Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
Vom Netzwerk:
Crescent/Kensington Park Road geriet Nicky in eine Gruppe von Teenagern, die sich mit einem Türsteher mit Sonnenbrille herumstritten. Ganz oben in dem vierstöckigen Gebäude hingen Partygänger an den offenen Fenstern. Der stampfende Bass von dort oben vertrug sich nicht mit dem, was aus den Boxen auf der Straße dröhnte. Auf der Dachterrasse tanzten Leute, genauso wie auf dem Haus gegenüber, und zwischen beiden Partys gingen laute Rufe hin und her. Nicky drängelte sich zwischen den Leuten, die den Türsteher umringten, hindurch und versuchte, in das Gebäude hineinzukommen.
    Eine massige Hand landete auf ihrer Schulter.
    »Nur mit Eintrittskarte.«
    Sie warf einen Blick auf die Straße und fluchte. Da war der Kerl schon wieder. Er kommt hier nicht rein, dachte sie, er ist zu alt, hat das falsche Geschlecht und die falsche Farbe. Noch war er etwa dreißig Meter entfernt, aber er kam schnell näher.
    Sie warf dem Türsteher die Fahne über den Kopf und duckte sich unter seinem Arm hindurch. Als sie in das Dämmerlicht im Innern eintauchte, hörte sie ihn noch etwas rufen, doch sie stürmte sofort die Treppe hinauf in Richtung Dach.
     
    Troy sah sie in dem Gebäude verschwinden und blieb vor dem Eingang stehen. Der Türsteher benahm sich wie Mike Tyson und hielt brummend die Horde in Schach, die sich um ihn drängte und ständig vor und zurück wogte. Troy ging die paar Stufen hinauf und zeigte dem Mann seinen falschen Polizeiausweis.
    »Was ist los, Mann, was wollen Sie …«
    »Mir geht’s nur um diese Frau. Niemand sonst kriegt Ärger – wenn Sie mich jetzt reinlassen.«
     
    Oben angelangt, lief Nicky über meterlange, mit Klebeband auf dem Boden fixierte Kabel hinweg zum Ende der Dachterrasse, wo eine Wand aus Bastmatten das Gebäude zum benachbarten hin abgrenzte. Sie klammerte sich an eine am Schornstein befestigte Antenne und schwang sich über die Matten hinweg. Dann rannte sie zur nächstbesten Tür, die jedoch verschlossen war. Sie setzte über einen kleinen Zaun und durchquerte einen Dachgarten mit Tomatenpflanzen in Kübeln und einem kleinen Schuppen, in dem der urbane Gärtner seine Gerätschaften aufbewahrte. Konnte sie sich hier verstecken? Nein. Sie rüttelte an der Tür zum Treppenhaus. Verschlossen.
    Langsam wurde sie panisch. Sie war fast am Ende des Daches angelangt – es gab nur noch eine einzige Tür, bei der sie es versuchen konnte. Sie stieß ein Dreirad beiseite, zog an der Tür, die tatsächlich nachgab, und raste die Treppe hinunter.
    Erst als sie im ersten Stock angelangt war und durch eine offene Tür in einen Raum schaute, in dem an die zehn Leute um einen langen Tisch beim Essen saßen, begriff sie, dass sie sich in einem Privathaus befand. Die Leute starrten sie an, manche noch mit der Gabel im Mund, während sie auf dem Treppenabsatz stand und zurückstarrte.
    Dann hörte sie die Tür oben schlagen, und der Bann war gebrochen.
    »Emile!«, schrie eine Frau, als Nicky losstürzte, ganz nach unten. Dort packte sie den schweren Messinggriff und riss die Tür auf. Von oben hörte sie lautes französisches Fluchen und Schimpfen. Es tat ihr wirklich leid, dass sie Crashman in dieses Haus gelotst hatte, aber sie war nun mal in größter Not. Hastig schlug sie die Tür hinter sich zu und stürzte sich wieder in die Menge.
    Sie war der Verzweiflung nahe. Es war so schwer, ihn abzuschütteln, und plötzlich hatte sie die schreckliche Vorstellung, dass sie ihn nie loswürde, dass sie ständig auf der Hut würde sein müssen, immer mit der Angst leben, dass er hinter der nächsten Ecke auftauchte.
    Nach kurzem Zögern wandte sie sich nach Osten, lief zurück in Richtung Portobello Road. Es hatte aufgehört zu regnen, und für einen kurzen Moment zeigte sich die Sonne zwischen den Wolken. Ein paar hundert Meter lief sie in nördliche Richtung und unter der hochgebauten Westway-Schnellstraße nach Oxford hindurch, deren riesige Betonpfeiler die Sonne komplett verdeckten.
     
    Troy erreichte die Westway-Unterführung, wo die Musik von den Betonwänden abprallte und umso lauter dröhnte. Er war erschöpft vom Laufen, und er hatte die Nase voll von den Menschenmassen, dem Krach und dem Chaos. An einem der Stände zog er eine Zwanzigpfundnote aus der Tasche, warf sie dem Händler hin und schnappte sich einen Fransenschal, der einem Steine werfenden Jungen in Gaza gut zu Gesicht gestanden hätte. Den wickelte er sich um den Kopf. Es wurde Zeit, die Sache zu Ende zu bringen.
     
    Nicky folgte

Weitere Kostenlose Bücher