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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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ganze Abende lang so erlebt: ein verhinderter Raucher im Wintermantel.
    Eine kurze Pause entstand, als er die Zigarette zwischen seinen Lippen hervorzog und in den Fingern drehte. Er räusperte sich. »Hast du gesehen, dass an dem Wochenende von Stus Junggesellenabschied das Pokalspiel von Arsenal in Barcelona ist?«, fragte er Damien. Cynthia interessierte sich nicht für Fußball, und normalerweise hätte das genügt, um ihre Gedanken abschweifen zu lassen. Aber irgendetwas an Joes Tonfall ließ sie aufhorchen.
    Damien richtete sich auf und hob den Kopf wie ein Tier, das eine Fährte wittert. »Ja und? Ich weiß, dass die Schotten keine großen England-Fans sind, aber wir werden schon einen Pub finden, der das Spiel zeigt.«
    »Schon, aber … du weißt ja, was für ein Arsenal-Fan Stu ist.« Joe räusperte sich und wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. »Und deshalb hat er beschlossen, die Party von Edinburgh nach … Barcelona zu verlegen.«
    Verwirrt drehte Cynthia sich zu Damien um. Seine Züge hatten sich verhärtet, und die Kiefermuskeln waren angespannt. Sie berührte seinen Arm, aber er reagierte nicht.
    »Schatz?«, sagte sie. »Was ist denn … Stimmt irgendwas nicht mit Barcelona?«
    Er schien sich wieder zusammenzureißen, verzerrte den Mund zu einem Lächeln, das seine Augen jedoch nicht erreichte. Geistesabwesend tätschelte er ihr Knie. »Nein, alles bestens. Barcelona ist … prima.«
    Joe sah sie erstaunt an, so als wäre ihre Frage höchst merkwürdig. »Ich glaube, es geht hier eher um die Reise als um das Ziel, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Nein, das verstehe ich nicht«, sagte sie schnippisch und begann sich zu ärgern. »Und ich wüsste es wirklich sehr zu schätzen, wenn ihr euch eure kryptischen Kommentare und vielsagenden Blicke sparen würdet, bevor ich noch auf die Idee komme, dass ihr eine Affäre miteinander habt.« Siedrehte sich zu Damien. »Was meint er damit? Hast du … du hast doch keine Flugangst, oder?«
    Aber das konnte gar nicht sein, weil Damien durchaus flog. Das wusste sie von den Fotos über seinem Schreibtisch: Damien und sein Kletterkumpel Simon auf einem Gipfel im Himalaya, die Gesichter gerötet vor Stolz und Erschöpfung. Damien beschwipst im grellen Neonlicht von Hongkongs Ausgehviertel. Damien, wie er sich irgendwo auf den Philippinen im Taucheranzug an einem Boot hochzog.
    Aber in den zehn Monaten, die sie jetzt mit ihm zusammen war, waren sie nicht ein einziges Mal irgendwohin geflogen. Nicht, dass sie das nicht angesprochen und Safaris in Kenia, Urlaub in Griechenland und ein Skiwochenende in der Schweiz vorgeschlagen hatte. Aber aus irgendeinem Grund war es nie dazu gekommen. Stattdessen hatten sie den Euro Star nach Paris genommen und waren im Sommer mit einem gemieteten Segelboot die englische Küste entlanggeschippert. Dann war da noch das Wochenende in einem Bed & Breakfast in Bristol gewesen, wo sie Blümchensex in einem nach Potpourri riechenden Zimmer gehabt hatten. Mehr nicht.
    »Natürlich habe ich keine Flugangst«, sagte Damien. Doch er wich ihrem Blick aus. »Mir graut eher vor der Architektur von Barcelona. Der ganze Gaudì-Scheiß geht mir auf die Nerven! Habt ihr die Kathedrale mal gesehen? Eine Mischung aus Geisterschloss und Sandburg.« Er schüttelte sich dramatisch. »Mir bricht der kalte Schweiß aus, wenn ich nur daran denke.« Er legte eine Hand auf Cynthias Schulter und setzte eine gespielt traurige Miene auf: »Ich hätte dich wohl vorwarnen müssen: Ich leide an Gaudìphobie. Eine Erkrankung, die gar nicht so selten ist, wie man glaubt.«
    Neben ihm verzogen sich Joes Lippen zu einem zögernden Lächeln. »Genau. Und? Heißt das, du kommst nicht mit?«
    »Ich denk drüber nach.«
    »Jetzt mal im Ernst, Damien!«, begann Cynthia. »Warum …«
    Aber er brachte sie mit einem plötzlichen Kuss zum Schweigen. »Ich weigere mich, Fragen zu beantworten, die mit ›Jetzt mal im Ernst‹ beginnen.« Er klang liebevoll, aber bestimmt. »Es ist Freitagabend, wir haben eine anstrengende Woche hinter uns, und ich für meinen Teil hätte nichts gegen ein bisschen Spaß und jede Menge Alkohol einzuwenden.« Er legte ihr den Arm um die Taille, und sie zögerte kurz, bevor sie sich an ihn schmiegte. Es brachte nichts, jetzt weiter nachzufragen. Das konnte bis morgen warten, wenn sie allein waren. Und er hatte ja recht: Eine anstrengende Woche lag hinter ihnen, und sie hatte sich auf diesen Abend gefreut.
    Sie war mit ihren besten Freunden

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