Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
Vom Netzwerk:
Ledereinband hervor. »Sie haben gesagt, Sie wollten sich ein Bild von ihr machen«, bemerkte sie, legte das Album vor Cynthia auf den Tisch und schlug es auf.
    Die Tote lächelte sie an, die Skibrille auf die Pudelmütze hochgeschoben, im Hintergrund die Alpen. Das Foto daneben zeigte eine ähnliche Szene. Fünf Freunde auf einem verschneiten Berg. Sie hatten einander die Arme um die Schultern gelegt und die skibewehrten Füße zu einer Art Can-Can gehoben. Lisa stand in der Mitte, den Kopf in den Nacken geworfen, und lachte. »Sie hat die Berge geliebt«,sagte Mrs Reed. Sie blätterte weiter, seitenweise Geburtstagskuchen, Abschlussfeiern, Ferien in exotischen Ländern und Weihnachtsfeiern im Familienkreis. Momente eines Lebens, das ausgelöscht worden war und nichts als papierne Erinnerungen hinterlassen hatte. Cynthia wurde wieder von diesem beklemmenden Gefühl gepackt und vergaß für einen kurzen Moment, wo sie war. Sie fiel rückwärts, in eine andere Zeit, einen anderen Ort: ein Zimmer voller Blumen, viel zu viele Blumen, deren Duft sich im Raum staute und einem die Luft nahm. Um sie herum das mitleidige Murmeln der Erwachsenen, geflüsterte Gesprächsfetzen: »Armes kleines Ding«, »Sie standen sich so nahe …«, »Schrecklich, dass sie mitansehen musste, wie …«
    Eine Hand berührte sie am Arm. »Alles in Ordnung?«, fragte Mrs Reed und musterte sie besorgt.
    »Ich … ja, danke. Bitte sprechen Sie weiter.« Cynthia versuchte, sich wieder ihre professionelle Maske aufzusetzen, diesmal jedoch vergeblich. Sie wollte nur noch weg hier, sich unter die Fußgänger mit ihren banalen Dramen mischen: ein verspäteter Zug, ein vergessener Schirm. Während Mrs Reed das gesamte Fotoalbum durchblätterte, hätte Cynthia am liebsten laut geschrien. Stattdessen atmete sie tief durch und setzte, als Mrs Reed endlich fertig war, ein mitfühlendes Lächeln auf. »Vielen Dank, dass Sie mit mir gesprochen haben. Ich glaube, ich weiß jetzt genug. Lisa muss ein wunderbarer Mensch gewesen sein. Lebensfroh, intelligent und großzügig. Dürfte ich mir vielleicht ein paar Fotos ausborgen?«
    Mrs Reed blätterte zurück, zu einer Seite mit Schulfotos. Sie berührte das Bild ihrer Tochter. »Ich kann Ihnen das hier und das mitgeben«, sagte sie und löste die Bilder aus ihren Fotoecken. »Sie ist wunderhübsch, nicht wahr?« Sie schien wieder weit weg zu sein. Cynthia nickte, als wieder eine andere Uhr zur falschen Zeit schlug. Sie stand auf und hoffte,dass die Reeds nicht merkten, wie sehr ihre Finger zitterten, als sie die Fotos in ihre Handtasche schob und ihren Mantel zuknöpfte.
    Jessica erhob sich ebenfalls. »Ich bringe Sie zur Tür«, sagte das Mädchen. Die Mutter nickte geistesabwesend.
    Die kalte Winterluft brannte in Cynthias Gesicht und brachte sie wieder zur Besinnung. Jessica betrat hinter ihr den Gartenpfad. Sie trug nur eine Jeans und ein kurzärmeliges T-Shirt, schien die Kälte jedoch gar nicht zu bemerken.
    »Und, haben Sie mit der Polizei gesprochen? Haben die irgendeine Ahnung, wer das getan hat?«
    Cynthia zögerte kurz, bevor sie den Kopf schüttelte. »Nein. Aber dafür ist es auch noch ein bisschen früh.«
    Jessicas Augen füllten sich mit Tränen, und eine davon rollte ihr über die Wange. »Sie bleiben doch an der Geschichte dran, nicht wahr?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte. »Sie schreiben so lange darüber, bis der Täter gefasst wird, ja? Sie werden nicht zulassen, dass sie in Vergessenheit gerät?«
    Cynthia nickte. Der Drang, von hier wegzukommen, wurde fast übermächtig. Da packte Jessica sie am Handgelenk, sodass sie zusammenzuckte. »Werden Sie das wirklich tun? Versprechen Sie es mir?« Ihr Griff wurde fester, und die Augen des Mädchens größer und flehender. Noch eine Träne lief ihr übers Gesicht.
    Cynthia nickte seufzend, diesmal nachdrücklicher. »Ja, ich verspreche es.«
    »Danke«, sagte Jessica leise und ließ sie los.
    Cynthia spürte, wie das Mädchen ihr nachsah, als sie über den Weg zu dem kleinen Gartentor davonging. Kaum war sie auf der Straße, begann sie zu rennen, das Notizbuch immer noch in der Hand. Sie wurde erst langsamer, als sie die schäbigen Läden und libanesischen Cafés der Edgware Road erreicht hatte.

5

    »G ESUNDHEITSBEDROHUNG « A RBEITSZEIT
    von Marcus Grimsby

    Überstunden im Büro haben zu weit verbreiteten Gesundheitsproblemen geführt – immer mehr Menschen klagen über Schlafstörungen, so die neueste Forschung. Eine Untersuchung der

Weitere Kostenlose Bücher