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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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Menschen zu tun habe. Die meisten glauben, es sei möglich, auf gute oder auf schlechte Art zu sterben. Was sie nicht ahnen, ist, wie viele schreckliche Tode es gibt – solche Dinge kommen nur bei Gericht zur Sprache.«
    Bridget schüttelte sich. »Das ist ziemlich morbide.«
    »Morbide, aber wahr«, gab Lawrence zurück. »Auf die eine oder andere Art schreien wir im Tod alle. Wussten Sie das, Nicky? Wir sind so programmiert, dass wir bis zum letzten Atemzug kämpfen. Das ist die Natur des Menschen.«
    Dem war nichts hinzuzufügen. Schweigend tranken sie ihren Wein. Nicky versuchte, das Bild von Grace im nachtschwarzen Wasser auszublenden. Woran die anderen in diesem Moment dachten, entzog sich ihrer Vorstellung.

11
    I hre Zähne, Mr. Haynes, sind nicht der Spiegel der Seele, das versichere ich Ihnen.« Die junge asiatische Zahnärztin zog sich den Mundschutz vom Gesicht und lehnte sich zurück.
    »Stellen Sie sich bloß mal vor, wie schwarz sie dann wären!« Als sie lachte, sah er ihre eigenen perlweißen Zahnreihen. In dem offenen, natürlichen Gesicht kam das strahlende Lächeln umso mehr zur Geltung. »Das geht alles auf das Konto von Dorian Gray.«
    Sie nickte. »Das stimmt. Es ist eine viktorianische Vorstellung, dass unser Äußeres unser innerstes Wesen spiegelt, und sie hält sich hartnäckig.«
    »Na ja, so haben Sie immer zu tun. Wir, Ihre Kundschaft, meine ich, wollen eben ein bisschen …«, er hielt inne und suchte nach dem passenden Wort, »… heiliger aussehen.«
    Dazu grinste er, wie er meinte, lüstern, und sie schenkte ihm erneut ein Lächeln. Mit einem Anflug von Bedauern sah er den Ehering an ihrem Finger. Eigentlich hätte er es gern bei ihr versucht. Ob er Erfolg hatte oder nicht, war nicht so wichtig. Er mochte den Reiz, die Jagd.
    »Also schauen wir es uns mal an.« Sie zog einen Schwenkarm mit Spiegel heran, und er öffnete die Lippen. »Die Teilkronen an den beiden kleinen Schneidezähnen tragen zu einer harmonischen Linie bei, die immer noch sehr natürlich wirkt.«
    Troy betrachtete sein Fünftausend-Pfund-Lächeln. Er fuhr mit der Zungenspitze über die neuen Zähne, erkundete die glatte Oberfläche.
    »Sie merken sicher, dass jeder Zahn für sich steht, mit kleinen Abständen. Dadurch sieht das Ganze natürlich aus. So haben Sie nicht das Problem, dass die Zahnreihe, wenn Sie älter werden, zunehmend künstlich wirkt.«
    Die nicht auch noch, dachte er mit plötzlicher Panik. Sogar die süße Zahnärztin sprach ihn aufs Älterwerden an.
    »Mit dem Bleaching habe ich angefangen, aber das werden Sie erst in ein paar Tagen sehen. Das braucht ein bisschen, und wir wollen behutsam vorgehen, sonst sehen Sie am Ende noch nach Hollywood aus. Außerdem macht es die Zähne brüchig.«
    Troy nickte. Er wusste, wie leicht Zähne brechen konnten. Und Schädel. Sämtliche Knochen, genau genommen. Er hatte immer geschuftet für sein Geld. Vielleicht war er deshalb schneller gealtert. Es wurde Zeit, dass er es ruhiger angehen ließ. Er spülte und spuckte eine rosa Flüssigkeit aus, die nach Erdbeere schmeckte. Nicht alle seine Jobs waren so einfach und unterhaltsam gewesen wie der mit Marcia.
    Aber während er hier saß, auf dem Behandlungsstuhl der hübschen Zahnärztin in der Harley Street, wusste er auch, dass er diesem Leben trotz allem den Vorzug gab. Die Alternative erschien ihm grotesk, sinnlos. Ein mühsamer, armseliger Büro-Job, ein aufgeblasener Tyrann, der auf der schmierigen Karriereleiter schon eine Sprosse weiter war und sein Fitzelchen Macht benutzte, um einen niederzumachen, und dann nach Hause kommen zu einer nörgelnden Alten, die ewig vorm Fernseher hockte. Da fielen ihm gleich sein Bruder und seine grässliche Frau ein.
    Nach der Schule hatte Troy am Flughafen als Küchenhilfe gearbeitet, weil er Geld für Frauen und Drogen brauchte. Mit dem Chef des Catering-Unternehmens war er genauso aneinandergeraten wie früher mit Lehrern und Schuldirektoren. Schon damals hatte er gewusst, dass er so wie die nicht werden wollte.
    Von den Plastikschneidebrettern und hässlichen weißen Hauben hatte er sich schnell verabschiedet – allerdings erst nachdem er während der Zigarettenpausen, die er mit den anderen Küchenhilfen bei den Mülleimern zubrachte, hin und wieder den Privatjet hatte landen oder starten sehen. Er hatte es darauf angelegt, die Aufmerksamkeit des Mannes zu erregen, der diesem Privatjet entstieg.
    Lyndon B. war für Troy eine faszinierende, schillernde Gestalt

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