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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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Scoop. Jederschien darauf aus zu sein, sie an den Triumph ihres Rivalen zu erinnern.
    »Oh«, sagte sie niedergeschlagen. »Und, war er gut?« Sie setzten sich an einen Tisch neben der Glaswand, von dem aus man die Aufzüge im Blick hatte. Das Café in der Lobby des Sentinel -Gebäudes war ein dreieckiger Raum voller Holztische, roter Samtsofas und gerahmter Schwarz-Weiß-Fotos von London.
    Sandra leerte den Inhalt eines Zuckertütchens in ihren Caffè Latte. »Er war ziemlich interessant. Sie haben das Verteidigungsministerium um eine Stellungnahme gebeten und gefragt, ob es rechtliche Schritte gegen die Website geben wird, die ihnen die Wirkstoffkombination geklaut hat. Aber das Verteidigungsministerium sagte, für Niton gäbe es keinen Patentschutz. Ob frei damit gehandelt werden dürfe oder nicht, müsse irgend so eine Regierungsbehörde entscheiden. Die Regierungsbehörde wiederum hat auf die Polizei verwiesen. Die ihrerseits erklärt, nein, die Behörde sei zuständig. Sprich: Niemand fühlt sich dafür verantwortlich, dass eine unzureichend getestete, bewusstseinsverändernde Substanz im Internet frei erhältlich ist.«
    »Hm«, sagte Cynthia. »Das ist tatsächlich interessant.«
    »Ja, vor allem wenn man bedenkt, wie viele das Zeug bereits bestellt haben: eine halbe Million Menschen. Angesichts der Tatsache, dass heute vor einer Woche noch kein Schwein etwas von diesem Zeug wusste, ist das ziemlich beachtlich.«
    »Eine halbe Million!«, wiederholte Cynthia. Sie nippte an ihrem Cappuccino und starrte in die Lobby hinaus. Seit Marcus’ Artikel über 24/7 erschienen war, hatte Cynthia Dutzende von Gesprächen zu diesem Thema mit angehört. Ob im Lift, in der Schlange vor der Essensausgabe oder im Lebensmittelladen – alle hatten übers Schlafen gesprochen: wie viele Stunden Schlaf sie brauchten, dass ernie ausreichend war und wie anders das Leben ohne Schlaf wäre. In einer Stadt, in der Schichtarbeit und so viele Überstunden geleistet wurden, hatte Marcus’ Artikel einen Nerv getroffen.
    Mit einem Klirren stellte Cynthia ihre Tasse wieder ab. »Eine halbe Million«, murmelte sie und verspürte eine heftige Aversion gegen Stay Up und seine Kunden. »Was ist mit diesen Leuten bloß los? Begreifen die denn nicht, dass der Mensch tatsächlich schlafen muss , um seine Zellen und was weiß ich noch alles zu reparieren? Es ist ein Riesenfehler, den Schlaf-wach-Rhythmus zu manipulieren.«
    »Ihr manipuliert ihn auch gerade«, sagte eine Stimme neben ihr.
    Cynthia zuckte derart zusammen, dass ihr Cappuccino überschwappte. Schaum lief an der Tasse herunter und bildete eine Pfütze auf der Untertasse. Am Nebentisch saß Marcus mit einem schwarzen Kaffee und sah sie aus blassen Augen an.
    »Oh, hallo, Marcus«, sagte Sandra unsicher. »Wie lange sitzt du schon … äh … Wie meinst du das, dass wir ihn auch gerade manipulieren?«
    Er wies mit dem Kinn auf ihre Getränke.
    »Koffein«, sagte er. »Eines von vielen Hilfsmitteln, mit denen wir den Schlaf-wach-Rhythmus manipulieren, so wie mit Nikotin oder auch Amphetaminen wie Speed und Kokain. Spätestens seit Erfindung der Elektrizität versucht der Mensch, den Schlaf immer weiter zurückzudrängen. Vorher legte man sich schlafen, sobald es dunkel wurde, und wachte bei Tagesanbruch wieder auf – jedenfalls die Leute, die sich kein Lampenöl oder Kerzen leisten konnten. Wusstet ihr, dass die Menschen zu viktorianischer Zeit zwei, drei Stunden länger geschlafen haben als wir heute?«
    Cynthia sah Marcus erstaunt an. So gesprächig hatte sieihn noch nie erlebt. »Nein«, sagte sie in die darauffolgende Stille hinein. »Das wusste ich nicht.«
    Er leerte ein Zuckertütchen in seinen Kaffee und rührte energisch um, sodass sich ein kleiner schwarzer Strudel bildete. Als er wieder aufsah, war in seinen Augen ein intensives Leuchten, das sie an einen religiösen Fanatiker erinnerte. »Die meisten Briten sagen, der Tag habe nicht genügend Stunden, und sie bräuchten einfach mehr Zeit. Niton wird genau das für jeden erreichbar machen und die Grenze zwischen Tag und Nacht aufheben.«
    Cynthia musste laut lachen. »Ach, komm schon, Marcus!«, sagte sie kopfschüttelnd. »Das ist ja wohl etwas übertrieben.«
    Er beugte sich vor. Das Glitzern in seinem Blick ließ sie zurückweichen. »Absolut nicht. Das Medikament bedeutet für den Schlaf, was die Pille für den Sex bedeutet hat: Es versetzt uns in die Lage, eine sogenannte natürliche Körperfunktion unter unsere

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