Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
streiften die ihren, und einen Moment lang schmiegte sie sich an ihn und überließ sich seinem Kuss. Doch dann löste sie sich wieder von ihm und schüttelte heftig den Kopf.
»Ein netter Versuch! Aber Sex ist keine Lösung.«
»Ach ja? Sex ist sehr wohl die Lösung. Obwohl ich ehrlich gesagt das Problem vergessen habe.«
»Du bist das Problem. Deine Schlaflosigkeit. Und dass du mir erzählst, dass du nur schnell was isst, während du in Wirklichkeit stundenlang aufbleibst. Warum?«
Eine Weile starrte er sie einfach nur an. Dann seufzte er, als entwiche Luft aus einem Reifen. Plötzlich schienen ihn sämtliche Kräfte verlassen zu haben. Er ließ sich aufs Sofa fallen, beugte sich vor, stützte sich auf die Oberschenkel und schlug die Hände vors Gesicht. Ein weiterer Seufzer erschütterte seinen Körper, und Cynthia bekam Angst.
Als er »Na gut«, murmelte, hörte sich das an, als führte er Selbstgespräche. Ohne den Kopf zu heben, klopfte Damien neben sich aufs Sofa. Cynthia setzte sich und wartete. Sekunden vergingen, und je länger das Schweigen dauerte, desto größer wurde ihre Angst. Nur noch das schwache Gurgeln in den viktorianischen Wasserleitungen war zu hören. Was hatte Damien Schlimmes zu verbergen? Hatte es etwas mit ihrer … Beziehung zu tun? Eine heimliche Affäre, die an ihm nagte, ihm den Schlaf raubte? Die Angst verwandelte sich in grässliche Panik.
Als er endlich mit der Sprache herausrückte, konnte sie ihre Erleichterung nur mit Mühe verbergen. »Ich hatte einen Albtraum«, sagte er.
Cynthia ließ sich in die Sofakissen sinken und unterdrückte ein Lächeln. Nichts Schlimmes, nur ein böser Traum. Ihr Freund liebte sie, und alles war in Ordnung. Dann fiel ihr das Kreuzworträtselheft wieder ein. Seitenweise ausgefüllte Kästchen.
»Du meintest sicherlich Alb träume ? Halten die dich vom Schlafen ab?«
Er sah hoch und blinzelte. »Nein. Ich habe mich nichtklar genug ausgedrückt: Ich habe einen Albtraum, nur einen einzigen.«
»Du meinst einen wiederkehrenden Albtraum?«
Er nickte wortlos. Ein Haarbüschel stand ihm vom Kopf ab, und Cynthia strich es gedankenverloren glatt, während sie versuchte, diese Information mit ihrem Freund in Einklang zu bringen. Damien war kein ängstlicher Typ. Ihr fiel nichts ein, wovor er Angst hatte. Dann dachte sie wieder an den Pub und Joes Worte zurück.
Das Problem ist die Reise.
»Ist dieser Albtraum daran schuld, dass du nicht mehr fliegen willst?«
Damien warf ihr einen überraschten, ertappten Blick zu, in den sich langsam Resignation mischte. Cynthia wartete, während er es sich auf dem Sofa bequem machte, sich auf den Rücken legte, seinen Kopf in ihren Schoß bettete und seine Beine über die Armlehne baumeln ließ. »Ja.«
Sie strich ihm über die Stirn und fragte sich, welche Gedanken und Ängste sich wohl dahinter verbargen.
»Erzählst du mir davon? Ich würde dir gerne helfen. Und wenn das nicht geht, möchte ich dich wenigstens verstehen.« Als darauf Stille folgte, fügte sie hinzu: »Bitte.«
Er schloss die Augen. »Der Traum beginnt immer mit Turbulenzen.« Seine Stimme war monoton, vollkommen leblos. »Ich höre, wie die Gepäckfächer klappern, die Koffer verrutschen. Du bist auch dabei.« Cynthia bekam Gänsehaut. Trotzdem lächelte sie ihm ermutigend zu, als er die Augen öffnete. »Du sitzt direkt neben mir. Deine Hand berührt mein Knie, und ich drehe mich zu dir um. Ich lächle dich an, weil ich weiß, dass dich das Fliegen nervös macht. Ich will dich beruhigen, wegen der Turbulenzen.« Er lachte ein trockenes, bitteres Lachen, so als bräche etwas entzwei. »Deshalb will ich so was sagen wie ›Mach dir keine Sorgen‹. Aber dann sehe ich deinen Gesichtsausdruck, und die Wortebleiben mir im Hals stecken. Deine Augen … sind weit aufgerissen vor Entsetzen. Sie fixieren etwas direkt hinter mir, knapp über meinem Fenster. Ich drehe mich um.« Er verstummte und stützte sich auf, um nach dem Wasserglas auf dem Couchtisch zu greifen. » Ein Riss läuft quer durchs Flugzeug. Ich sehe, wie Wasser daran entlangperlt. Während ich hinsehe, wird er immer länger und länger, er reicht bis zur Oberkante meines Fensters. Kurz scheint alles um mich herum zu erstarren. Ich bekomme eine tierische Angst, bin wie gelähmt, kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Dann fällt ein Tropfen auf meinen Arm. Das bricht den Bann, und ich beginne zu schreien. Ich rufe die Stewardess. Stewardess! Sie müssen dem Captain sagen, dass er
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