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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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Inhalt nicht so recht. »Was dann?«
    Ein trauriges Lächeln verzerrte Lishs Lippen. »Wir haben aufeinander aufgepasst. Kein Zuhälter oder eine Escort-Agentur, nur wir beide. ›Selbstständig‹ hat Mary uns immergenannt. Es gibt zwar niemanden, der dich beschützt, aber auch keinen, der dir dein Geld wegnimmt und dir Probleme macht.« Lish nahm einen Schluck Tee und sah versonnen in die Ferne.
    »Uns hat das Wort ›selbstständig‹ gefallen. Wir haben uns stark gefühlt, verstehen Sie? Unabhängig.«
    »Und wie genau haben Sie aufeinander aufgepasst?«
    Lish zog einen Schuh aus und begann, ihren bestrumpften Fuß unter dem Tisch zu massieren. »Wir haben uns bei jedem Freier eine SMS geschickt. Uns Bescheid gegeben, mit wem wir losziehen, samt Autokennzeichen, Adresse oder Hoteladresse. Keine SMS, kein Sex: So lautete die Regel.«
    Cynthia spürte Erregung in sich hochsteigen. »Hat sie das in der Nacht, als sie starb, auch getan?«
    Lish holte eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Handtasche und klopfte eine aus der Packung. Dass sie vorhatte, im Café zu rauchen, merkte Cynthia erst, als Lish ein Feuerzeug zückte und die Flamme emporzüngeln ließ. Sie legte den Kopf in den Nacken, inhalierte tief und blies den Rauch zur Decke. »Ja.«
    »Lish«, sagte eine barsche Stimme hinter dem Tresen. »Willst du, dass ich ’ne Strafe aufgebrummt kriege? Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du hier nicht rauchen darfst?«
    »Ist ja gut«, erwiderte Lish. Die Zigarette verwandelte ihren Seufzer in eine Rauchsäule. »Reg dich ab, Earl. Nur ein paar kurze Züge, dann mache ich sie aus.« Sie drehte sich zu den anderen Tischen um. »Ist ja nicht so, als würd ich wen stören.«
    Cynthia konnte ihre Aufregung kaum unterdrücken. »Und … Sie wissen also, mit wem sie als Letztes zusammen war?«
    »Ja.«
    Sie wartete ungeduldig, bis Lish einen weiteren tiefen Zug genommen hatte. Eine erneute Rauchsäule.
    »Und?«
    »Nichts und. Es war kein Freier, der sie ermordet hat.«
    »Woher wollen Sie das so genau wissen?«
    »Weil Wally der Letzte war, mit dem sie zusammen war. Das ist nicht sein richtiger Name, aber wir haben ihn immer so genannt. Ein Stammkunde, einmal die Woche, seit mehr als einem Jahr. Er stand auf Outdoor-Sex. Mary hat immer Witze gemacht, dass das vielleicht gar kein Fetisch, sondern bloß ein Vorwand ist, um kein Hotelzimmer zahlen zu müssen.« Mit einem Lächeln streifte sie die Asche in ihre Untertasse ab und sah erneut versonnen in die Ferne.
    »Woher wollen Sie wissen, dass er es nicht war?«
    »Ich habe den Fall verfolgt, habe immer wieder bei der Polizei nachgefragt. Mary hat den Täter gekratzt. Unter ihren Nägeln waren Haut- und Blutspuren. Die Polizei hat Wally gefunden. Keine Übereinstimmung. Aber mir war ohnehin klar, dass er es nicht war. Ich bin ein paar Mal mit ihm mitgegangen, wenn Mary krank war. Der kann keiner Fliege was zuleide tun. Man bekommt ein Gespür dafür, wenn man diese Arbeit macht. Das muss man auch, wenn man überleben will.« Sie warf einen vielsagenden Blick auf Cynthias Schal und blies den Rauch aus Rücksichtnahme seitlich aus dem Mundwinkel. »Schöner Schal«, sagte sie. »Ich trage keine Schals, weil man mich damit erwürgen könnte. Darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen, wenn Sie sich anziehen, aber ich schon.«
    Cynthia berührte den Wollschal. Die Kluft zwischen ihnen, die durch die Auseinandersetzung mit dem Betrunkenen kleiner geworden war, war größer denn je. »Da haben Sie recht«, sagte sie. »Das muss ich tatsächlich nicht.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da, während Lish rauchte und Cynthia nachdachte. Draußen verzogen sich die Wolken, sodass man ein paar Sterne funkeln sah. »Wenn Marys Mörder kein Freier war – wer war es dann?«
    Lish drückte ihre Zigarette aus, lehnte sich zurück und schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    Cynthia wagte es nun doch, an ihrem Kaffee zu nippen, und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass er richtig gut schmeckte. Sie nahm einen größeren Schluck, bevor sie fragte: »Sie haben vorhin erwähnt, dass noch jemand Fragen über den Mord an Mary gestellt hat. War es ein anderer Reporter?«
    Lish schüttelte den Kopf »Nein, die Polizei.«
    Cynthia war wie elektrisiert. »Ach ja? Wann denn?«
    Lish überlegte. »Das erste Mal vor zwei oder drei Wochen. Dann sind sie vor ein paar Tagen noch mal mit mehr Fragen wiedergekommen.«
    »Was waren das für Fragen?«
    »Sie wollten

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