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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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Cindy.«
    »Cynthia«, verbesserte sie und grüßte in die Runde. Sie musterte die ihr zugewandten Gesichter. Ein zusammengewürfelter Haufen, der nur eines gemeinsam hatte: dunkle Augenringe. Der Mitgliedsausweis eines Clubs, dem sie nicht angehörte. Sie setzte sich und strich befangen ihren Rocksaum glatt.
    »Und, wie findet du die Location?«, wollte Dan von Damien wissen und zeigte auf die Bar.
    »Cool. Und ziemlich versteckt«, sagte Damien. »Sie ist mir vorher noch nie aufgefallen.«
    Dan nickte. »Das ist Absicht. Der Besitzer legt keinen Wert auf Laufkundschaft und überlegt, den Laden ›Shifters‹ zu nennen.«
    »Shifters«, wiederholte Cynthia nachdenklich. »Dieses Wort höre ich in letzter Zeit öfter. Es stammt von deiner Website, nicht wahr? Hast du den Begriff selbst geprägt?«
    Dan nickte und rieb beim Sprechen langsam die Hände. »Ich habe nach einem Wort gesucht, das die Abkehr von Schlaf und die Hinwendung zu einem Rund-um-die-Uhr-Leben ausdrückt – den damit verbundenen Paradigmenwechsel oder ›Shift‹, wenn du so willst.«
    Die Rothaarige neben Cynthia mischte sich ein: »Das Wort hat auch eine ganz praktische Bedeutung, nämlich die Fähigkeit, sich auf Schichtarbeit einzustellen. Die Globalisierunghat dazu geführt, dass auch bei uns immer mehr Leute nachts arbeiten. Ich glaube, es sind jetzt mehr als fünf Millionen.«
    »Ja«, sagte Cynthia und wandte sich ihrer Sitznachbarin lächelnd zu. Die Frau hatte den verzweifelt freundlichen Blick, den Cynthia von Almosensammlern und den Zeugen Jehovas kannte. »Ich bin auch eine von diesen fünf Millionen. Entschuldige, ich habe deinen Namen nicht richtig verstanden?«
    »Edith«, sagte ihre Nachbarin und gab ihr die Hand. »Dans Freundin.« Als sich ihre Hände berührten, sah Cynthia, wie Edith die Haut unter ihren Augen musterte und ihr Lächeln etwas weniger strahlend wurde. »Du arbeitest also Nachtschichten … und bist trotzdem nicht versucht, 24/7 zu nehmen?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Cynthia achselzuckend. »Ich schlucke nicht gern Medikamente. Außerdem schlafe ich ganz gern.«
    Daraufhin verschwand Ediths Lächeln völlig. Sie beugte sich an Cynthia vorbei und richtete ihre nächste Frage an Damien. »Und seit wann bist du Shifter?«
    Cynthia fühlte sich unwohl. Nicht nur weil diese Frau so abrupt jedes Interesse an ihr verloren zu haben schien, sondern auch wegen der Selbstverständlichkeit, mit der sie Damien diese Frage stellte: so als wäre sie auf einer Cocktailparty und fragte, was er beruflich mache.
    »Seit siebenundfünfzig Tagen«, erwiderte er.
    »Wow«, sagte Edith und legte mit einer theatralischen Geste die Hand aufs Herz. »Du gehörst also zur Gründergeneration!«
    Du lieber Himmel, noch so ein schräger Begriff! Cynthia sah in die Runde und hoffte, das Gespräch auf ein anderes Thema lenken zu können. Aber alle Augen ruhten inzwischen auf Damien.
    »Dan gehört auch zur Gründergeneration«, verkündete Edith stolz.
    » Neun undfünfzig Tage«, betonte Dan und zeigte auf die Ringe unter seinen Augen. Im Lampenlicht sahen sie violett aus. »Als ich von 24/7 erfahren habe, habe ich es sofort bestellt und die erste Kapsel genommen.«
    Edith zeigte verlegen auf ihre eigenen, blasseren Augenringe. »Sechzehn Tage, wie ihr seht.« Sie seufzte.
    Dan tätschelte ihren Arm. »Mach dir keine Sorgen, Edith. Die werden schon dunkler!«
    Ein Gefühl von Unwirklichkeit erfasste Cynthia, während sie die Gesichter am Tisch mit ihren dunklen Flecken betrachtete. In den letzten Wochen hatten 24/7-Konsumenten viel schlechte Presse bekommen, und trotzdem wurden es immer mehr. Ärzte warnten vor möglichen Nebenwirkungen. Mütter forderten ein Verbot, und alle Welt – angefangen von Studenten bis hin zu Rechtsreferendaren – beklagte sich darüber, dass die Konsumenten, die ihren Tag verlängerten, einen unfairen Wettbewerbsvorteil genossen. Der Aufschrei der Empörung hatte viele Konsumenten in die Anonymität getrieben, und Damien hatte begonnen, sich Cynthias Concealer auszuleihen und die dunkler werdenden Schatten damit zu überdecken.
    Aber jetzt trug er keinen Concealer. Dies war ein Ort, an dem man mit dunklen Augenringen punkten konnte. Sie schüttelte den Kopf, weil es so surreal war.
    Dan war das nicht entgangen, denn er lächelte sie überheblich an und sagte: »Das muss einem Nicht-Shifter alles ziemlich bizarr vorkommen.«
    »Shifter.« Damien wiederholte den Begriff, als ließe er ihn sich auf der Zunge

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