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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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sie in gleichmäßigen Reihen an. Die weiblichen Mordopfer des vergangenen Jahres schienen nicht viele Gemeinsamkeiten zu haben: Es gab dicke und dünne Frauen, ein Mädchen im Teenageralter und eine Zweiundfünfzigjährige. Schwarze, Weiße und Asiatinnen. Vier davon waren erschossen worden, zwei erstochen, und einer hatte man mit einem Stein den Schädel eingeschlagen. Einer weiteren Frau hatte man Rattengift eingeflößt, und eine andere war tot in einem Imbissstand in Camden abgelegt worden. Zwei waren einem sogenannten Verbrechen aus Leidenschaft zum Opfer gefallen: Eine Frau war von der eifersüchtigen Ehefrau ihres Liebhabers überfahren worden, und eine war verbrannt, als ihr Exmann das Haus abfackelte, in dem sie einst beide gewohnt hatten. Entweder leistete die Polizei fantastische Arbeit, oder die Mörder waren Stümper, denn acht dieser Fälle waren bereits aufgeklärt, und die Täter saßen hinter Gittern.
    »Woran arbeitest du gerade?«
    Sandra stand hinter ihr und knöpfte ihren Mantel auf. Cynthia zeigte auf die Zeitungsausschnitte. »Das ist ein Überblick über alle Frauen, die in den letzten zwölf Monaten in London ermordet worden sind. Wer wie warum gestorben ist. Ich recherchiere zum Mord an Lisa Reed.«
    »Oh, wie erhebend. Keine Ahnung, warum die Leute Journalisten als Leichenfledderer bezeichnen.«
    »Na ja, entweder das hier – oder über Verkehrsunfälle berichten.«
    Sandra hängte lachend ihren Mantel auf, bevor sie sich neben ihr niederließ. Cynthia widmete sich wieder ihren Artikeln und las sie nacheinander durch. Als sie zu der Leiche im Imbissstand kam, hielt sie inne. Das war der mit Abstand kürzeste Artikel: nur ein paar Zeilen in den Lokalnachrichten. Die Frau war in Camden, einige Blocks von der Straße, in der man sie zuletzt gesehen hatte, tot aufgefunden worden. Kein Wort über die Todesursache und keine weiteren Artikel. Der Fall war also vermutlich nie gelöst worden. Was nicht erklärte, warum so wenig darüber berichtet worden war. Oder warum Cynthia sich nicht erinnern konnte, je davon gehört zu haben. Dabei lag Camden Market ganz in der Nähe. Sie betrachtete das Foto, aber es war klein und grobkörnig, man erkannte nicht viel. Sie konnte sehen, dass es sich um eine blasse, blonde Frau handelte, mehr nicht.
    »Seltsam«, sagte sie laut.
    »Was ist seltsam?«, fragte Sandra, die in ihrer Handtasche wühlte.
    »Kannst du dich daran erinnern, dass im November hier ganz in der Nähe eine Frau ermordet worden ist? Anscheinend wurde sie auf dem Camden Market gefunden. Wieso habe ich davon nichts mitbekommen?«
    Sandra machte ein nachdenkliches Gesicht, während sie einen Beeren-Smoothie hervorzog (die Folge eines akuten Anfalls von Gesundheitsbewusstsein). Sie machte den Reißverschluss ihrer Handtasche wieder zu und stellte sie auf den Boden. »Das ist aber wirklich selt… Ach, warte, jetzt fällt es mir wieder ein. Warst du nicht Ende November im Urlaub?«
    »Oh ja, stimmt. Ich war eine Woche mit Damien in Paris.« Cynthia lächelte bei der Erinnerung. Sie hatten ein Hotelzimmer direkt unterm Dach gehabt, mit schrägen Wänden, an denen sich Damien beim Sex ständig den Kopf gestoßenhatte. »Trotzdem wundere ich mich, dass es überhaupt keine späteren Artikel dazu gibt.«
    »Dafür gibt es einen Grund«, sagte Sandra und schraubte den Smoothie-Deckel auf. »Das Opfer war eine Prostituierte.«
    Cynthia las erneut die wenigen Zeilen unter dem Bild der Frau. »Nein, war sie nicht, zumindest steht das nicht hier.«
    Sandra nahm einen Schluck von der lila Flüssigkeit und verzog das Gesicht. Sie war im Grunde ihres Herzens Cola-Trinkerin. »Das wurde absichtlich unterschlagen. Der Chef des Lokalteils meinte, das sei der Toten gegenüber respektlos und würde so aussehen, als ob man das Opfer für die Tat verantwortlich macht … so was in der Art. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Aber es wurde deswegen nicht weiterverfolgt, weil der Nachrichtenchef fand, Prostituierte hätten ein hohes Berufsrisiko und man könnte mehr oder weniger erwarten, dass sie von einem durchgeknallten Zuhälter oder gestörten Freier umgebracht werden. Mit anderen Worten: Wenn es dann wirklich passiert, hat es nur einen geringen Nachrichtenwert.«
    »Wie reizend!«, sagte Cynthia aufgebracht. »Wir haben also beschlossen, dass das Leben dieser Frau weniger wert ist, nur weil sie diesen Beruf ausübt. Jack the Ripper hatte es ausschließlich auf Prostituierte abgesehen. Der Sentinel hätte

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