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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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letzte Woche beendet wurde. Ich weiß nicht, ob Sie auch daran beteiligt waren. Alle Teilnehmer hatten enorm hohen Bluthochdruck. Ich vermute, er konnte es sich nicht leisten, die vorgeschriebene zweiwöchige Ausschleichphase zwischen den Studien abzuwarten. Er muss einen seiner Kumpel überredet haben, für ihn zur Vorauswahl zu gehen, anschließend ist er unter dessen Namen hergekommen. Als wir es bemerkt haben, war es schon zu spät: Er hatte seine Dosis bereits erhalten.«
    Eine lange Pause entstand. Ken räusperte sich und sagte, »Man kann nicht von uns erwarten, dass wir …«
    Er verstummte, als das Piepen des Herzmonitors plötzlich abriss und durch etwas anderes ersetzt wurde: einen lang anhaltenden Ton, der das ganze Zimmer, die ganze Welt ausfüllte. Cynthias Blick flog zum Monitor. Die Zacken warenverschwunden, an ihre Stelle war eine waagerechte Linie getreten.
    »Defibrillator!«, rief der Arzt, legte die Hände auf den Brustkorb des Mannes und drückte in regelmäßigen Abständen darauf. »Sofort!«
    Cynthia war gelähmt vor Entsetzen. Sie bekam undeutlich mit, wie Leute hin und her rannten und etwas quietschend herbeigerollt wurde. Aber ihr Blick klebte am Herzmonitor, an der Linie, die quer darüber lief. An der flachen Signatur des Todes. Sie kämpfte gegen den fast unbezähmbaren Drang an, laut loszuschreien.
    Dann hielt der Arzt zwei Paddles in der Hand, die er auf den Brustkorb des Mannes drückte. Die Leiche – denn das war es jetzt doch? – bäumte sich auf und fiel dann wieder zurück. Die Linie schlug kurz nach oben aus und lief anschließend erneut waagerecht über den Monitor. Cynthia konnte nur noch denken: Es passiert schon wieder. Ich sehe zu, wie jemand stirbt , als die Paddles wieder aufgelegt wurden und sich der Rücken erneut durchbog. Ein kurzes Piepen, dann wieder das monotone Signal. Ich muss hier raus, dachte Cynthia, von Panik geschüttelt. Auf einmal schien der Raum viel zu wenig Sauerstoff zu enthalten. Ich muss sofort hier raus .
    Der Arzt legte noch einmal die Paddles auf, gab einen weiteren Stromstoß. Und diesmal veränderte sich etwas. Der monotone Ton verwandelte sich in ein rhythmisches Piepen, in ein Morsesignal, das besagte: Er lebt, er lebt, er lebt .
    Etwas in ihr löste sich. Sauerstoff schien in den Raum zurückzuströmen, so als hätte jemand ein Fenster aufgerissen.
    »Gut«, sagte der Arzt. »Wir haben ihn. Sehen wir zu, dass wir ihn ins Krankenhaus schaffen.«
    Ken wandte sich seufzend von der Versuchsperson ab, als sein Blick auf Cynthia fiel. Seine Augen weiteten sich. »Was … was machen Sie denn hier?« Sämtliche Blicke warenjetzt auf sie gerichtet, in allen Gesichtern die gleiche Mischung aus Neugier und Misstrauen. Nur Damien grinste fast unmerklich und sah sie mit einer hochgezogenen Braue an.
    »Ich … ich musste auf die Toilette«, stammelte sie mit glühenden Wangen. »Ich habe mich verlaufen und nicht mehr in die Cafeteria zurückgefunden. Dann bin ich hier hereingeraten und dachte, vielleicht stoße ich ja hier auf Sie und …« – sie zuckte die Achseln – »na ja, hier bin ich.«
    »In einem Laborkittel, der Ihnen nicht gehört«, sagte Ken kühl. »Das ist Privateigentum, das Sie da tragen. Man könnte sogar sagen, gestohlenes Privateigentum. Und Sie sind unerlaubt in den Privatbereich der Einrichtung eingedrungen.«
    »Ja, tut mir leid.« Ihre Finger krampften sich um den obersten Kittelknopf. Ihr ganzes Gesicht stand in Flammen, sie musste inzwischen knallrot sein. Aber das war unter den gegebenen Umständen nicht weiter verwunderlich. »Mir ist ein Missgeschick passiert. Der Wasserhahn in der Damentoilette hat verrückt gespielt und mein Oberteil durchnässt.« Sie zog die durchweichte Bluse aus der Tasche und hielt sie hoch wie Beweisstück A. »Sehen Sie? Ich musste mir irgendwas zum Anziehen borgen. Immer noch besser, als hier in einem klatschnassen Oberteil herumzulaufen, dachte ich mir.«
    Damiens Grinsen wurde breiter. »Ach, ich weiß nicht«, sagte er gedehnt.
    Ken warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder Cynthia zuwandte. »Wie sind Sie ohne Ausweis überhaupt reingekommen?«
    »Ich wusste gar nicht, dass man einen braucht«, log sie und atmete tief durch. »Ich bin mit zwei anderen Leuten reingekommen.« Sie verstummte, lächelte und zwang sich, Ken weiter anzusehen. »Sie waren so zuvorkommend. Wennich etwas falsch gemacht haben sollte, tut es mir wirklich leid.«
    Ken zögerte und ließ die Finger knacken.

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