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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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einer dabei erwischt, dass er auf eigene Rechnung dealte und dem Eigentümer des Ladens nichts abgab, knöpfte Struan sich ihn vor. Ob er das gleich tat, in einer dunklen Seitenstraße, oder später, in einer geplanten Aktion – Struan war effizient.
    Troy hatte ihn kennengelernt, als er Lyndon B. zu einem Club an der Regent’s Street gefahren hatte, zu einem Treffen mit dem Mann aus Essex. Sie hatten gemeinsam auf ihre Bosse gewartet, ein paar Gläser getrunken, zusammen gelacht und festgestellt, dass sie beide Poker liebten. Danach hatten sie sich regelmäßig zum Spielen getroffen, und daraus hatte sich alles Weitere ergeben.
    »Wie läuft’s?«
    Struan fluchte. »Schlecht. Nichts los. Die Leute sind jetzt alle in Shoreditch oder irgendwelchen neuen Läden in Hackney. Sogar die Touristen bleiben weg. Es ist nicht mehr wie früher. Die Party ist vorbei, Alter.«
    Gut, dachte Troy. Struan war immer noch Pessimist, hatte immer noch Geldsorgen, war darauf aus, etwas zu verdienen, auf welche Art auch immer. Er zog den Umschlag aus der Innentasche seines Leinenjacketts, gab ihn Struan, und der ließ ihn in die Tesco-Plastiktüte fallen, die er bei sich trug.
    »Zehntausend.«
    Struan kratzte sich an der Nase. Sie hatten sich am Tag zuvor getroffen, und Troy hatte ihm den Job erläutert. Dass er heute gekommen war, hieß, dass er zusagte.
    Troy war damit beschäftigt, Dareks Liste durchzugehen. Sein Ziel war es, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld zu machen. Er hatte das Gefühl, einen Schatz gehoben zu haben, den er wieder verlieren konnte, wenn er ihn nicht schnell genug auswertete. Den neuen Job musste er deshalb weitergeben. Er wusste, wie zeitaufwendig es war, eine Zielperson zu verfolgen. Außerdem gefiel ihm der Gedanke, dass er zu viel zu tun hatte und zu wichtig war, um es selbst zu tun. So war Struan ins Spiel gekommen.
    »Hinterher rufst du mich aus einer Zelle an und erzählst mir, dass im Homebase-Markt jemand umgekippt ist. Ach, und noch was: Sei nicht zimperlich.«
    Struan zuckte die Achseln, und Troy verspürte das dringende Bedürfnis, sich die Hände zu waschen.
    »Hey«, sagte Struan plötzlich und musterte ihn. »Du hast dir die Zähne machen lassen!«
    Das gefiel Troy. Wozu für eine Maßnahme zahlen, wenn dann niemand sah, dass sich etwas verändert hatte? Versteckter Wohlstand war in seinen Augen Quatsch.
    »Ja, ich hatte zu tun.«
    »Die sehen echt gut aus.« Struan nickte, offensichtlich zufrieden mit sich, dass ihm das aufgefallen war. »Ich hab da auch ein paar Sachen vor …« Er sah Troy verschwörerisch an. »Dann gibt die Freundin nicht so viel aus, wenn du verstehst …«
    Troy verstand, zeigte es aber nicht zu deutlich. Struan wirkte nicht besonders helle, doch es wäre ein Fehler gewesen, ihn zu unterschätzen. Sein Geld für so etwas auszugeben war durchaus schlau. Das Ergebnis einer Schönheitsoperation konnte einem keiner mehr nehmen. Fragte sich nur, ob Struan sich die Rettungsringe absaugen lassen wollte oder das Doppelkinn. Beides vielleicht. Sie alle waren darauf aus, sich zu schöneren, strahlenderen Versionen ihres realen Selbst umzuformen und ihre Schwächen und Fehler zu verbergen: ihre dunklen, bösen Geheimnisse.
    Er schlenderte weiter im Sonnenschein und lauschte den Tröten und ein paar vereinzelten Vuvuzelas. Keiner seiner Morde war ihm nahegegangen, aber er erinnerte sich an alle. Besonders der erste war schwer zu vergessen. Er beobachtete die beiden Mädchen im Minirock, die untergehakt vor ihm gingen. Ihre schulterlangen Haare wippten und federten wie in einer Shampoo-Werbung. Seine Erste war damals ungefähr im selben Alter gewesen wie diese beiden.
    Zehn Jahre musste das her sein. So lang kam es ihm gar nicht vor. Bei der Sache hatte er ein paar wichtige Dinge gelernt. Zögere nicht. Sieh ihnen nicht in die Augen. Sie hatte sich nicht gewehrt, sie hatte gebettelt. Normalerweise ließ Betteln ihn kalt. Je schwächer die Zielperson, desto leichter wurde man mit ihr fertig, und Schluss. Aber bei ihr war etwas anders gewesen … Er hatte zu lange hinter dem Vorhang gestanden und sie beobachtet, das war das Problem. Der alte Hang zu attraktiven Frauen hatte ihn vom Job abgelenkt. Damals war es auch heiß gewesen, und sie hatte im Bett gelegen und sich hin und wieder träge bewegt. Er war auch nur ein Mann, Herrgott, wer hätte schon der Versuchung widerstanden, sich das eine Weile anzuschauen? Francesca – so hatte sie geheißen. Der Name hatte zu ihr

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