tief und fest.
Wie betäubt stand Nicky am Straßenrand und versuchte, ein Taxi heranzuwinken. Da es keinerlei Beweis gab, der es gerechtfertigt hätte, sie noch länger festzuhalten, hatten sie sie schließlich gehen lassen. Sie hatte die Wache eben erst verlassen. Ein Taxi kam, bremste und wollte neben ihr halten, doch sie winkte dem Fahrer zu, er solle weiterfahren. Dann lehnte sie sich an ein Schaufenster und hätte beinahe laut losgelacht. Wo sollte sie jetzt hin? Ihr wurde klar, dass sie nicht wusste, ob sie sich nach links wenden sollte oder nach rechts, nach Hause oder in die entgegengesetzte Richtung. Sie wusste nicht, ob ihr Zuhause ein gefährlicher Ort war oder ein sicherer Hafen. Sie schlug die Hände vors Gesicht, um einen Schrei zu ersticken. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, war verschwitzt und schmuddelig und voller Angst, und der Kloß in ihrer Kehle wollte sich einfach nicht lösen. Schließlich schluckte sie ein paarmal, sog die frische Luft ein und gab sich einen Ruck. Das nächste Taxi war ihres.
42
T roy parkte, blieb aber noch hinter dem Steuer sitzen und beobachtete das Haus. Der weiße Stuck lag in gleißendem Sonnenlicht. Bei den Nachbarn und in den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren die Vorhänge zugezogen. Es war das Wochenende vor dem Bank Holiday. Wie er gehofft hatte, war kein Mensch zu Hause. Nach ein paar Minuten schloss er das Auto ab und ging die Stufen zur Haustür hinauf.
Die Türglocke gefiel ihm. Das war ein Ton, den man nicht ignorieren konnte. Ein bisschen wie ich, dachte er selbstgefällig. Gerade als er das zweite Mal klingeln wollte, ging die Tür einen Spalt auf – bis sie gegen die Sicherheitskette stieß. Er erspähte einen unrasierten Mann mit verquollenen Augen. Hier hat einer Angst vor unangemeldetem Besuch, befand Troy. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er hielt die gefälschte Polizeimarke hoch.
»Was wollen Sie jetzt wieder?«, fragte der Mann.
»Sind Sie Mr. Peterson?«
»Das wissen Sie doch.«
Troy lächelte. »Entschuldigung – waren kürzlich Kollegen von mir hier?«
»Mein Gott«, sagte der Mann und schloss die Tür kurz, um sie gleich darauf ganz zu öffnen. Nun lehnte er am Türrahmen und rieb sich beide Wangen, als müsse er sich wärmen.
»Tut mir leid, Mr. Peterson, aber kann ich kurz reinkommen? Es könnte einen Augenblick dauern.«
Greg schob die Hände in die Taschen und blieb trotzig in der geöffneten Tür stehen.
»Nein. Wir klären das hier.«
Troy blickte sich nach allen Seiten um. Es war weit und breit niemand zu sehen. Wenn der Kerl es unbedingt so wollte, gut – ihm machte das nichts aus. Für den Fall, dass die Sache aus dem Ruder lief, hatte er eine Waffe mit Schalldämpfer hinten im Hosenbund stecken. Er beobachtete, wie Greg sich breitbeinig hinstellte und entschlossen das Kinn vorreckte. Er wirkte argwöhnisch und ungehalten, und das nahm Troy als gutes Zeichen.
»Ich bin nicht in dem Sinne Polizist«, erklärte er und achtete genau auf Gregs Reaktion. »Ich fertige im Auftrag der Metropolitan Police technische Analysen an. Sie haben vielleicht gehört, dass die Polizei bislang ungelöste Fälle jetzt aufklären kann, weil es möglich geworden ist, DNA -Material zu untersuchen, das sich auf alten Beweisstücken findet. Diese Fälle können zwanzig oder auch noch mehr Jahre zurückliegen.« Er sah, dass Greg gar nicht hinhörte, dass ihn das alles kalt ließ. »Meine Aufgabe ist es, die technischen Daten, die im Zusammenhang mit länger zurückliegenden Schwerverbrechen erhoben worden sind, erneut zu prüfen und auf mögliche Muster hin zu untersuchen, Telefon- und Faxnummern und so weiter.«
Seine Unruhe wuchs. Die Augen! Der Typ machte große
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